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Nassgemacht. Nico Rosberg (r.) setzte sich zum wiederholten Mal gegen seinen Teamkollegen Lewis Hamilton durch.

© AFP

Formel 1: Nico Rosberg siegt in der Heimat von Red Bull

Mercedes-Pilot Nico Rosberg siegt auch in Österreich und baut seinen Vorsprung an der WM-Spitze aus. Währenddessen steht die Frage im Raum, wie lange sich Red Bull das Drama mit dem missglückten Renault-Antriebsstrang noch anschaut.

Am Ende konnten die Zuschauer doch einen Red-Bull-Piloten bejubeln, zumindest einen ehemaligen. Bei der Rückkehr der Formel 1 nach Österreich in Spielberg tauchte der letztjährige Teamkollege von Sebastian Vettel, Mark Webber, auf dem Podest auf. Der Australier führte aber nur die Siegerinterviews. So mussten die Menschen auf den Tribünen ihre rot-weiß-roten Fahnen für einen Piefke schwenken. Nico Rosberg war es, der im Mercedes als Erster über die Ziellinie fuhr. „Es war nicht das einfachste Rennen von allen, wir mussten einige Dinge am Auto unter Kontrolle halten“, sagte Rosberg in Webbers Mikrofon – und meinte damit vor allem seine Bremsen. Rosbergs einziger echter Gegner war erneut Teamkollege Lewis Hamilton.

Ein großer Teil des Rennens spielte sich mal wieder über den Funkverkehr ab: Gegenseitiges Nachfragen bei den Ingenieuren, wie es denn beim anderen aussehe, mit Bremsen, Reifen, was in den letzten Runden zu erwarten wäre. „Du kämpfst bis zum Ende des Rennens gegen Lewis“, hatte Rosberg schon vor der Halbzeit zu hören bekommen. Eine echte Chance ließ er Hamilton bei seinem dritten Saisonsieg allerdings nicht. Als der Brite es in der allerletzten Runde noch einmal mit einer Gewaltaktion probierte, hätte er sich dabei beinahe eher selbst von der Strecke befördert, als Rosberg in Gefahr zu bringen.

Gesiegt in der Heimat von Red Bull

Dass die Silberpfeile auch in der Heimat von Red Bull das überlegene Auto sein würden, das hatte der gebürtige Wiesbadener Rosberg schon am Samstag geahnt. Obwohl er da eine kleine Niederlage einstecken und sich mit Platz drei im Qualifying hinter den beiden überraschend schnellen Williams von Felipe Massa und Valtteri Bottas, der im Rennen am Ende Dritter wurde, hatte anstellen müssen. „Das ist sowieso nur deshalb passiert, weil sich Lewis vor mir gedreht hat, so dass da Gelbe Flaggen waren und ich meine letzte schnelle Runde nicht mehr fahren konnte“, grummelte Rosberg nach der Qualifikation. Obwohl es ihm doch eigentlich hätte gefallen müssen, dass sein WM-Rivale so sogar sechs Plätze hinter ihm starten musste.

Wie geht es bei Red Bull jetzt weiter?

Aber vielleicht ahnte er ja schon, dass der Brite mit seiner Aggressivität und einem sehr guten Start schon bald wieder in Schlagdistanz sein würde und er trotzdem das ganze Rennen mit ihm würde kämpfen müssen. Doch Rosberg behielt die Nerven und baute seine WM-Führung auf 29 Punkte aus. Das ist mehr als ein Ausfall bei gleichzeitigem Sieg des Gegners (25 Punkte) – der Druck auf Hamilton im Titelkampf also wird immer größer.

Ein katastrophales Wochenende beim Heimspiel erlebte dagegen Red Bull. Daniel Ricchiardo kam chancenlos gerade mal auf Platz acht – und Sebastian Vettel hatte schon in der ersten Kurve der zweiten Runde wieder einmal keinen Antrieb mehr. „Der Motor hat einfach kein Gas mehr angenommen, ich bin dann erst mal an einen sicheren Platz gefahren und habe gewartet, ob von der Box irgendwas Schlaues kommt“, sagte er, nachdem man ihn bei Halbzeit des Rennens mit einer Runde Rückstand aus dem Rennen genommen hatte, „um Kilometer zu sparen“.

Aber noch bevor eine Info kam, „ging es dann auf einmal wieder, nachdem praktisch das ganze Feld wieder vorbei war, konnte ich wieder weiterfahren, keine Ahnung, warum“. Allmählich schafft es auch Vettel bei allem positiven Naturell nicht mehr, seinen Frust zu verbergen: „Viel Lust zum Reden habe ich jetzt eigentlich nicht“, meinte er. „Das ist natürlich alles sehr bitter und ganz bestimmt nicht das Heimrennen, das wir uns gewünscht haben.“

Die Frage ist, wie lange sich Red Bull das Drama mit dem missglückten Renault-Antriebsstrang und der fehlenden Aussicht auf Besserung noch anschaut. Für 2015 hat man zwar keine andere Möglichkeit, als mit dem französischen Partner weiterzumachen und darauf zu hoffen, dass es dann wenigstens ein paar Fortschritte gibt. Aber es scheint, als seien die Weichen in eine andere Richtung längst gestellt, nicht nur, weil der Firmenchef Dietrich Mateschitz betonte: „Es gibt immer Alternativen.“ Die Ideen und Konzepte um einen eigenen Red-Bull-Motor, konzipiert in England, gebaut in Graz, sind wohl schon recht weit fortgeschritten.

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