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Perfekt gelaufen: Lewis Hamilton gewinnt in Singapur, macht das Maximum von 25 Punkten auf Teamkollegen Nico Rosberg gut und geht in der WM-Wertung in Führung.

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Update

Formel 1 - Nico Rosberg im Pech: Lewis Hamilton gewinnt in Singapur und übernimmt WM-Führung

Ein bitterer Tag für für Nico Rosberg: In Singapur muss er schon früh wegen eines technischen Defekts das Rennen beenden, Kontrahent Lewis Hamilton nutzt die Gunst der Stunde. Ein Erfolgserlebnis gibt es dagegen für Sebastian Vettel.

War es die Begegnung mit einem ganz Großen des Rennsports, die Nico Rosberg Unglück brachte? Der Mercedes-Pilot freute sich in Singapur wenige Stunden vor dem Rennen sehr darüber, Altstar Stirling Moss zu treffen. Der Brite gehört zu den anerkannt besten Formel-1-Piloten aller Zeiten, aber weil er nie Weltmeister wurde, haftet ihm auch das Image des größten Pechvogels an. Da unkten einige im Fahrerlager schon: „Hoffentlich färbt da nichts ab.“ Und als dann auch noch der Oldtimer, in dem Rosberg bei der Fahrerparade saß, nicht gleich ansprang und angeschoben werden musste, sahen die nächsten darin bereits ein böses Omen.

Sie sollten recht behalten: Das echte Drama in Singapur begann für Nico Rosberg schon 25 Minuten vor dem Start. Auf der Aufwärmrunde in die Startaufstellung gab es große Probleme mit seinem Lenkrad. Er kam an die Box, das Lenkrad wurde gewechselt, er fuhr noch einmal hinaus, nahm seinen Startplatz ein – aber das Problem war noch immer nicht gelöst. Noch einmal versuchte man bei den Silberpfeilen alles, doch auch ein erneuter Wechsel des widerspenstigen Teils brachte keine wirkliche Verbesserung. Alle Bemühungen blieben umsonst, der WM-Führende musste aus der Boxengasse starten. „Das Lenkrad hat einfach nicht funktioniert", meinte Rosberg nachher. „Irgendwo war wahrscheinlich ein Mini-Defekt drin, der ausgelöst hat, dass keine Knöpfe funktioniert haben.“ Wie sich später herausstellte, war es der Kabelbaum in der Lenksäule gewesen, der gestreikt hatte.

„Es war nicht so schön, hinter einem Caterham herzufahren“

Das Einzige, das wirklich funktionierte, waren die Schalthebel zum Gangwechsel. Das reichte zwar, um von ganz hinten aus der Boxengasse zu starten. Allerdings zeigte sich schon bald, dass eine Aufholjagd ein vergebliches Unterfangen bleiben würde, so langsam war der angeschlagene Mercedes. „Es war nicht so schön, hinter einem Caterham herzufahren“, meinte Rosberg angesäuert, nachdem er beim ersten Boxenstopp in der 14. Runde aufgegeben hatte. „Ich konnte dann gar keine Knöpfe mehr drücken und es hat keinen Sinn mehr gemacht.“

Probleme von Beginn an: Schon beim Start zur Einführungsrunde kommt Nico Rosberg nicht vom Fleck, nach 15. Runden muss er ganz aufgeben.
Probleme von Beginn an: Schon beim Start zur Einführungsrunde kommt Nico Rosberg nicht vom Fleck, nach 15. Runden muss er ganz aufgeben.

© dpa

Erstaunlich ruhig und gefasst wirkte er da schon wieder und schien die riesige Enttäuschung relativ gut wegstecken zu können. „Während des Fahrens habe ich mich aufgeregt“, gab er zu, „jetzt geht es schon wieder einigermaßen. Aber es ist ein sehr ernüchterndes Ergebnis. Es ist ein doofes Gefühl, weil eine Kleinigkeit das ganze Rennen zerstört. Es waren viele, viele Punkte heute.“

Für Rosberg war der Ausfall deswegen besonders bitter, weil sein Teamkollege Lewis Hamilton mit seinem siebten Saisonsieg volle 25 Punkte holte und damit auch in der WM-Wertung an ihm vorbeizog. Rosberg musste von der Boxenmauer aus zuschauen, wie sein Teamkollege problemlos zum Sieg fuhr. Fünf Rennen vor Saisonende liegt Hamilton nun mit drei Punkten Vorsprung an der Spitze.

Sebastian Vettel kämpfte sich auf Platz zwei

Auch Sebastian Vettel konnte dem Briten nicht gefährlich werden, obwohl er zwischenzeitlich sogar mal in Führung lag. In den letzten Runden musste er mit abgefahrenen Reifen aber eher noch darum kämpfen, den zweiten Platz vor seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo und Fernando Alonso im Ferrari ins Ziel zu bringen. Für den Weltmeister war es sein bisher bestes Saisonergebnis und der erste Podestplatz seit dem Rennen im Juni in Kanada. Und auch wenn das große Siegerfeuerwerk diesmal nicht ihm galt, konnte er sich freuen und erst einmal einen Schluck aus der Champagnerflasche nehmen. „Die Reifen waren am Schluss völlig am Ende, die letzten paar Runden waren dann auch wirklich abenteuerlich“, sagte er abgekämpft. „Aber der zweite Platz war heute das optimal mögliche Ergebnis, insofern bin ich sehr zufrieden. Und gerade am Anfang, als die Reifen noch in Ordnung waren, hat auch der Speed gestimmt.“

Wie hart der Kampf gewesen war, merkte er kurz darauf. Auf dem Weg zur Pressekonferenz musste er einen zusätzlichen Toilettenstopp einlegen und nachher die Runde der Interviews abbrechen. „Sorry, aber mir ist nicht gut, ich habe ziemliche Magenkrämpfe.“ Da war er nicht der einzige – die Rennärzte in Singapur hatten nach der Zwei-Stunden-Schlacht bei knapp 30 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit gut zu tun: Mindestens fünf Fahrer hatten ähnliche Probleme.

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