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Kimi

© Fotot: dpa

Formel 1: Der Kontrollwut entkommen

Kimi Räikkönen ist zurzeit für Überraschungen gut. Im Qualifying landete er nur auf Platz vier. Auf der Pressekonferenz erstaunte er mit ungewohntem Redefluss.

Am Samstag landete der Finne im Qualifying zum Großen Preis der Türkei nur auf dem vierten Platz hinter seinem Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa und den beiden McLaren-Mercedes-Piloten Heikki Kovalainen und Lewis Hamilton. Kimi Räikkönen führt fröhlich die Formel 1 an. Noch außergewöhnlicher war aber, dass Räikkönen vor dem Rennen bei seiner Pressekonferenz geschlagene 18 Minuten auf Englisch redete. Statt der gewohnten Ein-Satz-Antworten kam er fast ins Plaudern, auch ein Lächeln war zu sehen. Erlebt die Formel 1 einen neuen Räikkönen? Einen, der sich als Weltmeister und WM-Führender so wohl fühlt, dass er sogar alte Gewohnheiten verändert?

Bei einem Vorsprung von neun Punkten in der WM vor Hamilton kann sich Räikkönen gute Laune leisten. „Es ist immer besser zu führen als aufholen zu müssen“, sagt Räikkönen. „So hat man ein Auffangnetz, wenn man einmal ausfallen sollte.“ Wirklich persönlich verändert hat er sich kaum, weder durch den im vergangenen Jahr gewonnenen WM-Titel, noch durch den guten Saisonauftakt. „Kimi wird immer Kimi bleiben“, sagt sein Manager Steve Robertson. Was sich verändert hat, ist das Umfeld durch den Wechsel von McLaren-Mercedes zu Ferrari.

Lange Meetings, endlose technische Diskussionen – das ist nicht seine Sache. Er hält es eher so: „Stellt mir ein gutes Auto hin und dann fahre ich damit schneller als jeder andere.“ Wenn die Leistung stimmt, akzeptieren die Ferrari-Spitze und die italienischen Medien diese Einstellung. Genau wie gelegentliche Partyabstürze. Oder ein neues Tattoo zusammen mit einem lustlosen Auftritt für Sponsoren, die sich dann bei Ferrari beschweren. „Wir lassen Kimi in Ruhe, und das schätzt er sehr“, sagte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo. Das Rezept scheint zu funktionieren. Bei McLaren litt Räikkönen unter der von ihm so empfundenen extremen „Kontrollwut“ und verschloss sich immer mehr.

Jetzt läuft alles für ihn. Nicht nur der Titelgewinn hat ihn im internen Duell gegen Massa um die Nachfolge auf der Michael-Schumacher-Nummer-1-Position geholfen. Dazu kam, dass sich der Brasilianer in den ersten beiden Rennen dicke Fehler leistete. Wichtig ist auch die Hausmacht im Hintergrund: Mit dem Abgang von Jean Todt hat Massa, der von Todt-Sohn Nicolas gemanagt wird, viel Unterstützung eingebüßt. Di Montezemolo war schon immer Räikkönen-Fan.

Und der 28-jährige Finne verdient sich die Unterstützung auch durch starke Leistungen. Er selbst sieht vor allem einen Vorteil darin, „dass ich jetzt schon das zweite Jahr bei Ferrari bin. Man kennt sich besser, das macht die Dinge schon einfacher“. Auch dann, wenn es einmal wie am Samstag in Istanbul nicht optimal läuft.

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