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Sport: Fluchen, grätschen, foulen

Herthas Andreas Neuendorf ist seit Oktober verletzt – gegen Leverkusen gibt er vielleicht sein Comeback

Berlin . Die letzten Minuten vor dem Spiel sind die schlimmsten. Da sitzen die Kollegen in der Kabine, sie konzentrieren sich, sie lockern die Muskulatur. Und mittendrin steht Andreas Neuendorf. In Zivil. Hilflos. Unnütz. Seit Oktober klagt der Fußballprofi des Bundesligisten Hertha BSC über starke Schmerzen an der Leiste. Jetzt steht er vor der Rückkehr: Nach einem halben Jahr wird Neuendorf am Sonnabend beim Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen erstmals wieder auf der Ersatzbank sitzen. „Für einen Kurzeinsatz reicht es schon“, sagt Trainer Huub Stevens.

Der letzte Test fand am vergangenen Freitag statt: Da spielte Hertha BSC gegen den weißrussischen Erstligisten Schachtjor Soligorsk – und Neuendorf durfte 90 Minuten lang mitspielen. „Ich wollte ihn testen“, sagt Stevens. „Und es war die richtige Entscheidung, ihn durchspielen zu lassen.“ Neuendorf sieht einen Einsatz in Leverkusen etwas skeptisch. Gegen Soligorsk „war ich nach einer halben Stunde völlig platt. Ich musste da einiges an Tempo rausnehmen“. Stevens drückt sich etwas anders aus: „Ich musste ihn zurückhalten.“ Dass Neuendorf müde wurde, sei normal, „er soll in erster Linie in Ruhe seinen Rhythmus finden“.

Damit hat Neuendorf seit Oktober Probleme. Damals bestritt er bei Energie Cottbus sein bis dato letztes Bundesligaspiel. Einmal kam er zwischenzeitlich zurück, im Dezember war das, im Uefa-Cup-Spiel gegen den FC Fulham. Heute sagt Neuendorf: „Die Entscheidung, dort zu spielen, war falsch.“ Nach dem Abpfiff waren die Schmerzen stärker als vorher. Nach drei Operationen an der Leiste macht ihm eine Fehlstellung des Beckens große Probleme. „Die Wunden sind schlecht vernarbt“, sagt Neuendorf. Seit drei Wochen erst kann er wieder mit den Kollegen trainieren.

Jetzt geht es gegen Bayer Leverkusen. Dort stand Neuendorf bis vor eineinhalb Jahren noch unter Vertrag. Dass er am Sonnabend auf der Bank sitzen wird, ist schon deshalb wahrscheinlich, da sich bei Hertha in dieser Woche die Verletzungen gehäuft haben. Nené hat sich gegen Soligorsk erneut einen Muskelfaserriss zugezogen und fällt wohl für drei Wochen aus. Bei Abwehrchef Dick van Burik wurde ein Außenbandteilanriss im linken Knöchel diagnostiziert. „Dick kann es aber bis Sonnabend schaffen“, sagt Stevens. Auf der Ersatzbank wird er wohl dennoch sitzen. Für ihn könnte Arne Friedrich in die Innenverteidigung rücken, Nationalspieler Marko Rehmer würde dann auf der rechten Seite spielen. Und Neuendorf? Stevens weiß, was Hertha nachgesagt wird. Die Mannschaft sei zu brav, zu anständig. Neuendorf gilt als nicht gerade höflich auf dem Platz. Er flucht, er grätscht, er foult. Auf dem Platz ist er ein Ekelpaket. Genau der Mann, den Stevens braucht.

André Görke

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