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Formel 1: Mäkeleien an Ron Dennis gehen weiter

McLaren-Teamchef Ron Dennis kann auf die eindrucksvolle Bilanz von sechs Siegen in Serie zurückblicken. Dennoch erntet er mehr Kritik als Lob. Ein Grund ist wohl Dennis' eigentümliche Art, die auf viele arrogant wirkt.

Als er am Samstag in Suzuka prophezeite, Kimi Räikkönen könne auch von ganz hinten den Grand Prix von Japan gewinnen, da wollte das kaum einer glauben. "Typische Arroganz von Ron Dennis", hieß es - und nicht wenige schienen nur darauf zu warten, ihm am Sonntag Abend grinsend diesen Satz auf´s Butterbrot schmieren zu können. Doch der McLaren-Mercedes-Teamchef behielt Recht - und die Kritiker mussten diesmal geschlagen abziehen.

Ein bisschen eigenartig ist es ja schon: Sein Team gewann in dieser Saison mehr Rennen als jedes andere, insgesamt bisher zehn, davon die letzten sechs in Serie, hat in der Konstrukteurs-WM trotz zwei Punkten Rückstand auf Renault beim Finale in einer Woche in Shanghai bei der derzeitigen Überlegenheit beste Karten - und trotzdem schien Ron Dennis zeitweise mehr Kritik als Lob zu ernten.

Er, der in den Anforderungen an sich selbst und sein Team die absolute Perfektion auf seine Fahnen geschrieben hat, muss damit leben, dass sich wohl gerade deshalb viele in der Formel 1 mit Vorliebe auf jeden Fehler stürzen, der ihm oder seinem Team passiert. Zu überlegen, vor allem auch durch seine rhetorische Stärke, die er gern ausspielt, ist der Engländer den meisten - und er verbirgt das auch nicht unbedingt. Was dann bei den "Unterlegenen" in der passenden Situation gern entsprechende Schadenfreude provoziert.

Dabei hält sich Dennis durchaus nicht für unfehlbar, wie ihm seine Kritiker und Neider gern unterstellen. "Ich war gegen das Qualifying mit vollen Tanks - aber ich habe mich geirrt, es hat tatsächlich interessantere Rennen produziert", gab er kürzlich einmal zu. Und wenn ihm ein Fehler im McLaren-E-mail-System eine alte Info wieder auf den Tisch legt, über die er sich dann öffentlich erst einmal aufregt, bevor er den Hinweis bekommt, dass sie aus dem Januar stammt, dann ist ihm das zwar sichtlich peinlich - aber er versucht auch nicht, die "Schuld" auf irgendjemand anderen abzuschieben.

Er ist nur nicht bereit, seine Ansprüche - auch und vor allem an sich selbst - zurückzuschrauben, und dazu steht er auch. "Wir haben ganz klar das Ziel, jedes einzelne Rennen zu gewinnen. Ich glaube nicht, dass viele andere Teams das auch nur halbwegs glaubwürdig von sich sagen können. Viele waren noch nie auf dem Podium und ihr Ziel ist es in erster Linie, dabei zu sein - im Gegensatz zu vorn zu sein. Aber wir verstehen natürlich, dass wir, wenn wir unsere Absicht erklären, zu gewinnen und dann nicht gewinnen, mehr Kritik einstecken müssen als wenn wir nur sagen würden, wir wollen nur mitmachen& Aber wir verstecken uns nicht vor unserem Ziel. Wir akzeptieren lieber die Kritik, wenn wir unser Ziel nicht erreichen. Und wenn das den Eindruck verstärkt, wir würden zu wenig gewinnen, dann ist das eben so."

Seine Linie durchzuziehen, das ist Dennis wichtiger als das persönliche Image: "Jeder möchte natürlich gern als der Beliebteste weit und breit durchs Leben gehen. Und man sieht ja, wie manche Filmstars und sonstige Berühmtheiten dieses Image gezielt kultivieren, perfekt und gleichzeitig liebenswürdig zu sein. Aber wenn man fragt, ob man das auch in einem so harten Wettbewerbsumfeld wie einem Formel-1-Team tun kann, dann würde ich das für sehr schwierig halten&" Die Formel 1 sei einfach eine zu komplexe Herausforderung dafür. Es reiche ja nicht, einfach Rennsport zu betreiben und der Beste und Schnellste zu sein. "Man muss auch politisch gut und clever sein. Und um diese Cleverness auszuspielen, muss man stark und manchmal auch sehr direkt sein. Das vergrößert natürlich die Feindseligkeit, mit der einem einige Leute entgegentreten, ob als Person oder in der Funktion im Team. Aber das ist eben der Preis, den man dafür bezahlt, eine Führungspersönlichkeit zu sein."

Wobei er einräumt, bei aller Stärke auch seine eigenen, ganz persönlichen Unsicherheiten zu besitzen und hin und wieder Unterstützung bei Familie, Freunden oder anderen Menschen "die zumindest auf bestimmten Gebieten mehr Weisheit besitzen", zu suchen. Allerdings - er macht auch klar, dass er letztlich doch auf die eigenen Fähigkeiten baut: "Ich möchte gerne glauben, dass ich, obwohl ich diese Möglichkeit, von anderen Unterstützung zu bekommen, anerkenne und schätze, ein etwas höheres Ausgangsniveau habe als viele andere. Ich fühle mich stark, ruhe in mir und fühle mich durch Kritik nicht verletzbar. Denn man erntet, was man säht. Das mögen manche nicht so sehen - aber es ist jedenfalls eine offene, ehrliche Erklärung dafür, wofür ich und die Partnerschaft zwischen McLaren und Mercedes stehen." (Karin Sturm)

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