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© AFP

Formel 1: "Michael kann fahren, bis er 50 ist"

Manager Willi Weber über seine Beziehung zu Schumacher, die Gründe für das Comeback und warum er den Titel erst 2011 erwartet

Herr Weber, am Sonntag startet die neue Formel-1-Saison in Bahrain. Wem werden Sie die Daumen drücken: dem Rückkehrer Michael Schumacher oder dem Neuling Nico Hülkenberg?



Ich hab ja Gott sei dank zwei Daumen, so dass es für jeden reicht. Ich hatte die Situation ja schon mal mit Michael und seinem Bruder Ralf. Am liebsten ist es mir natürlich, wenn sie sich abwechseln und jeder gewinnt – mal der eine, mal der andere.

Sie kümmern sich neben dem Williams-Piloten Hülkenberg also auch noch um Michael Schumacher? Es heißt ja, dass Sie als sein Manager nicht mehr gefragt seien.

Gehen Sie mal auf seine Homepage, da steht diesbezüglich alles drauf. Ich weiß nicht, wo die Leute immer diese Dinger herbringen.

Dort ist zu lesen, Schumacher wolle unter Beihilfe seiner Sprecherin Sabine Kehm von der Schweiz aus „geschäftliche Dinge mehr und mehr selbst in die Hand nehmen“. Ihre Wege würden sich aber nicht trennen. Sind Sie weiterhin sein Manager?

Natürlich, es hat sich nichts verändert. Michael hat klar gesagt: Willi ist und bleibt mein Manager. Ich berate ihn nach wie vor und kümmere mich um seine Geschäfte wie das Merchandising und das Sponsoring. Michael ist mit seinen 41 Jahren aber erfahren genug und braucht nicht mehr in jeder Frage Beratung. Den Mercedes-Vertrag hat er beispielsweise allein ausgehandelt. Michaels Büro in der Schweiz und mein Büro in Stuttgart teilen sich die restlichen Aufgaben.

Hat er die Entscheidung zum Comeback auch allein getroffen?

Ich glaube, die Entscheidung, das Angebot von Mercedes anzunehmen, kam deswegen zustande, weil wir damals im August gesagt haben, er steigt in den Ferrari ein. Da ist der Schalter umgelegt worden, dass er es noch mal probieren will. Das andere war nur noch die logische Folge.

Allerdings haben Sie ihm im August zunächst abgeraten: Die Erwartung sei zu hoch. Es scheint aber, als mache ihm dieser unheimliche Druck auch noch Freude. Sie haben jetzt 22 Jahre mit ihm zusammengearbeitet: Warum tut er sich das an, wem will er etwas beweisen?

Ich glaube nicht, dass er irgendjemandem oder sich selbst etwas beweisen muss. Das hat er alles schon hinter sich. Für mich ist Michael Schumacher als Rennfahrer auf die Welt gekommen. Der Abschied von der Formel 1 2006 kam zum richtigen Zeitpunkt, denn er war einfach erschöpft und verbraucht. Und er wollte mal die Dinge tun, die er einfach zeitmäßig nicht tun konnte diese vielen Jahre in der Formel 1. Ich glaube nicht, dass er vor der Ferrari-Anfrage im August überhaupt darüber nachgedacht hat, noch einmal zu fahren. Er war mit seinem Leben zufrieden, das Motorradfahren hat ihm Spaß gemacht, und er hat sich immer fit gehalten.

Irgendetwas muss ihm aber wohl gefehlt haben.

Das hat er gemerkt, als die Anfrage von Ferrari kam, Felipe Massa nach seinem Unfall zu ersetzen. Das war der Moment, darüber nachzudenken: Warum fahre ich eigentlich nicht wieder? Als er dann im Auto saß, hat er gemerkt, was ihm eigentlich die drei Jahre gefehlt hat. Formel 1 ist sein Leben, und warum soll er das nicht wieder tun? Er macht nichts mit mehr Begeisterung und Können, als Rennautos zu fahren.

Aber ist er auch noch so stark wie zu seinen Glanzzeiten?

Absolut. Er trainiert, macht sein Pensum, er ist topfit. Sein Körper ist exzellent beieinander. Michael ist ein Profi – er weiß, wo es langgeht. Da mache ich mir gar keinen Kopf.

Und wie ist sein Gemütszustand so kurz vor der Saison?

Er ist relativ entspannt, muss ich sagen. Ich habe ihn vor der letzten Testfahrt gesehen, da hatten wir eine Veranstaltung in Köln. Er war super drauf, und er freut sich riesig, dass es jetzt losgeht.

Dabei werden alle nur ihn schlagen wollen. Steht ihm die härteste Saison überhaupt bevor?

Einfach wird es nicht. Die Herausforderung macht ihn aber auch stark. Er ist für mich der beste Rennfahrer der Welt und er wird es auch bleiben. Aber Sie wissen ja auch, dass viel am Material hängt. Wenn das Auto entsprechend gut ist, mache ich mir überhaupt keinen Kopf.

Nico Rosberg wird das gleiche Material haben. Ist er der stärkste Teamkollege, den Michael Schumacher je hatte?

Das möchte ich so nicht sagen. Die waren alle stark, und er hat sie alle geschlagen.

Wird er auch Rosberg schlagen?

Auf jeden Fall. Das Erste, was ein Rennfahrer versucht, ist seinen Teamkollegen in den Griff zu kriegen. Das wird vielleicht die ersten zwei oder drei Rennen schwierig. Aber sobald er wieder alles so hat, wie er es gerne hätte, sehe ich eigentlich nicht, wieso er ihn nicht schlagen sollte. Könnte. Kann. Muss.

Sie meinen sicher, dass Schumacher Autos bevorzugt, die übersteuern – also eher am Heck zum Ausbrechen neigen –, während der Mercedes …

… ein untersteuerndes Auto zu sein scheint …

… also über die Vorderachse schiebt, was eher seinem Teamkollegen entgegenkommt.

Ja, aber auch das wird er in den Griff kriegen. Man muss ihm nur die Möglichkeit geben. Ich glaube, dass wir nach Bahrain ein bisschen schlauer sind.

Kann Schumacher den Titel dieses Jahr schon holen?

Wenn ich jetzt Ja sage, heißt es, ich sei ein Hellseher. Und das bin ich nicht.

Erwarten Sie den Titel von ihm?

Nein, das tue ich nicht. Rennen wird er mit Sicherheit gewinnen. Ob es dann im ersten Jahr schon für den Titel reicht – da müssen wir uns überraschen lassen. Aber ich gehe davon aus, dass er es dann im zweiten Jahr packen müsste.

Würde er nach einem Titelgewinn noch weiterfahren?

Warum denn nicht? Es ist ja nicht die Frage des Titels, da hätte er auch nach dem dritten aufhören können. Es geht ihm um den Spaß, die Freude, das ist sein Leben, und das macht er so lange, bis er merkt, dass es nicht mehr geht.

So fit wie er jetzt wirkt …

… kann er noch bis 50 fahren (lacht). Aber wir sollten nicht so sehr in die Zukunft blicken, sondern uns darauf freuen, dass es jetzt losgeht.

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wird das mit Sicherheit tun. Hat er sich schon bei Ihnen dafür bedankt, dass Ihr Klient sein Geschäft saniert?

Wir haben mal telefoniert, da habe ich zu ihm gesagt, dass er mir fünf Millionen dafür schuldet. Er meinte dann, er wird sie zügig überweisen, aber bis heute ist nix da (lacht). Aber er freut sich natürlich über die Rückkehr. Das tut der Formel 1 gut, die hatte ja einige Problemchen in den letzten Jahren. Jetzt muss man mal aufhören, über Probleme zu sprechen, und einfach wieder den Sport zu Wort kommen lassen. Da hilft Michael viel mit, und vor allem die Rennstreckenbetreiber freuen sich, dass es in der Formel 1 wieder aufwärts geht.

Hat sich denn wenigstens jemand vom Hockenheimring erkenntlich gezeigt?

Bis jetzt noch nicht, aber ich bin sicher, dass ich dieses Jahr einen Ehrenparkplatz kriege. Und Michael auch.

— Das Gespräch führte Christian Hönicke.

Willi Weber, 67, ist langjähriger Manager des Formel-1-Rekordweltmeisters Michael Schumacher. Außerdem berät er Nico Hülkenberg, der für Williams debütieren wird.

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