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Formel 1: Alonso ist Weltmeister

Der Spanier Fernando Alonso ist neuer Formel-1-Weltmeister. Mit dem für den großen Triumph notwendigen dritten Platz in Sao Paulo sicherte sich der Renault-Pilot bereits beim drittletzten Grand Prix des Jahres den Titel.

Sao Paulo (25.09.2005, 21:25 Uhr) - Abgeklärt und taktisch klug hat sich Fernando Alonso zum jüngsten Weltmeister der Formel-1-Geschichte gekrönt und in eindrucksvoller Manier das Erbe von Michael Schumacher angetreten. «Ich habe für diesen Traum gelebt. Das ist ein ganz, ganz wichtiger Tag für meine Familie, meine Freunde und für mich. Ich bin extrem glücklich», sagte der erste Spanier auf dem WM-Thron.

Beim Großen Preis von Brasilien ließ sein bis dahin einzig verbliebener WM-Rivale Räikkönen als Zweiter seinem Teamkollegen Montoya mit einem Rückstand von 2,5278 Sekunden die Vorfahrt zu dessen drittem Saisonsieg in 1:29:20,547 Stunden. Doch der erste Doppelerfolg des Jahres war für die Silberpfeile nur ein schwacher Trost. «Irgendwann musste die Entscheidung fallen. Fernando hat es verdient», sagte der geschlagene Räikkönen. Der entthronte Weltmeister Michael Schumacher im Ferrari wurde immerhin Vierter. «Das war eine hervorragende Leistung über das ganz Jahr», lobte er seinen Nachfolger. Ralf Schumacher holte im Toyota als Achter wenigstens einen WM-Punkt.

Der neue Weltmeister schwenkte nach dem Triumph die spanische Landesfahne. Am Ziel der Träume ließ der sonst so nüchterne Rennfahrer seinen Emotionen freien Lauf. Er sprang auf seinen blauen Rennwagen, immer wieder ballte er die Fäuste und warf Kusshändchen ins Publikum. Dann rannte er zu seinem Team und umarmte seine Mechaniker. Mit Samba-Klängen feierten die Brasilianer den ersten Formel-1-Weltmeister, der in ihrem Land gekrönt wurde. «Wir haben 30 Jahre auf den Titel gewartet, nun haben wir ihn. Ein Traum ist wahr geworden», sagte Renault-Sportchef Patrick Faure.

In so jungen Jahren wie Alonso ist noch kein Rennfahrer zur Formel-1-WM gerast. Bei seinem ersten Titelgewinn 1994 war der siebenmalige Weltmeister Schumacher bereits 25 Jahre und 314 Tage alt. Der Brasilianer Emerson Fittipaldi, der zuvor als jüngster Formel-1-Champion in den Rekordbüchern stand, holte sich 1972 seinen Titel im Alter von 25 Jahren und 273 Tagen. Alonso machte in Sao Paulo sein Meisterstück mit 24 Jahren und 58 Tagen.

Schon beim Start des 17. Saison-Rennens zeigte der Spanier jene Qualitäten, die ihn im Verlauf der Saison ausgezeichnet und stark gemacht haben. «Ich habe von der ersten Runde an an die WM gedacht», sagte er. Auf dem welligen Berg- und Talkurs war er der Konkurrenz von der Pole-Position zunächst davon gefahren, ging dann aber ganz auf Nummer sicher. Nach einem Unfall der Nebendarsteller neutralisierte das Safety-Car das Feld. Beim fliegenden Neustart hielt sich der Spanier zurück und überließ Montoya im zweiten Silberpfeil die Führung, die der Kolumbianer dann nicht mehr abgab.

Auf den 71 Runden spulte Alonso sein Pensum routiniert ab. In der 23. Runde kam er erstmals an die Box. Nach der ersten Tankrunde lagen dann die Silberpfeile in Führung, doch Alonso hielt den für den Triumph notwendigen dritten Platz und verschaffte sich zudem gehöriges Sekundenpolster auf Schumacher. Auch beim zweiten Halt an der Box blieb alles beim Alten. So war Alonso nach den 305,909 Kilometern endlich am Ziel seiner Träume. Vor den letzten beiden Rennen in Japan und China hat er 117 Punkte auf seinem Konto. Räikkönen liegt uneinholbare 23 Zähler zurück. Montoya und Schumacher (je 60) kämpfen um Platz drei. Die Marken-WM wird zwischen McLaren-Mercedes (164) und Renault (162) entschieden.

Ausgerechnet mit typischen Schumacher-Eigenschaften hat Alonso den Serien-Sieger aus Kerpen vom Thron gestoßen. In Malaysia, Bahrain, Imola, auf dem Nürburgring, in Magny-Cours, Hockenheim holte er sich Siege und sammelte ansonsten sichere Punkte. Während sein großer Rivale Räikkönen mit seinem Silberpfeil hin und wieder Probleme hatte, ließ der Renault seinen Fahrer nie im Stich. «Zu Anfang des Jahres haben wir die WM an Fernando verloren», sagte Montoya. «Alonso war zuverlässiger, wir waren schneller», meinte Mercedes- Motorsportchef Norbert Haug. (Von Elmar Dreher, dpa)

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