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Sport: Fliegendes Rad

Warum Ullrich Glück hatte

Aus einer riesigen Box dröhnten die Sprüche eines Souvenirverkäufers, und in das Wortgewitter der bedrohlichen Dezibelstärke mischte sich schrille Volksmusik. Paris, Pont de Concorde. Der Prologkurs der Tour de France führt hier vorbei an dieser Brücke. Unzählige Fans harren aus, nur ein paar Deutsche gehen, vertrieben von der Volksmusik oder vom Souvenirhändler oder von der schlechten Sicht, wer weiß das schon. Tja, schlechtes Timing. Denn nach der Brücke, der Pont de Concorde, knickt die Straße um 90 Grad, und deshalb hat Jan Ullrich plötzlich ein Riesenproblem. Er weiß es nur nicht. Wäre aber interessant gewesen, wenn er plötzlich eine Panne gehabt hätte, ein geplatzter Reifen oder ein Sturz, jedenfalls wenn er sein auf ihn zugeschnittenes Ersatzrad benötigt hätte. Da hätte er winken können, bis ihm die Hand abgefallen wäre: Er hätte es nicht bekommen, höchstens ein anderes, eines, das nicht extrem auf ihn zugeschnitten ist. Sein SpezialErsatzrad lag beschädigt an einer Absperrung, weil eine 90-Grad-Kurve mit einem Auto offenbar doch nicht einfach zu fahren ist. Jedenfalls wenn man ein Fahrrad auf dem Dach hat, Ullrichs Ersatz-Fahrrad genau gesagt. Der Mannschaftswagen von Ullrichs Team Bianchi war zu schnell in die Kurve gefahren, das Rad löste sich und knallte Richtung Zuschauer. Die hätten das sündhaft teure Velo gerne gehabt, aber bei der Tour gibt es viele Polizisten. Die sicherten Ullrichs Rad. Ein Bianchi-Mitarbeiter holte es später ab. Aber Ullrich hatte keine Panne. Ullrich wurde Vierter. jöwe

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