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Sport: Flucht vor den Problemen

Matthias Kessler vom T-Mobile-Team gewinnt die dritte Etappe der Tour

Vier Tage nachdem Jan Ullrich, Oscar Sevilla und der Sportliche Leiter Rudy Pevenage vom Dienst für das Team T-Mobile suspendiert wurden, bemüht man sich in der Radsportgruppe des Kommunikationskonzerns mit aller Macht um Begrenzung des Imageschadens. Die PR-Abteilung kündigte an, Kontakte ihrer Fahrer mit dubiosen Sportmedizinern künftig zu unterbinden. Gleichzeitig geht sie mit demonstrativer Rigorosität gegen jeden Hinweis auf Vergehen ihrer Angestellten nach. So teilte T-Mobile mit, dass sich Jörg Ludewig, der nicht bei der Tour dabei ist, 1998 schriftlich nach der Beschaffung von Dopingmitteln erkundigt haben soll. Zwar fuhr Ludewig damals noch nicht für T-Mobile, dennoch „ist dies für uns Anlass genug, die Angelegenheit zu prüfen“, sagt Teammanager Olaf Ludwig.

Auf der Straße bemühte sich T-Mobile-Profi Matthias Kessler am Dienstag mit einem Etappensieg, seinen Rennstall in einem vorteilhaften Licht darzustellen. Schon am Montag auf der zweiten Tour-Etappe hatte Kessler durch einen Ausreißversuch einen Tagessieg landen wollen, wurde jedoch 150 Meter vor dem Ziel wieder eingeholt. Am Dienstag klappte es dann, nachdem Kessler kurz vor Valkenburg am gefürchteten Cauberg – dem Schlussanstieg des Klassikers Amstel Gold Race – dem Feld davongestiefelt war und dieses Mal einen kleinen Vorsprung ins Ziel gerettet hatte. Das Gelbe Trikot übernahm der Belgier Tom Boonen, der im Sprint des Feldes wenige Sekunden hinter Kessler Vierter geworden war. Zehn Kilometer vor dem Ziel hatte das Feld eine fünfköpfige Gruppe mit Jens Voigt eingeholt, die über 190 Kilometer ihr Heil in der Flucht gesucht hatte.

Es sah so aus, als wollte Matthias Kessler und mit ihm das gesamte Team T-Mobile durch die Attacke am letzten Berg den Problemen einfach davonfahren. Und ein wenig war es wohl auch so. „Es war nicht einfach für uns in den vergangenen Tagen“, sagte Kessler nach seinem Sieg. „Wir sind natürlich alle verunsichert. Es wäre gelogen, wenn wir sagen würden, es hat sich für uns nichts geändert.“ Gerade für Kessler waren die vergangenen Tage nicht einfach, denn er bezeichnet Jan Ullrich als einen seiner besten Freunde.

Was denn nach dem Abschied von Ullrich die neue Taktik der Mannschaft ist, wollte Kessler unterdessen nicht verraten. Etwa, ob nun Andreas Klöden der neue Mann sei, den man ganz nach vorne bringen möchte. „Wir haben natürlich einen Plan“, sagte er geheimnisvoll. „In Paris wird man dann schon sehen, was dieser Plan ist.“

Auf anderem Gebiet ist T-Mobile um mehr Transparenz bemüht. Nachdem zu Beginn der Woche bekannt wurde, dass die Fahrer Patrik Sinkewitz und Michael Rogers mit dem umstrittenen italienischen Sportmediziner Michele Ferrari zusammengearbeitet haben, kündigte Mannschaftssprecher Christian Frommert an, man werde nach der Tour prüfen, wie man solche Kontakte in Zukunft verhindern kann. Mit Sicherheit juristisch unbedenklich wäre es allerdings, so Frommert, Fahrern mit imageschädlichen Verbindungen keine Verträge mehr zu geben.

Sebastian Moll[Valkenburg]

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