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Freunde für die Kamera. Rosberg (l.) und Hamilton kämpfen um den WM-Titel. Foto: dpa

© REUTERS

Formel 1 in Singapur: Nico Rosberg und Lewis Hamilton: Zurück in der Uhrzeit

Vor dem Rennen in Singapur giften sich die Mercedes-Kollegen Hamilton und Rosberg weiter an. Und der Verbremser von Rosberg im letzten Rennen ist weiter Stoff für Diskussionen - und für Verdächtigungen.

Nico Rosberg und Lewis Hamilton werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. Dabei sind die Mercedes-Piloten gerade jetzt, vor dem Rennen der Formel 1 in Singapur, bei ihren gemeinsamen PR-Terminen sichtlich darum bemüht, den Schein zu wahren. Ihre Körpersprache lässt allerdings auch andere Deutungen zu. Teamchef Toto Wolff kommt der Wahrheit jedenfalls sehr nahe mit der Behauptung, Rosberg und Hamilton würden sich „fast wie Feinde“ bekämpfen.

Da bleiben Sticheleien natürlich nicht aus. So lästerte Hamilton dieser Tage mal wieder über Rosbergs privilegierte Herkunft. Er, also Hamilton, habe zum Schulabschluss eine Plastikuhr bekommen und keinen luxuriösen Chronografen wie eben Rosberg. Der Deutsche hielt dagegen. „Ich freue mich über die neuen Regeln, die den Funkverkehr zwischen Team und Fahrern deutlich einschränken – weil es jetzt zum Beispiel nicht mehr geht, dass Lewis von seinem Ingenieur jedes Mal gesagt bekommt, wenn ich meine Motorleistung erhöhe, um einen Angriff auf ihn zu starten“, sagte Rosberg. „Bei einem Rennen – ich weiß gar nicht mehr, ob Bahrain oder Barcelona – war das immer so, dadurch hatte ich keine Chance, einen Überraschungseffekt zu erzielen“ ergänzte er.

Zweifel im Fahrerlage nach Verbremsern von Rosberg

Singapur, da sind sich die Experten einig, könnte ein elementar wichtiges Rennen im Duell um den Weltmeistertitel werden: Gewinnt Rosberg, wäre das ein Rückschlag für Hamilton. Der Brite glaubte zuletzt in Monza, Rosberg unter Druck gesetzt und zu untypischen Fehlen getrieben zu haben. Im Fahrerlager sind sich da einige aber nicht so sicher, dass die Geschichte mit den beiden Verbremsern der Wahrheit entspricht. „Zumindest sah das sehr interessant aus“, sagte zum Beispiel Daniel Ricciardo – dabei gilt der Teamkollege von Sebastian Vettel normalerweise nicht als Verschwörungstheoretiker, im Gegenteil. Colin Kolles, der neue starke Mann beim Caterham-Rennstall, war sich direkt nach dem Großen Preis von Italien sicher, dass es sich nicht um Fehler von Rosberg gehandelt habe, sondern um mehr: eine verdeckte Stallorder nämlich. Gewissermaßen als Ausgleich für die Feindberührung in Spa, als Rosberg bei einer Attacke auf Hamilton dem Briten den Reifen aufgeschlitzt hatte.

Teamchef Wolff hatte derartige Theorien zwar umgehend als paranoid zurückgewiesen, bei genauer Betrachtung der Fernsehbilder sind aber zumindest Zweifel geblieben. Rosberg wurde zum Beispiel gefragt, ob seine Bremsprobleme in Monza jenen im Qualifying von Monaco geähnelt hätten. Seinerzeit hatte ihm ja nicht nur Teamkollege Hamilton einen absichtlichen Verbremser vorgeworfen. Rosberg beantwortete die Frage: mit einem vielsagenden Lächeln.

Alain Prost: "Rosberg stand stark unter Druck"

Alain Prost, in der Formel-1-Politik bewandert wie kaum ein anderer, äußert sich dagegen vorsichtig zurückhaltend in der Causa: „Ich möchte wirklich nicht glauben, dass da ein abgekartetes Spiel dahintersteckt“, sagt der viermalige Weltmeister, dessen teaminterne Duelle gegen Ayrton Senna Ende der Achtziger wohl das bisher Härteste waren, was es in der Geschichte der Formel 1 je gegeben hat. „Aber ganz ausschließen kann man es auch nicht“, ergänzt Prost.

Der Franzose glaubt aber auch nicht, dass Rosberg dadurch ein mentales Problem bekommen könnte, wie einige andere, vor allem britische Expiloten wie Jackie Stewart, nach Monza geunkt hatten. „Es kann sogar eher umgekehrt sein. Sicher stand Nico nach den Vorfällen von Spa und den meiner Meinung nach etwas überzogenen Reaktionen von Mercedes darauf in Monza stark unter Druck“, sagt Prost. Da Hamilton aber in Monza gewann, sei das Thema jetzt endgültig vom Tisch. Zumindest für den Moment. Fortsetzung: gut möglich.

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