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Sport: Floskeln und Vorwürfe

Schalke ist nach Verlust der Tabellenführung ratlos

Ungläubig schaute Ailton auf den Rasen. Die Enttäuschung des Brasilianers war groß. Der Stürmer und seine Mitspieler vom FC Schalke 04 hatten für ihren Ausflug in das Mainzer Stadion am Bruchweg ein freundlicheres Ende eingeplant. Nach dem 1:2 am Sonntag beim Aufsteiger war amtlich, dass die Schalker ihre nur eine Woche zuvor erkämpfte Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga schon wieder an den FC Bayern München verloren hatten. Beim Torjubel zum zwischenzeitlichen Schalker Ausgleich war Ailton zwar der erste auf dem Rasen der gejubelt hatte. Aber dafür war er nach Spielschluss auch der erste Spieler, der in der Kabine verschwand.

Es gab nur wenige bei Schalke 04, die in der Stunde der bitteren Niederlage reden wollten. Kapitän Frank Rost zum Beispiel. Er sagte: „Wir sind wahnsinnig enttäuscht.“ Der Torwart sah ein wenig verwirrt aus. Hatten die Schalker den Gegner unterschätzt? „Glaube ich eigentlich nicht“, sagte Rost. Und: „Noch haben wir eine Chance.“ Natürlich, Rost will noch an das Ziel Titel glauben. Wenngleich er sich Sarkasmus nicht verkneifen konnte: „Wir könnten auch Tabellenletzter sein, und dann wäre die Situation viel schlimmer.“ Allerdings könnte die Situation für eine Mannschaft, die noch vor wenigen Tagen vom Titel gesprochen hat, nun kaum trauriger sein. Was Rosts Vorderleute gegen Mainz ablieferten, war zu harmlos für ein Team, das die Bayern herausfordern will. Ralf Rangnick hatte das nicht übersehen. Trotzdem versuchte Schalkes Trainer, optimistisch zu wirken. Aber er sonderte nur Floskeln ab.

Beim verbalen Schlagabtausch im Streit um den Transfer von Mimoun Azaouagh von Mainz nach Schalke zeigten sich die Verantwortlichen aus Gelsenkirchen dann in besserer Form als ihre Spieler auf dem Platz. Der U-21-Nationalspieler ist schwerer verletzt als zum Zeitpunkt der Verhandlungen angeblich bekannt war, weshalb Schalkes Manager Rudi Assauer nun die Ablösesumme von 650 000 Euro nicht zahlen will. Assauer warf den Mainzern „unterstes Niveau“ vor. Der Mainzer Präsident Harald Strutz sprach dagegen von „einer Frechheit, die wir uns nicht gefallen lassen“. Die Mainzer wollen ihr Geld für den abgewanderten U-21-Nationalspieler notfalls einklagen, gestern sollte die letzte Zahlungsaufforderung in Gelsenkirchen eintreffen.

Gestern abend reagierte Schalke auch noch schriftlich. Mainz wird in einer Pressemitteilung „Vertrauensbruch“ vorgeworfen, weil der Verein ein vertrauliches Schreiben veröffentlicht habe. Außerdem habeSchalke nicht von „Betrug“, sondern von „arglistiger Täuschung“ geredet. Zudem habe Schalke durchaus noch Zahlungen angekündigt – für den Fall, dass Azaouagh „noch bis zum 30. Juni 2005 in der Bundesliga“ eingesetzt werden könne.

Gut möglich, dass der Fall Azaouagh den Schalkern gar nicht so ungelegen kommt. Er lenkt davon ab, dass der Klub das Rennen um den Titel vielleicht schon wieder verloren hat.

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