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Formel 1: Nico Rosberg: Ein Großer – auch ohne Titel

Weltmeister ist Nico Rosberg noch nicht. Dennoch gehört der Mercedes-Pilot spätestens seit seinem Sieg in China zu den ganz Großen der Formel-1-Geschichte. Ein Kommentar

Von Christian Hönicke

Wenn Sie sich nur ein wenig für die Formel 1 und ihre Geschichte interessieren, dann haben Sie sicher den Namen Stirling Moss schon einmal gehört. Obwohl Sir Stirling in seiner Glanzzeit in den 50er Jahren nie Weltmeister wurde, fehlt er bis heute in keiner Aufzählung der besten Piloten, die je einen Rennwagen steuerten.

Am Sonntag in Schanghai hat Nico Rosberg das britische Rennfahridol überholt. Mit insgesamt 17 Rennsiegen ist er nun offiziell der beste Fahrer der Formel-1-Geschichte, der nie Weltmeister wurde. Im Unterschied zu Stirling Moss aber hat er noch die Chance, das zu ändern.

Und dafür spricht so einiges. Die Saison ist noch lang, in 18 Rennen kann viel passieren, aber statistisch hat es nach drei Siegen zum Auftakt bisher für jeden Fahrer zum WM-Titel gereicht. Und sechs Siege in Folge, das haben vor dem Mercedes-Piloten auch nur drei mehrfache Weltmeister geschafft, Alberto Ascari, Michael Schumacher und Sebastian Vettel.

Nico Rosbergs größte Leistung aber ist in keiner Statistik zu finden. Sie besteht darin, dass der Kosmopolit mit der deutschen Rennlizenz niemals aufgegeben hat. Im Stallduell mit dem nach gängiger Meinung schnellsten Fahrer des Feldes hat er immer wieder zurückgeschlagen, auch wenn die Dominanz von Lewis Hamilton noch so erdrückend schien. Er ist an zwei verlorenen WM-Kämpfen genauso wenig zerbrochen wie an den Pfiffen und Buhrufen oder der ungerechtfertigten Rüge durch sein eigenes Team nach der Kollision mit Hamilton in Belgien 2014.

In China hat er die Aufregung rund um seine Offshore-Briefkastenfirma einfach ausgeblendet und ein souveränes Rennen gezeigt. Kurz und gut: Nico Rosberg hat jene Kämpferqualitäten gezeigt, die man ihm als vermeintlich verwöhntes monegassisches Millionärssöhnchen immer wieder absprechen wollte. Diese beispiellose mentale Stärke wird sein Vermächtnis im kollektiven Gedächtnis der Formel 1 sein.

Rosbergs Vater Keke wurde 1982 Champion. Doch damals spielten Glück und tragische Umstände eine große Rolle, niemand würde ihn ernsthaft bei den Größten einsortieren. Bei seinem Sohn verhält es sich jetzt andersherum. Ob es am Ende zum Weltmeistertitel reicht, ist inzwischen eigentlich fast egal. Denn Nico Rosberg gehört spätestens seit Sonntag zu den Legenden der Rennbahn.

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