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Formel 1 GP China - Hamilton und Massa

© dpa

Formel 1: Lewis Hamilton fast im Ziel

McLaren-Pilot Lewis Hamilton siegt in China – nun reicht ihm beim Saisonfinale in zwei Wochen in Brasilien schon ein fünfter Platz zum Titelgewinn.

Es gibt viele Qualitäten, die ein Formel-1-Weltmeister haben muss. Auch wenn Lewis Hamilton den Titel auch nach seinem Sieg beim Grand Prix von China noch nicht sicher hat, demonstrierte er doch eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ihn nun ganz dicht vor das große Ziel brachten: die Fähigkeit, unter größtem Druck fehlerfrei zu bleiben. Der McLaren-Mercedes-Pilot legte in Schanghai ein weltmeisterliches Wochenende hin und dominierte vom Start des ersten freien Trainings bis zur Zielflagge des Rennens. Teamchef Ron Dennis gratulierte ihm nach der Zieldurchfahrt über Funk nicht nur zum Erfolg, sondern auch besonders zu seinem „extrem disziplinierten Rennen“.

Dennis wählte diese Worte nicht ohne Grund. Nach seinem Patzer vor einer Woche in Japan hatte sich Hamilton selbst von seinen sonstigen Bewunderern wie dem ehemaligen Weltmeister Jackie Stewart harte Worte von „Übereifer“ über „mangelnde Lernfähigkeit“ bis „Dummheit“ anhören müssen. Diesmal spulte der 23-Jährige seine Runden souverän und fehlerfrei herunter. Er hatte mit einem sehr guten Start aus der Poleposition sofort die Führung übernommen und war dann im Laufe des gesamten Rennens nie mehr in Gefahr geraten. „Einen überzeugenderen Sieg kann es kaum geben, es war ein exzellenter und hoch verdienter Erfolg von Lewis“, erklärte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Der Gelobte sah bescheiden einen „wichtigen Schritt auf dem Weg zum Titel“. Ein fünfter Platz würde ihm nun beim Saisonfinale in zwei Wochen in Brasilien zum Titelgewinn reichen; sieben Punkte Vorsprung auf seinen Ferrari-Rivalen Felipe Massa nimmt der Brite mit nach Sao Paulo. Dass es nicht sogar neun sind, lag daran, dass die beiden Ferrari-Fahrer hinter Hamilton sieben Runden vor Schluss die Plätze tauschten. Der diesmal eigentlich schnellere Kimi Räikkönen ließ sich allmählich zurückfallen und Massa dann auch problemlos auf Platz zwei vorrücken. Eine Szene, die für einige Diskussionen sorgte – schließlich ist seit dem berüchtigten Funkspruch von Österreich 2002, als Ferrari-Rennleiter Jean Todt Rubens Barrichello aufforderte, Michael Schumacher passieren zu lassen, Stallorder offiziell verboten.

Doch eine Untersuchung des Vorfalls durch die Rennkommissare gab es nicht. Selbst bei McLaren-Mercedes hielt sich der laut geäußerte Ärger in Grenzen, man kommentierte das ganze eher mit leicht süffisantem Unterton. „Ich glaube, das ist keine allzu große Überraschung, was Ferrari jetzt machen wird“, hatte Haug schon während des Rennens festgestellt, und auch Hamilton hatte damit gerechnet: „Es war doch klar, dass das passieren würde – wir würden womöglich dasselbe tun.“ BMW-Teamchef Mario Theissen als neutraler Beobachter befand diplomatisch: „Wenn Kimi den Felipe ohne Anweisung, ohne Funkspruch von der Box, vorbeilässt, dann ist das ja eigentlich keine Stallorder …“

Theissen hatte den Ärger mit diesem Thema andeutungsweise sogar im eigenen Team: Robert Kubica, nach Rang sechs aus dem WM-Rennen ausgeschieden, regte sich darüber auf, dass ihn sein auf Platz fünf liegender Teamkollege Nick Heidfeld nicht vorbeigelassen hätte. Schließlich fahre er ja noch um Platz drei in der WM. Das hielten außer dem Polen aber so gut wie alle anderen für eine ziemlich schräge Idee. Auch Heidfeld schüttelte den Kopf. „Wenn es um einen WM-Titel geht, kann man über so was reden, aber so?“ Von den anderen Deutschen kam nur Timo Glock in die Punkte. Mit einer Ein-Stopp-Strategie konnte er sich vom zwölften Startplatz auf Platz sieben nach vorne arbeiten. Sebastian Vettel im Toro Rosso wurde Neunter, nachdem ihn „ein Problem mit dem vorderen linken Rad beim ersten Boxenstopp“ wertvolle Zeit gekostet hatte. Nico Rosberg im Williams wurde 15. Adrian Sutil sah die Zielflagge im Force India wegen eines Getriebeschadens nicht.

Lewis Hamilton erging es zwar besser, dafür entging ihm beim Überfahren der Ziellinie ein wichtiges akustisches Signal. Es kam von Ron Dennis. „Ich habe nichts gehört, vielleicht habe ich gleichzeitig versucht, mit ihm zu sprechen“, sagte Hamilton später. Ihm kann geholfen werden. Dennis’ Botschaft über Funk lautete: „So müssen wir auch in Brasilien an die Sache herangehen. Merk dir gut, wie wir das hier gemacht haben.“

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