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Formel 1: Alonso weiter auf WM-Kurs

WM-Spitzenreiter Fernando Alonso hat beim Großen Preis von Frankreich in Magny-Cours seinen fünften Saisonsieg gefeiert. Der Renault-Pilot aus Spanien gewann vor dem Finnen Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes und Rekordweltmeister Michael Schumacher im Ferrari.

Magny-Cours (03.07.2005, 16:42 Uhr) - Nach dem geschenkten Sieg in Indianapolis ist Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher in Magny-Cours von seinen WM-Rivalen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Während der junge Spanier beim Großen Preis von Frankreich seinem Renault-Team mit einem grandiosen Start-Ziel-Sieg den ersten Heimerfolg seit 22 Jahren bescherte und seine WM-Führung ausbaute, wurde der Ferrari-Pilot am Sonntag hinter dem lediglich von Platz 13 gestarteten Finnen im McLaren-Mercedes nur Dritter. «Das war mehr oder weniger das Maximum», sagte Schumacher und stellte ernüchtert fest: «Es gab Rennen, die haben mehr Spaß gemacht. Wir sind einfach zu langsam.»

In Magny-Cours hatte der Rekordweltmeister einen gewaltigen Rückstand von 1:21,914 Minuten auf den ungefährdeten Sieger Alonso. Vor 80.000 Zuschauern bekam der stolze Spanier nach der Demonstration der Renault-Stärke den Pokal von Frankreichs Formel-1-Legende Alain Prost überreicht. «Bis zum ersten Boxenstopp habe ich Vollgas gegeben, danach konnte ich das Rennen kontrollieren. Das Paket Renault/Michelin war an diesem Wochenende unschlagbar», sagte er. Unzufrieden war sein Verfolger Räikkönen, der am Freitag seinen Mercedes-Motor wechseln musste und als 13. ins zehnte Saison-Rennen gestartet war. «Das hat unser Wochenende kaputt gemacht. Der zweite Platz ist gut, aber dennoch enttäuschend», meinte der Finne.

Ralf Schumacher beendete sein erstes Rennen nach dem schweren Unfall im Training vor dem Großen Preis der USA, der das Chaos um die Michelin-Reifen ausgelöst hatte, im Toyota als Siebter und rettete trotz der Überrundung zwei WM-Punkte. «Damit kann ich zufrieden sein», sagte er. Auch Nick Heidfeld im BMW-Williams hatte als 14. mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Sechs Boxen-Stopps verdeutlichten die Misere beim bayerisch-britischen Team. «Das Auto hat sich angefühlt, als ob ich jede Runde abfliegen würden», sagte er. «Wir hatten keine Chance», gab BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen zu.

Mit einem Vorsprung von 29 Punkten auf Rekordweltmeister Michael Schumacher (40) steuert Alonso (69) unbeirrt auf seinen ersten WM- Titel zu und könnte als jüngste Formel-1-Weltmeister in die Geschichte eingehen. «Solange mathematische noch etwas geht, kämpfe ich weiter um die WM. Wir haben sechs Punkte geholt, mal schauen, was weiter drin ist», sagte Schumacher. Weitaus besser im Titelrennen liegt Räikkönen (45) nach einer grandiosen Aufholjagd. Heidfeld (25) und Ralf Schumacher (22) sind als Sechste und Achte weit zurück. Das elfte von 19 Saisonrennen findet bereits am kommenden Sonntag in Silverstone statt.

Beim Start des Frankreich-Grand-Prix auf dem Retorten-Kurs über 308,586 Kilometer verteidigte Alonso seine Pole-Position souverän und zog mit seinem Renault wie in einer Rakete davon. Bis zum ersten Tank-Stopp in der 19. Runde hielt der Italiener Jarno Trulli im zweiten Toyota seinem letztjährigen Teamkollegen Alonso den Weltmeister im Ferrari vom Hals. «Da habe ich viel Zeit auf der Strecke gelassen, deshalb ist der dritte Platz ganz gut», sagte Schumacher.

Der Kerpener tankte nur kurz, überholte Bremsklotz Trulli in der Boxen-Gasse. Wenig später kam auch Alonso zum Service, und als er zurück auf die 4,411 Kilomter lange Strecke kam, lag er bereits 28,3 Sekunden vor Schumacher. Der siebenmalige Weltmeister musste in der Zwischenzeit auch noch die Silberpfeil-Piloten Räikkönen und Montoya vorbei lassen, die mit einer Zwei-Stopp-Strategie unterwegs waren. Allerdings musste der Kolumbianer seinen Auto in der 48. Runde nach einem Getriebeschaden in Folge eines Hydraulikabfalls abstellen. Schumacher schaffte es in dem eintönigen und langweiligen Rennen nur deshalb auf das Siegerpodest.

Unbeirrt steuerte Alonso nach zuletzt zwei Nullnummern seinem fünften Saisonsieg und sechsten Karriereerfolg entgegen. Der 23-jährige Renault-Pilot überrundete nach zwei Dritteln sogar den Brasilianer Rubens Barrichello im zweiten Ferrari. Bei der Zieldurchfahrt nach 70 Runden rollte er nach 1:31:22,233 Stunden langsam über die Ziellinie und ballte die Faust. Die blau-gelb gekleideten Renault-Anhänger jubelten ihrem Helden zu.

Zwei Wochen nach dem Skandal von Indianapolis bemühte sich die Formel 1 in Frankreich um Wiedergutmachung. Mit einem Rennen am Saisonende wollen sieben Michelin-Teams die Zuschauer für die Farce in den USA möglicherweise entschädigen. Der Reifenhersteller, der wegen der unzureichenden Pneus die Schuld an dem Debakel trägt, will den Zuschauern des nur mit sechs Bridgestone-Autos ausgetragenen US-Grand-Prix' die Eintrittskosten erstatten und im nächsten Jahr 20.000 Tickets verschenken. Bereits am Freitag wollen sich die Fahrer mit Max Mosley, dem Präsidenten des Automobil-Weltverbandes FIA, treffen, um über das Fiasko in Indianapolis zu diskutieren. (Von Elmar Dreher, dpa)

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