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FORMEL-1-FINALE: PRESSESTIMMEN: Brasilien trauert mit Massa

Brasiliens Medien würdigen den Verlierer, Großbritannien feiert, in Spanien kommen Verschwörungstheorien auf.

Auf den Tribünen weinten die Fans, als ihnen klar wurde, dass ihr Held den ersten Titel für Brasilien seit Ayrton Senna 1991 trotz des Sieges beim Heimrennen in São Paulo doch verpasst hatte. Auch Felipe Massa selbst konnte die Tränen auf dem Siegerpodest nicht zurückhalten – doch wie der Ferrari-Pilot mit der Niederlage umging, ohne Jammern („Ich verlasse die Strecke erhobenen Hauptes“) und mit einer Gratulation an den Weltmeister („Lewis hat den Titel verdient“), das brachte ihm Respekt ein. „Er hat unglaubliche Größe bewiesen“, kommentierte „Radio Bandeirantes“-Reporter Luis Fernando Ramos. „Er hat gezeigt, dass er alles hat, um einen WM-Titel zu holen, und das in Zukunft auch schaffen kann.“ Damit traf er den Ton, der auch sonst in den brasilianischen Medien vorherrschte.

Die brasilianische Sportzeitung „Lance“ etwa titelte: „Du bist unser Champion. Massas grandioser Kampf bis zum Schluss ist genauso viel wert wie ein WM-Titel. Seit den Zeiten von Ayrton Senna hat kein brasilianischer Fahrer mehr die Herzen der Fans so zum Schlagen gebracht. Massa machte unserer Rennsport-Tradition alle Ehre und fuhr wie ein wahrer Champion.“

Auf der Internetseite von „TV Globo“ heißt es: „Das ist kein Tag zum Vergessen für Felipe, sondern ein Tag zum Feiern. Kein grausamer Tag, sondern einer, an dem er in die Motorsportgeschichte eingegangen ist als einer der Protagonisten des dramatischsten Finales, das die Formel 1 je erlebt hat. Er hat all den Kritikern die passende Antwort gegeben, die ihn nach seinem schlechten Saisonauftakt schon abgeschrieben hatten.“

In Großbritannien überwog die Erleichterung, wie bei der „Sun“: „Puh, Lewis! Lewis zeigt perfektes Timing. Vor genau 50 Jahren feierte Großbritannien seinen ersten Weltmeister mit Mike Hawthorn. Ein halbes Jahrhundert später hat sich Hamilton in die erlauchte Liste der größten Motorsport-Talente eingetragen.“

Der „Daily Telegraph“ meint: „Hamilton definiert sportliches Drama neu – diesem Jungen fällt nichts in den Schoß. Hamilton war Sekunden vom Herzschmerz entfernt, auf dem Parcours, wo er vergangenes Jahr in seinem Anfängerjahr die Weltmeisterschaft um einen Punkt verpasst hatte.“

Auch „The Times“ atmete auf: „Lewis Hamiltons göttliche Runde. Es war schmerzlich mit anzusehen, aber Lewis Hamilton schaffte es mit knapper Not.“

In Italien gratulierte „La Gazzetta dello Sport“ zähneknirschend: „Massa hat die beste Saison seines Lebens bestritten, der Ferrari hat auch 2008 bewiesen, der weltweit beste Wagen zu sein. Dennoch, der Meister ist Hamilton. Und daher Hut ab vor diesem 23-jährigen Engländer. Kompliment, Lewis.“

„La Repubblica“ wurde philosophisch: „Wie Tiger Woods im Golf hat Hamilton zu verstehen gegeben: Es reicht ein gut austarierter Schlag, ein meisterhaft ausgeführtes Überholmanöver, um in einfachster und direkter Manier klarzustellen, dass der Sieg keine Rasse kennt. Dass das Leben keine Rasse hat.“

Die spanische „As“ erging sich dagegen in Verschwörungstheorien: „Der Einbruch von Glock war unglaublich. Wir werden nie erfahren, ob es Absicht war, ob Glock sich zu einem Freund von Hamilton machen wollte oder ob noch Schlimmeres dahintersteckte.“ -urm/dpa

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