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Update

Formel 1: Mercedes kontert Kritik

Mercedes fürchtet um die Früchte seiner Aufholarbeit in der Formel 1. Entgegen der Kritik von Red Bull und Ferrari sei der Ausschluss aus dem dreitägigen Nachwuchstest in Silverstone für den Silberpfeil-Rennstall durchaus „eine ziemlich heftige Strafe“, versicherte Teamchef Ross Brawn im Fachmagazin „Autosport“ (Dienstag).

Mercedes war vom Weltverband FIA wegen der Privattests mit Reifenhersteller Pirelli verwarnt und für die offiziellen Übungsfahrten Mitte Juli gesperrt worden. „Ich denke, dass wir einen deutlich spürbaren Verlust haben“, sagte Brawn - und dürfte damit die Branche verwundern. Experten hatten das Urteil einhellig als erstaunlich milde gewertet.

Brawn aber sieht dies ganz anders. Sein Rennstall kämpft in dieser Saison mit Macht um die Rückkehr an die Spitze und habe ein umfangreiches technisches Entwicklungsprogramm für die drei Talente-Tage in Silverstone geplant. „Wir schauen jetzt intern, wie wir den Verlust dieses Programms aufholen können. Und ich bin nicht sicher, dass wir das schaffen“, erklärte Brawn kurz vor dem Großen Preis von Großbritannien am Sonntag (14.00 Uhr/RTL und Sky).

Nach drei Frust-Jahren war Mercedes den Branchenführern zuletzt deutlich näher gerückt. Viermal nacheinander fuhren Lewis Hamilton und Nico Rosberg auf die Pole Position, in Monte Carlo gelang Rosberg der Sieg. Nach sieben Saisonläufen hat das Werksteam schon fast so viele Punkte gesammelt wie in den 20 Grand Prix des Vorjahres. Nun sorgt sich Mercedes, dass die Testsperre das Team wieder ins Hintertreffen bringt. Die anderen Rennställe könnten beim Nachwuchstest 1500 Kilometer abspulen, dabei eine Reihe Neuentwicklungen ausprobieren und wertvolle Informationen sammeln, erklärte Brawn.

Die drei Pirelli-Testtage in Barcelona mit den Stammpiloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton Mitte Mai seien damit nicht vergleichbar. Dort habe man ausschließlich Reifen für den italienischen Lieferanten ausprobiert. Es sei daher nicht richtig, dass die Konkurrenz bei ihrer Kritik am FIA-Urteil den Wert der Nachwuchstests herunterspiele, meinte Brawn. Dies sei nur der Versuch, „Fakten zu verdrehen“.

Red-Bull-Motorsportdirektor Helmut Marko hatte etwas abschätzig gemeint: „Da sitzen Fahrer am Steuer, die die Formel 1 erst noch lernen müssen.“ Das Team von Weltmeister Sebastian Vettel soll sogar erwogen haben, die Nachwuchstests zu boykottieren und eigene Privatfahrten mit den Stammpiloten zu organisieren, weil die zu erwartende Strafe nach dem Präzedenzfall Mercedes gering sei.

Ferrari höhnte nach dem FIA-Urteil in einem Blog: „Was wäre, wenn der ganze Vorfall nach dem Young-Driver-Test stattgefunden hätte. Was wäre dann die Bestrafung gewesen? Wäre ihnen dann verboten worden, Ende des Jahres am Dinner teilzunehmen?“ Brawn bezeichnete diesen Vergleich als „unredlich“. Die von der FIA verhängte Strafe sei durchaus gewichtig.

Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda und Motorsportdirektor Toto Wolff hatten sich zuvor um eine Deeskalation in dem seit Wochen andauernden Zoff bemüht. „Solche Perioden sind immer eine schwierige Zeit, weil sie von unserem Hauptziel ablenken, das Auto zu entwickeln und Rennen zu gewinnen“, sagte Wolff. Lauda indes hatte im ORF beteuert: „Mit dem Urteil können wir absolut leben.“ Teamchef Brawn scheint da deutlich mehr Bauchschmerzen zu haben. (dpa)

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