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Kimi Raikkönen, 33, von den Journalisten gefürchtet, von den Fans verehrt.

© dpa

Formel 1: Kimi Räikkönen: "Ich will einfach nicht mit Ihnen reden"

In Interviews gibt sich Formel-1-Fahrer Kimi Räikkönen keine Mühe, seine Abneigung gegen die Medien zu verbergen. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel spricht der Finne in gewohnter Art über einen Wechsel zu Red Bull und sein Verhältnis zu Sebastian Vettel.

Von Christian Hönicke

Herr Räikkönen, haben Sie gehört, was Niki Lauda zu Ihnen gesagt hat?

Hä? Zu mir? Mit mir hat er nicht gesprochen.

Er hat gesagt, Sie wären ein Schlappschwanz, wenn Sie 2014 nicht Sebastian Vettels Teamkollege bei Red Bull würden.
Ach, es interessiert mich nicht, was er sagt. Er spricht gerne und viel, das stört mich nicht. Er meint es auch nicht böse, ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, was er denkt und meint.

Sie sind 2012 in die Formel 1 zurückgekehrt. Ist es Ihr Ziel, den Titel noch einmal zu gewinnen?
Es wäre dumm, hier zu sein und nicht zu versuchen, den Titel zu gewinnen. Ich habe kein Interesse, nur in der Formel 1 zu sein. Der einzige Grund für meine Rückkehr ist, dass ich gewinnen will.

Warum zögern Sie dann, zu dem Team zu gehen, wo die Chancen am größten sind?
Es gibt viele Gründe. Nichts ist so eindeutig, wie ihr immer denkt. Im Moment habe ich noch nichts für nächstes Jahr. Wenn es eine Entscheidung gibt, werde ich sie bekannt geben.

Was ist Ihnen am wichtigsten? Geld, Auto oder viel Freizeit?
Alles, das ganze Paket. Es ist nicht nur eine Sache. Ich war in vielen Teams und weiß, was ich will. Ich werde die beste Wahl für mich treffen, und es wird sich zeigen, ob ich sie bereuen werde. Aber wenigstens treffe ich die Entscheidung selbst. Wenn es also schief geht, ist es okay für mich. Es gibt nächstes Jahr viele Regeländerungen, da kann man sich nicht sicher sein, wo es die besten Chancen gibt.

Sie werden also auf jeden Fall weitermachen?
Wie gesagt, ich habe keinen Vertrag. Keine Ahnung. Die Formel 1 ist ein witziger Ort, mal sehen.

Sind Sie glücklich in der Formel 1?
Ich bin nicht glücklich bei dem, was ich gerade mache.

Sie meinen ein Interview zu geben?
Ich bin nicht der größte Fan der Medien und all der anderen Sachen, die um die Formel 1 kreisen. Ich bin vor allem hier, um Rennen zu fahren. Der Rest, all das andere Zeug, das ist nicht der Grund, weswegen ich in die Formel 1 gekommen bin.

Mit Sebastian Vettel verstehen Sie sich gut, Sie leben in der Schweiz nicht weit voneinander entfernt. Mit ihm im Team könnten Sie auf Pressekonferenzen herumalbern und es ein bisschen angenehmer haben.
Das ändert doch nichts. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, aber es gibt noch keine Entscheidung. Natürlich kann ich mit ihm Witze machen und lachen, aber wegen dieser Sachen bin ich nicht hier.

Sehen Sie sich an den Rennwochenenden?
Natürlich sehen wir uns, vor allem in den Fahrerbesprechungen. Aber wir machen unsere Arbeit, jeder für sich, an verschiedenen Orten der Boxengasse.

"Wer ist der bessere Fahrer, Sebastian Vettel oder Sie?"

Wer ist der bessere Fahrer?
Er liegt in der WM-Wertung vor mir.

Weil er das bessere Auto hat?
Jeder fragt immer, wer ist der Beste, wer ist der Beste? Das ist sehr schwer zu sagen.

Diskutieren Sie mit ihm nicht darüber, wenn Sie sich in der Schweiz treffen?
Wir sprechen nicht übers Rennfahren. Wenn wir uns außerhalb der Rennen sehen, dann gibt es viel schönere Sachen zu tun (grinst). Es reicht, an der Strecke über das Fahren zu reden.

Glauben Sie, dass Ihre gute Beziehung im gleichen Team halten würde?
Ich weiß nicht. Aber ich sehe keinen Grund, warum es nicht klappen sollte. Es gibt viele Freunde, die Teamkollegen sind.

Red Bull ist jedenfalls an Ihnen interessiert, aber der Motorsportberater Helmut Marko sagt, Sponsoren- und Medientermine gehören nun mal dazu.
Ich habe hier ja auch genug damit zu tun. Da ist doch kaum ein Unterschied, ich weiß nicht, warum die Leute denken, dass ich keine Sponsorentermine mache. Irgendeiner behauptet irgendwas und alle denken, das ist wahr.

Vettel sagt, Sie seien gar nicht so still, wie Sie sich hier immer geben. Was genau verschafft Ihnen denn Unbehagen an der Öffentlichkeitsarbeit?
Ich fühle mich nicht unwohl, ich will einfach nicht mit Ihnen reden. Sie stellen mir Fragen zur Formel 1, aber es gibt eben nicht so viele Antworten, die ich geben kann. Und ich habe kein Interesse daran, über mein Leben außerhalb der Formel 1 zu reden.

Die Leute interessieren sich eben für den Menschen Kimi Räikkönen.
Das ist mir egal. Ich habe mein Leben und dann habe ich die Formel 1.

Eine andere Formel-1-Legende, Jackie Stewart, rät Ihnen von Red Bull ab. Er meint, dass Vettel aufgrund der Verbindungen dort uneinholbare Vorteile hat.
Natürlich kenne ich mein Team hier auch besser als ganz am Anfang. Das hilft. Er kennt sein Team, er hat Titel dort gewonnen, aber er trifft nicht die Entscheidungen und er führt das Team auch nicht.

Vettels scheidender Teamkollege Mark Webber sagt, dass der Deutsche bei Red Bull immer bevorzugt wird.
Keine Ahnung, da müssen Sie ihn fragen.

Wie lange werden Sie noch in der Formel 1 fahren? Die meisten Fahrer sagen, sie wollen rechtzeitig aufhören, aber dann kriegen Sie doch auch mit 40 noch nicht genug.
Ich werde nicht mehr hier sein, wenn ich 40 bin, das ist sicher.

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