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Ziehung 1 aus 2. Die Mercedes-Piloten Nico Rosberg (l.) und Lewis Hamilton bei der Vorstellung des W06 in Jerez.

© imago

Formel 1: Mercedes: Zwei Männer und ein Auto

Am Wochenende startet die neue Formel-1-Saison, Weltmeister wird wohl wieder ein Mercedes-Pilot. Bleibt die Frage: Lewis Hamilton oder Nico Rosberg?

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone glaubt es, der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel auch und ebenso der Weltmeister von 1992, Nigel Mansell. Sie alle sind sich schon vor dem Start der Formel-1-Saison 2015 einig: Der Weltmeister in diesem Jahr wird wieder ein Mercedes-Pilot sein. Ecclestone würde darauf sogar „sein Vermögen verwetten“, wie er kürzlich erklärte – allzu groß wäre das Risiko dabei wohl freilich nicht. Allzu große Hoffnung auf mehr Ausgeglichenheit als im vergangenen Jahr gibt es nicht. Der Mercedes-Vorsprung vor dem Rest des Feldes scheint sich kurz vor dem Saisonstart am Wochenende in Melbourne gegenüber 2014 nicht verringert zu haben. Nur im Kampf der Verfolger zwischen Ferrari, Red Bull und Williams scheint diesmal richtig Spannung angesagt.

Dass die Silbernen wieder deutlich an der Spitze liegen, wurde während der letzten Testfahrten in Barcelona klar. Einen Vorsprung von 0,8 Sekunden pro Runde auch über die Distanz hat man bei Mercedes intern für sich errechnet. Zwar gibt sich Teamchef Toto Wolff offiziell noch ein bisschen vorsichtig und meint, man dürfe die beim Testen gewonnenen Daten nicht überinterpretieren. Schließlich könne das bei anderen Streckenbedingungen und Temperaturen ganz anders aussehen.

Lewis Hamilton und Nico Rosberg dürften den Formel-1-Titel wieder unter sich ausmachen

Das glaubt allerdings kaum jemand. Unter normalen Umständen dürften der Weltmeister Lewis Hamilton und sein Stallrivale Nico Rosberg die meisten Siege und den WM-Titel wieder unter sich ausmachen. Beim Testen fiel vor allem auf, wie ruhig und stabil das Auto in den Kurven lag. Das dürfte daran liegen, dass die Mercedes-Antriebseinheit immer noch extrem viel mehr Leistung produziert als die Triebwerke der Konkurrenz. Deshalb können die Silberpfeile mit höheren Flügeln fahren als ihre Rivalen, die für das Fahrverhalten des Autos in den Kurven wichtig sind. Je mehr Flügel, desto höher die Kurvengeschwindigkeit.

Also wird der Titelkampf 2015 wohl wieder eine interne Angelegenheit. Nico Rosberg, im Vorjahr der unterlegene Pilot, gibt sich zuversichtlich, diesmal an der Reihe zu sein. Der inoffizielle Titel „Winterweltmeister“ nach den Testfahrten bedeutet ihm zwar nicht besonders viel, „aber es ist natürlich immer besser, der Schnellste zu sein, als nicht Schnellster zu sein“. Der gebürtige Wiesbadener wirkt angriffslustig und entschlossen und weiß wohl auch, wo er sich noch verbessern muss. In Zweikämpfen zum Beispiel: „Da war Lewis letztes Jahr stärker und hat mehr von den direkten Duellen gewonnen – und das war am Ende auch mit entscheidend.“ Durch genaues Analysieren und Zerlegen dieser Duellsituationen im Kopf will er auch auf diesem Gebiet dazulernen. „Beim nächsten Mal ist das, was man besser machen will, dann schon in Fleisch und Blut übergegangen.“

Analyse, harte Arbeit, Fleiß – das sind Rosbergs Stärken. Während der Wintertests demonstrierte er die auch gern einmal, indem er per Twitterbild bewies, wieder einmal der Letzte zu sein, der nach getaner Arbeit das Mercedes-Motorhome verlässt. Ganz im Gegensatz zum aktuellen Weltmeister – aber vielleicht präsentierte sich Hamilton auch absichtlich eher gelangweilt bis leicht genervt, um seinen Rivalen in Sicherheit zu wiegen. „Ich erwarte einen ähnlich harten Kampf wie im vergangenen Jahr“, sagt der Brite offiziell. „Nico hat mir da das Leben echt schwergemacht und er wird es weiter tun. Deshalb darf ich mich nicht hängen lassen.“

Nico Rosberg will seinen Umgang mit Lewis Hamilton "modifizieren"

Die Frage ist, wie weit der Kampf diesmal gehen wird. „Das interne Duell bei uns wird sicher wieder kein Zuckerschlecken“, sagt Teamchef Wolff. Aber man habe das im Griff und auch immer wieder viele Gespräche geführt, alle hätten auch aus Situationen wie der Kollision 2014 in Spa gelernt. “ Allerdings hat Rosberg als Antwort auf die Kritik, er sei teilweise nicht kompromisslos genug unterwegs, bereits angekündigt, seine Herangehensweise zu modifizieren, „auch im Umgang mit Lewis“. Dennoch glaubt Wolff nicht, „dass es da jetzt gleich wieder zu Problemen kommen wird. Ich glaube, es ist allen klar, worum es geht. Ein Jahr lang sind sie mit allen Höhen und Tiefen gegeneinander gefahren – und wir haben uns alle gemeinsam weiterentwickelt.“

Vor der Konkurrenz, auch nicht vor Sebastian Vettel im Ferrari, hat Wolff auch nicht wirklich Angst, das gibt er schon offen zu. „Aber es ist auch bei weitem nicht so, dass wir uns jetzt einfach zurücklehnen dürften“, sagt der Österreicher. Das einzige aktuelle Problem, das Mercedes mit in die neue Saison schleppt, ist der Vertrag mit Hamilton. Der läuft Ende 2015 aus und wurde noch nicht verlängert. „Aber wir sind da dran“, sagt der Engländer. „Mein Wunsch ist es, bei Mercedes zu bleiben.“

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