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Formel 1: Hamilton auf Deutsch

Willi Weber hat mit der Laufbahn des Michael Schumacher einen der Höhepunkte des modernen Sportmanagements verantwortet. Jetzt will er Nico Hülkenberg auf die Formel 1 vorbereiten.

Berlin - Willi Weber ist auch im fortgeschrittenen Alter noch lernwillig. So hat sich der 65-Jährige eingehend damit befasst, wie Lewis Hamilton schon vor seinem ersten Rennen zum Formel-1-Star geformt wurde und kam zu dem Schluss: „Das ist der richtige Weg, und warum soll man den nicht kopieren, wenn er funktioniert?“ Seine Variation des Hamilton-Themas wird demnächst in der Formel 1 zu bewundern sein: Nicolas, genannt Nico, Hülkenberg.

Seit der 20-Jährige in der vergangenen Saison mit starken Rennen den Titel für Webers Rennstall im Motorsport-Nationencup A1GP holte, gilt er nicht nur dem zweimaligen Weltmeister Emerson Fittipaldi als „Jahrhunderttalent“. Um aus ihm auch einen Jahrhundertfahrer zu machen, geht Weber nun generalstabsmäßig vor. Während er Schumacher einst auf abenteuerlichen Wegen über belgische Jugendherbergen in den Rennsport führte, orientiert er sich bei dem Fahrer aus Emmerich, der ihn „in vielen Dingen unglaublich an Michael erinnert“, nun weitgehend am methodischen Modell Hamilton.

Wie schon der Engländer bei McLaren- Mercedes soll sich Hülkenberg zunächst unter dem Radar der Öffentlichkeit auf seine Rolle als künftiger Grand-Prix-Held vorbereiten und schon vor seinem ersten Formel-1-Rennen die wichtigsten Erfahrungen gemacht haben. Deswegen unterschrieb er Ende der vergangenen Woche einen Testfahrervertrag beim Rennstall Williams. 35 000 Testkilometer stehen Hülkenberg in der kommenden Saison bevor, davon jedoch kein einziger, der von den unzähligen Kameras an einem Grand-Prix-Wochenende dokumentiert werden könnte. „Für einen Neueinsteiger ist das ideal, sich ohne großen Druck an das Team zu gewöhnen und alles kennenzulernen“, sagt Weber. „Um in ein Topteam zu kommen, braucht er die nötige Grundausbildung, und die kann er sich bei Williams aneignen.“ Am Montag war Hülkenberg schon gleich den ganzen Tag für seinen Manager nicht erreichbar, weil er – wie einst Hamilton – im Simulator das Fahrverhalten des neuen Wagens büffelte. Die ersten Erfahrungen im echten Williams hat Hülkenberg inzwischen ebenfalls gesammelt: „Es ist unglaublich, was in so einem Auto alles zu beachten ist. Die Schalter, die vielen Lichter im Cockpit, die Daten.“ Auch die Geschwindigkeit sei „faszinierend. Jetzt weiß ich, warum für die Formel 1 eine so lange Lehrzeit notwendig ist.“

Um diese Lernphase so gewinnbringend wie möglich zu gestalten, legte Weber bereits Hülkenbergs großem Vorbild Schumacher nahe, „sich als Mentor einzubringen“. Auch bei Williams hat der Manager schon einen Lehrmeister für sein Talent ausgemacht: Stammpilot Nico Rosberg. „Ich hoffe, dass er etwas vom anderen Nico lernt. Er kann ihm auf jeden Fall helfen, schließlich kennen sich die beiden seit Kartzeiten.“

Ganz ohne Modifikationen allerdings will Weber das Hamiltonsche Ausbildungsmodell nicht übernehmen. Zunächst einmal wird Hülkenberg weiter in der Formel-3-Euroserie an den Start gehen. „Er lernt dort, wie es ist, auf engstem Raum zu fighten – und er fährt dort ohne technische Hilfsmittel.“ Das ist insofern ein Vorteil, als dass in der Formel 1 ab der kommenden Saison Fahrhilfen wie die Traktionskontrolle, die das Durchdrehen der Räder beim Beschleunigen verhindert, verboten sein werden. „Natürlich könnten wir danach auch noch in die GP2 gehen, wie es Hamilton gemacht hat“, sagt Weber. Allerdings würde er der Serie, die als Sprungbrett in die Formel 1 gilt, eine Abkürzung vorziehen: „Wenn unser Plan erfolgreich verläuft, sitzt Nico schon 2009 im Formel-1-Auto.“ Für Willi Weber ist es durchaus denkbar, dass es dann tatsächlich zwei Nicos im Williams geben wird: „Wenn alles passt, kann man auch zusammen weitermachen.“

Christian Hönicke

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