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Der erste Verbremser: Nico Rosberg (v.) wurde in dieser Szene nach einem Fahrfehler von Lewis Hamilton überholt.

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Update

Formel 1 in Monza: Nico Rosberg verbremst sich - Lewis Hamilton zieht vorbei

Zwei kapitale Fahrfehler haben Nico Rosberg den Sieg beim Europa-Finale der Formel 1 in Monza gekostet und seinem Teamkollegen Lewis Hamilton ohne ernsthaftes Duell der beiden Mercedes-Piloten den Sieg beschert.

Sicher, er konnte es sich im Prinzip leisten, diesmal hinter seinem Teamkollegen Lewis Hamilton ins Ziel zu kommen. Schließlich hat Nico Rosberg auch nach seinem zweiten Platz in Monza im WM-Titelkampf immer noch 22 Punkte Vorsprung. Doch seine Miene auf dem Podium sprach Bände: Auch wenn er versuchte, sich ein Lächeln ab zu quälen - Rosberg ärgerte sich maßlos über sich selbst. Denn er wusste: Er hätte den Grand Prix von Italien auch gewinnen können, wenn er sich nicht zwei mehr oder weniger überflüssige Verbremser in der ersten Schikane geleistet hätte. „Sorry Jungs, mein Fehler“ entschuldigte er sich dann ja auch gleich nach der Zieldurchfahrt bei seiner Crew.

Speziell natürlich nach den Vorfällen beim letzten Rennen in Spa, nach denen auch massiv der Eindruck entstanden war, Mercedes hätte ihn doch etwas ungerecht behandelt und zum Sündenbock gemacht hatte, hätte ein Sieg natürlich besonders gut getan, die psychologische Tendenz dieses Titelkampfes wieder eindeutig in seine Richtung drehen können – diese Chance hatte er ausgelassen, das tat sichtlich weh. Und dann musste sich Rosberg auf dem Podium auch noch einige Buhrufe anhören – anscheinend hatten sich einige englische Fans unter die Tifosi gemischt. Doch diese Herausforderung meisterte er, angeschlagen  oder nicht, äußerst elegant und clever: Er bedankte sich in seinem perfekten Italienischen für die tolle Stimmung und die Unterstützung – und schon übertönte ohrenbetäubender Jubel die paar Störenfriede.

Diese fantastische Atmosphäre habe ihm auch geholfen, relativ schnell wieder über die seine negative Stimmung hinweg zu kommen. „Immerhin war es unser erster Doppelsieg seit langer Zeit, das war wichtig, das ist es schließlich, wo wir hingehören. Insofern ist es ein sehr schöner Tag für das Team, und alles andere liegt jetzt hoffentlich hinter uns und wir können wieder nach vorne schauen. Natürlich bin ich momentan enttäuscht, so kurz nach dem Rennen, aber es ist nun auch nicht die absolute Katastrophe.“

Nico Rosberg: "Lewis Hamilton ist ein sehr starkes Rennen gefahren, er hat es verdient."

„Schade, dass es heute nicht gereicht hat, aber Lewis ist ein sehr starkes Rennen gefahren, er hat es verdient,“ meinte er beim Interview auf dem Siegerpodest, ging dort aber auf die Frage von Ex-Ferrari-Pilot Jean Alesi,  was denn da zweimal in der ersten Schikane passiert sei, überhaupt nicht ein. Was den ein oder anderen „Experten“, darunter auch Ex-Teamchef Eddie Jordan, noch in der Idee bestärkte, ob es vielleicht gar keine „Fehler“ gewesen seien, sondern es ein Teil der internen „Strafe für Belgien“ gewesen sein könnte, dass Rosberg diesen Sieg an Hamilton abzuliefern hätte. Eine Vermutung, die Mercedes-Teamchef Toto Wolff aber sofort als „absolut absurd“ zurückwies. „Das Bremsen am Ende der langen Geraden ist hier einfach ein ganz kritischer Punkt“, erklärte Rosberg später, „Lewis kam von hinten stark auf, hat Druck gemacht, ich musste versuchen, nach zuzulegen, dabei sind halt dann die Fehler passiert.“

Nico Rosberg (v.) verpasste nach Bremsproblemen erneut die Schikane, fuhr durch den Notausgang zurück auf die Strecke - und kam hinter Hamilton zurück auf die Strecke.
Nico Rosberg (v.) verpasste nach Bremsproblemen erneut die Schikane, fuhr durch den Notausgang zurück auf die Strecke - und kam hinter Hamilton zurück auf die Strecke.

© afp

Am Start schien Hamilton seinem Rivalen alle Chancen zu eröffnen: Aus der Pole-Position kam der Brite sehr schlecht weg, „weil es ein Software-Problem gab“, wie Mercedes-F1-Aufsichtsratschef Niki Lauda sofort betonte, musste sich zunächst als Vierter einreihen, während Rosberg vorne weg ziehen konnte. Doch dann kosteten die zwei Verbremser in Runde neun und 29, die mit Umwegen durch den Notausgang endeten, zu viel Zeit, so dass Hamilton am Ende doch sicher gewann und dementsprechend jubeln durfte. Ob er und Nico denn jetzt wieder Freunde seien, versuchte Alesi auf dem Podium dann den „Friedensstifter“ zu spielen – doch bei aller Siegesfreude spielte Hamilton nur halb mit: „Ja schon“ - fing er seine Antwort an, um dann doch zurückzuziehen und sich wohl eher der Wahrheit anzunähern: „Wir sind Teamkollegen...“

Für Sebastian Vettel begann das Rennen zunächst gut: Im Qualifying – mit dem neuen Chassis, in dem er sich deutlich wohler fühlte als zuletzt in Belgien  – recht deutlich vor seinem zuletzt zweimal nacheinander siegreichen Teamkollegen Daniel Ricciard, erwischte er einen guten Start, fuhr von Platz acht auf Rang fünf nach vorne. Dann setzten er und vor allem das Team auf Risiko, nachdem er sich ja von der Rennperformance des Red Bull einiges versprochen hatte. Um an dem vor ihm liegenden Kevin Magnussen im McLaren sicher vorbei zu kommen, kam er früh zum ersten Reifenwechsel an die Box. „In Runde 17, 18 reinzukommen, das wäre schon ziemlich mutig“, hatte er am Samstag noch gemeint – tatsächlich versuchte er es dann auch in Runde 18. „Im Nachhinein gesehen war das wohl doch um einiges zu früh – aber im Nachhinein ist man auch immer schlauer“, ärgerte er sich ein bisschen, als am Ende seine Reifen doch zu sehr abbauten  und er sich so hinter Ricciardo, der acht Runden nach ihm gewechselt hatte, wieder nur mit Rang sechs begnügen musste. 

Red-Bull-Motorsportkoordinator Dr. Helmut Marko nahm die Schuld quasi auf sich: „Uns ist ein grober Fehler bei der Strategie unterlaufen. Wir haben Sebastian  viel zu früh hereingeholt. Wir hatten keine Erfahrungswerte und dadurch war er am Ende des Rennens wehrlos gegen Ricciardo. Aber trotz null Reifen hat er die anderen, die da noch gedrückt haben, bis zum Ende hinter sich gehalten hat. In dieser Situation hat man sein Können und seine Erfahrung gespürt.“

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