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© EPA

Formel 1: Auch Toyota schiebt ab

Nach Honda und BMW verlässt der nächste Hersteller die Formel 1 – 700 Angestellte in Köln zittern

Spekuliert wurde in der Formel 1 schon lange darüber. Spätestens, als auf einer Pressekonferenz vor dem Grand Prix von Japan Anfang Oktober die gleichen Worte von „Nachhaltigkeit“ und „möglichen Investitionen in Umweltfreundlichkeit“ fielen wie kurz zuvor bei der Ausstiegsverkündung von BMW, da musste eigentlich der Letzte hellhörig werden. Wurden ja auch die meisten – bis auf Toyota-Motorsportchef John Howett, der ununterbrochen weiter erzählte, welche Fahrer er doch verpflichten wolle – von Robert Kubica bis Kimi Räikkönen. Und der noch beim Saisonfinale in Abu Dhabi erklärte, es gebe keine Signale aus der Firmenzentrale, die auf einen Rückzug hindeuteten.

Genau drei Tage später war der endgültige und komplette Ausstieg von Toyota Wirklichkeit – die Formel 1 hat damit innerhalb eines Jahres nach Honda und BMW und dem Reifenlieferanten Bridgestone bereits den vierten Weltkonzern verloren. Offiziell hob Toyota in der Ausstiegserklärung vor allem auf die Wirtschaftskrise ab, weil in einer solchen Situation in Japan von einem Großunternehmen eine solche Entscheidung geradezu gesellschaftlich erwartet wird: „Angesichts der auf absehbare Zeit geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen können auch die kurz- und mittelfristigen Motorsportaktivitäten von Toyota nicht ausgenommen werden, wenn es gilt, Budgets zu limitieren.“ Toyota-Präsident Akio Toyoda entschuldigte sich für die sieglose Zeit in der Formel 1. „Es war eine schwierige, aber unvermeidliche Entscheidung“, sagte er in Tokio. „Seit dem letzten Jahr hat sich die Wirtschaft verschlechtert und wir kämpften mit der Entscheidung, in der Formel 1 zu bleiben.“

Aber natürlich dürfte auch die andauernde Erfolglosigkeit beim Team mit dem höchsten Budget in der Formel 1 zu der Entscheidung beigetragen haben. „Wenn wir in diesem Jahr nicht gewinnen, dann wird es für uns ganz schwer, weiter in der Formel 1 zu bleiben“, hatte Howett selbst im Januar 2009 bei der Präsentation des neuen Autos in Köln gesagt. In acht Jahren in der Formel 1 fuhr sein Team nur 13 Podiumsplätze und 278,5 Punkte ein, das ist nun mal keine wirkliche Rechtfertigung für hohe dreistellige Millionen-Budgets.

Die Frage ist nun, was mit dem Standort von Toyota Motorsport in Köln und den dortigen mehr als 700 Mitarbeitern passiert. Der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters wurde von Howett persönlich über den Rückzug informiert und kündigte Hilfe seitens der Stadt an. Howett habe in dem Telefonat mit Roters betont, dass Toyota derzeit nicht plane, den Entwicklungsstandort Köln aufzugeben oder zu verkaufen. Toyota wolle vielmehr „mit dem Motorsport in Marsdorf präsent bleiben“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Köln. Der Toyota-Vorstand werde in den nächsten Wochen entscheiden, welche Abteilungen des Entwicklungszentrums weiter betrieben und ob möglicherweise andere Entwicklungsaktivitäten in Köln angesiedelt werden sollen. Die Motorsportzukunft der Japaner ist noch offen. Es wird über Engagements in der DTM oder bei den 24 Stunden von Le Mans spekuliert.

Den von der Kündigung bedrohten der rund 650 Mitarbeiter in der Kölner Motorsportabteilung will Toyota umfassende Hilfestellung leisten. Die Grand-Prix-Piloten werden diese wohl nicht in Anspruch nehmen müssen, sie hatten sich sowieso praktisch schon verabschiedet: Timo Glock wird mit ziemlicher Sicherheit bei Renault unterkommen, Jarno Trulli wohl beim Neueinsteiger Lotus.

Die Sorgen in Köln bedeuten gleichzeitig Freude und Erleichterung im schweizerischen Hinwil. Mit dem Toyota-Ausstieg wird ein Startplatz für die Formel-1-Saison 2010 frei, das BMW-Nachfolgeteam Sauber muss daher wohl nicht mehr um sein Weiterbestehen und um die WM-Teilnahme in der nächsten Saison zittern. Noch immer hängt die endgültige Übernahme des werkseigenen BMW-Sauber-Teams durch die Investorengruppe Qadbak ja von einem garantierten Startplatz im kommenden Jahr ab. Bislang stand das Team nur auf der Warteliste, allerdings hatte der Automobil-Weltverband Fia bereits bekannt gegeben, dass der Rennstall als erster Nachrücker infrage kommt, sollte eines der anderen 13 Teams straucheln – wie jetzt in Toyotas Fall geschehen. Das Ja für Sauber durch die Fia dürfte nun nur noch Formsache sein. So dass dann Peter Sauber auch endlich anfangen kann, mit Fahrern und Sponsoren ernsthafte Verhandlungen für 2010 zu führen.

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