zum Hauptinhalt
Viel weißer Rauch. Seine Verbremser in der Qualifikation ärgerten Nico Rosberg maßlos. Sein Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton könnte nun im Rennen davon profitieren.Foto: dpa

© dpa

Formel 1 in Monaco: Nico Rosberg patzt im Duell mit Lewis Hamilton

Nico Rosberg hat sich in der Qualifikation zum Großen Preis von Monaco viel vorgenommen. Doch in der letzten Runde zerstört er sich eine sehr gute Ausgangsposition für das Rennen.

Von Christian Hönicke

Wenn man so will, hat Nico Rosberg seine Serie fortgesetzt. Im vergangenen Jahr war seinem Sieg beim Formel-1-Rennen in Monaco ein Fahrfehler in der Qualifikation vorausgegangen. Der Deutsche hatte sich kurz vor Schluss in der Mirabeau-Kuve verbremst, die Gelben Warnflaggen zerstörten die letzte Runde seines Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton. Der Brite unterstellte seinem Teamkollegen danach Absicht. Auch in diesem Jahr verbremste sich Rosberg auf seiner letzten Runde in der Qualifikation. Doch diesmal zerstörte er vor den Augen von Daimler-Chef Dieter Zetsche nicht die Zeit seines Stallrivalen, sondern seine eigene. „Ich musste attackieren, das war klar“, sagte der sichtlich enttäuschte Rosberg. „Ich musste ans Limit gehen, und das war's dann, dumm gelaufen.“ So holte der zweimalige Weltmeister Hamilton seine fünfte Poleposition der Saison, allerdings seine erste in Monaco überhaupt. „Es hat lange gedauert“, sagte der WM-Führende. „Das ist ein besonderer Tag für mich.“

Das war er auch deswegen, weil sich die Formel 1 zwar ständig ändert, doch manche Wahrheiten heute noch genauso gelten wie 1950. Vor allem in Monaco, wo auch die Strecke seither mehr oder weniger gleich geblieben ist. Hier findet das Rennen traditionell am Samstag statt, zumindest zu einem entscheidenden Teil. Der Kurs auf den Straßen des Fürstentums ist so eng, dass das Überholen im eigentlichen Grand Prix am Sonntag (14 Uhr/RTL und Sky) praktisch unmöglich ist. Ergo kommt der Qualifikation um den Startplatz am Samstag eine vorentscheidende Rolle zu. Nur einmal in den vergangenen elf Jahren war der Sieger des Monaco-Grand-Prix nicht von der Poleposition losgefahren. Die Bedeutung dieser Statistik kennt Nico Rosberg aus eigener Erfahrung, schließlich hat er die vergangenen beiden Großen Preise an der Côte d'Azur von Startrang eins aus für sich entschieden. „Zweiter ist ernüchternd, weil der Startplatz hier so wichtig für das Rennen ist“, sagte er am Samstag. „Trotzdem versuche ich natürlich, den Druck im Rennen hoch zu halten.“

Für den 29-Jährigen war der Verlauf des wichtigsten Qualifyings der Saison auch deswegen ein mittelgroßer Rückschlag, weil es nicht nur die eine Runde war, die ihm nicht gelang. Die Hochstimmung nach seinem ersten Saisonsieg in Barcelona war irgendwie seit Beginn des Rennwochenendes in seiner Heimatstadt verpufft. „Hier geht es darum, einen Rhythmus zu finden. Das ganze Wochenende über hatte ich den nicht“, sagte Rosberg. Das bestätigt seine Kritiker wie Alain Prost. Der viermalige Weltmeister hatte die Tatsache, dass Rosberg noch nie zwei Rennen in Folge gewonnen hat, als „Zeichen für seine mentale Unterlegenheit“ im Stallkampf mit Konkurrent Hamilton gewertet.

Wer es böse mit Rosberg meint, der könnte sogar noch behaupten, er habe auch Sebastian Vettels Angriff auf die Poleposition gestört. Der Ferrari-Pilot war im feucht-kühlen Monte Carlo unmittelbar hinter Rosbergs Mercedes unterwegs, als der sich verbremste. „Der Nico hat sich ein bisschen verbremst, ich habe nur weißen Rauch gesehen“, sagte Vettel. Fairerweise gab er aber zu, dass er auch ohne den Fehler des Vordermanns kaum seinen dritten Rang verbessern hätte können. „Die Lücke war auch so ein bisschen zu groß, um die Mercedes hier wirklich unter Druck zu setzen“, sagte der viermalige Weltmeister. Zwar kam Ferrari den Mercedes zwei Wochen nach der verheerenden Niederlage von Barcelona wieder ein bisschen näher. „Aber es war ein bisschen zu kühl für uns heute“, deshalb habe er die Reifen an seinem Ferrari nur schwer auf Betriebstemperatur bekommen können.

Rosbergs weiße Schwaden in der Ste.-Devote-Kurve waren im Übrigen nicht die einzigen Rauchwolken, mit denen Vettel an diesem Wochenende konfrontiert wurde. Direkt hinter der Start-Ziel-Geraden am Hafenkai hingen auch während der Qualifikation Plakate, auf denen mit Vettels Gesicht für Zigaretten geworben wird. Hinter der Kampagne steht der Ferrari-Sponsor Philipp Morris, der dem Rennstall pro Jahr um die 150 Millionen Euro überweist. Die Aktion ist rechtlich in Ordnung: Monaco gehört nicht zur EU und Tabakwerbung ist deswegen hier nicht verboten. Allerdings ist sie vor allem aus Vettels Sicht zumindest fragwürdig, da er offenbar nichts davon wusste; außerdem stellt er sich eigentlich immer als mehr oder weniger lasterfrei dar. Dieses Image ist nun zumindest in Italien ein wenig angekratzt. Die große italienische Zeitung „La Repubblica“ bezeichnete Vettel auf ihrer Titelseite am Samstag gar als „schlechtes Vorbild für die Kinder“. Aber vielleicht ändert sich diese Einschätzung ja wieder, wenn der Deutsche am Sonntag entgegen aller Wahrscheinlichkeiten doch gewinnen sollte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false