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Sport: Formel 1: Angst vor dem Fehler. Die Mechaniker der Formel 1 zwischen Bangen und Stress

Mika Häkkinen, der beim Start des Grand Prix in Magny-Cours nicht wegkommt und zum Zuschauen verdammt ist - dieser Albtraum geistert wohl auch in Silverstone noch im Kopf eines jeden Mechanikers in schwarz-silbergrauer Uniform herum. Das lapidare Eingeständnis des McLaren-Teams über die Ursache des erneuten Dramas: ein falsch montiertes Teil im Getriebe.

Mika Häkkinen, der beim Start des Grand Prix in Magny-Cours nicht wegkommt und zum Zuschauen verdammt ist - dieser Albtraum geistert wohl auch in Silverstone noch im Kopf eines jeden Mechanikers in schwarz-silbergrauer Uniform herum. Das lapidare Eingeständnis des McLaren-Teams über die Ursache des erneuten Dramas: ein falsch montiertes Teil im Getriebe. Im Klartext heißt das: Mechaniker-Fehler. Nicht der erste spektakuläre bei den Silberpfeilen in letzter Zeit. Die Aufhängungsmutter, die schon in der Aufwärmrunde in Kanada im Cockpit herumrollte und dort David Coulthard von vornherein alle Siegeschancen nahm, ist noch nicht vergessen. Die Angst vor dem nächsten, vielleicht fatalen Fehler bleibt - auch wenn sich ein verantwortungsbewusster Chef wie Ron Dennis zumindest mit öffentlicher Kritik in solchen Fällen sehr zurückhält: "Wo Menschen arbeiten, da passieren auch mal Fehler - auch wenn man natürlich alles tut, um das zu vermeiden." Ein Fehler könnte im schlimmsten Fall sogar ein Leben kosten. Als Niki Lauda 1976 am Nürburgring seinen Feuerunfall hatte und immer nur von einem weggeknickten Rad die Rede war, herrschte bei seiner kompletten Truppe, von Chefmechaniker Ermano Cuoghi angefangen, Panik. Könnte es sein, dass einer von uns Schuld hat?

Zum Thema Online Spezial: Formel 1 Übermüdung ist ein Dauerthema - bei Arbeitszeiten, die am Rennwochenende oft mit dem Verlassen des Hotels früh um sechs beginnen und mit der Rückkehr nach Mitternacht enden. Die Bilder von schlafenden Mechanikern an den Boxen während eines Rennens, wenn zumindest bis zum Tankstopp einmal keine Arbeit zu erwarten ist, sind eher die Regel als die Ausnahme.

All der Stress für ein Gehalt, das nicht unbedingt fürstlich zu nennen ist. Wer auf sechstausend Mark brutto im Monat kommt, gehört schon zu den Besserverdienenden. Es sei denn, er wechselt im Moment zu Toyota, denn die Neulinge aus Japan mit Sitz in Köln wedeln derzeit am ehesten mit den großen Scheinen.

Harte Arbeit, viel Verantwortung, keine Spitzengehälter, ständig unterwegs - wo liegt dann der Reiz in diesem Job? Ein Mitglied der Formel-1-Familie zu sein, ist sicherlich attraktiv. Vielleicht sogar noch ein Top-Mann seines Metiers zu sein. Reizvoll ist natürlich auch der Kontakt mit den Stars, den Fahrern, die in der Wertschätzung gewaltig steigen, "wenn sie ihren Respekt zeigen", wie das bei Michael Schumacher und David Coulthard zum Beispiel ganz normal ist. Ein freundliches "Guten Morgen", ein Handschlag für jeden - eigentlich normale Umgangsformen, aber nicht immer selbstverständlich. Damon Hill gehörte früher zu denen, die das lange nicht kapierten und sich damit selbst Probleme schufen. Auch nicht beliebt sind die Ausredensucher. Steve Madgett, früher Benetton-Mechaniker und heute ab und zu in den USA als Fernsehkommentator tätig, hat da so seine Lieblingskandidaten: "Als wir 1996 Berger und Alesi bekamen - was haben wir da Michael Schumacher nachgetrauert ..."

Madgett ist auch deshalb ausgestiegen, weil ihn die immer stressigere Atmosphäre störte. Das ist etwas, was alle, die schon lange dabei sind und noch die alten Zeiten kennen, sehr bedauern: Durch die gestiegene Professionalität ist der Spaßfaktor am Rande lange nicht mehr das, was er einmal war. Gespräche mit Kollegen von anderen Teams werden von den Bossen misstrauisch beäugt; es könnte ja einer Geheimnisse verraten. Früher borgte man sich zumindest bei den kleinen Teams gegenseitig die Teile aus - heute undenkbar bei der allgemein herrschenden Geheimhaltungsmanie und Spionage-Paranoia.

Wer heute, wie früher das berühmt-berüchtigte Lotus-Duo Kenny und Clive, an der Tip-Top-Bar in Monaco geparkte Ferraris ihrer Räder entledigen und auf Backsteine stellen würde, der wäre am nächsten Tag wegen teamschädigenden Verhaltens seinen Job los. Schon allein, um das Image zu wahren. "Biertrinken in Teamuniform" reichte letztes Jahr bei Benetton schon für eine Abmahnung - so streng sind die Sitten in diesem Geschäft.

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