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Sport: Flucht aus Bagdad

Trainer Bernd Stange: Es macht keinen Sinn zu bleiben

Berlin. Bernd Stange war am Donnerstag in Eile. Im Sheraton-Hotel von Bagdad packte der deutsche Fußballtrainer hastig seine Sachen zusammen, danach fuhr er zum Flughafen, um schnell noch ins jordanische Amman zu kommen. „Meine Mission als irakischer Nationaltrainer ist beendet“, sagte Stange dem Tagesspiegel. „Es gibt einfach einen Punkt, an dem macht es keinen Sinn mehr.“

Am Mittwoch hatte die deutsche Botschaft in Bagdad den Trainer dringend aufgefordert, das Land wegen des drohenden Krieges zu verlassen. „Außerdem sollen in den nächsten Tagen meine Spieler zur irakischen Armee eingezogen werden“, berichtet Stange. „Ich hätte sowieso keine Mannschaft mehr.“ Eigentlich wollte Stange sein Team auf ein Länderspiel am 5. April vorbereiten. Am heutigen Freitag wollte er sich in einem Bagdader Stadion eine Partie der nationalen Meisterschaft anschauen. Daraus wird nun nichts mehr. Stange ist frustriert: „Ich bin bitter enttäuscht, dass die Politik keine anderen Wege findet, als meine Fußballer mit Bomben zu bewerfen.“

Im Oktober vergangenen Jahres war Bernd Stange nach Bagdad aufgebrochen. Mehrere Wochen lang verhandelte der ehemalige Auswahltrainer der DDR mit dem irakischen Fußball-Verband über sein Engagement. „Ich begreife mich als Botschafter des Friedens“, hatte Stange damals im Tagesspiegel-Interview gesagt und von Olympia 2004 und der Weltmeisterschaft 2006 geträumt. Schließlich unterschrieb er einen Vierjahresvertrag als Coach der Nationalmannschaft und des Olympiateams. In dem Vertrag gab es eine Klausel, nach der Stange das Land bei einer Gefährdung seiner Sicherheit verlassen darf. Nun sagt der Trainer: „Die Politik hat mir meinen Traum von Olympia kaputtgemacht – zum zweiten Mal nach dem Boykott der Spiele 1984.“ Ob er in den Irak zurückkehrt, ließ Stange offen.

Nun verlässt Bernd Stange das Land. In seiner Heimat in Jena erwarten ihn seine Frau und seine Kinder. Wann genau Stange nach Hause kommt, weiß er allerdings nicht. „In der Region sind alle Flüge überbucht. Meine Rückreise kann noch Tage dauern.“

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