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Sport: Fluch des America’s Cup

Kai Müller über Reiz und Reizen beim wichtigsten Segelereignis der Welt

Es hat ein bisschen gedauert, bis in deutschen Fernsehsesseln die Erkenntnis reifte, dass Segeln kein Hallensport ist. Und auch der America’s Cup ist leider von dieser Tatsache nicht ausgenommen, obwohl so unglaublich viel Geld im Spiel ist. Den Wind hat noch keiner zu kaufen vermocht. Der Schock über den flauen Beginn und das schlechte Abschneiden des deutschen United-Internet-Teams vor Valencia hat denn auch das größte Segelereignis der Welt hierzulande wieder zu dem gemacht, was es eigentlich immer war: eine reichlich obskure Randsportart, bei der die Akteure hinter dem Horizont verschwinden, um nachher umso tollere Geschichten zu erzählen.

Dabei waren die Ausscheidungsregatten nur Vorgeplänkel, eine gute Gelegenheit für die Verlierer, sich in windige Ausreden zu flüchten. Das heute beginnende Duell von Titelverteidiger Alinghi und dem Team New Zealand ist anders. Wie eine Schachpartie, die mit Boxhandschuhen ausgefochten wird. Es gehört einiges an Brutalität dazu, auf einer mehrere Millionen Euro teuren, fragilen Rennmaschine mit voller Fahrt auf den Kontrahenten zuzujagen, als wollte man ihn versenken. Sie denken, die Flüche auf dem Fußballplatz seien schlimm? Das ist gar nichts im Vergleich zu den Beschimpfungen, die an der Startlinie zwischen den Booten ausgetauscht werden. Die stehen so lange mit flatternden Segeln im Wind, bis einer der beiden Besatzungen keine neuen Beleidigungen mehr einfallen. Wer zuerst verstummt, hat das Rennen praktisch schon verloren.

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