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Schumacher

© dpa

Formel 1: Rätsel in Rot

Zwischen Sabotagen, Intrigen und Explosionen: Bei Ferrari läuft momentan nichts so, wie es soll.

Wer es mit dem italienischen Formel-1-Rennstall Ferrari hält, muss sich derzeit vor allem als Detektiv betätigen. Das große Rätsel, das es zu lösen gilt, lautet: Warum liefert das ehemalige Team von Michael Schumacher nach dem starken Eindruck zu Saisonbeginn drei schwache Rennen hintereinander ohne echte Siegchancen? 26 Punkte Rückstand hat Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen auf den WM-Führenden Lewis Hamilton, seinem Teamkollegen Felipe Massa fehlen 19 Zähler auf die Spitze. Wenn Ferrari nicht komplett den Anschluss an McLaren-Mercedes verlieren will, muss beim Rennen in Frankreich am Sonntag ein Sieg her. Andernfalls wird auch Teamchef Jean Todt unter Druck geraten. Bisher hat der Franzose es verstanden, trotz der Leistungsschwäche der Roten keine Schwächung seines Status hinnehmen zu müssen. Im Freien Training am Freitag in Magny- Cours sah es allerdings wieder besser aus – ob sich das auch im Laufe des Wochenendes bestätigt oder als Beruhigungsbluff entlarvt wird, muss sich noch zeigen.

Die Unruhe bei Ferrari nach dem Ende der Ära Michael Schumacher und Ross Brawn ist jedenfalls inzwischen kaum noch zu übersehen. Viele der danach neu geschaffenen Strukturen sind intern wohl umstritten. In diesem Zusammenhang muss wohl auch die Affäre um die Anzeige der Ferrari-Führung gegen den langjährigen eigenen Techniker Nigel Stepney wegen angeblicher Sabotage oder sonstigem irregulären Verhalten gesehen werden. Die halten viele Insider wie etwa der frühere Formel-1-Pilot und Premiere-Kommentator Marc Surer sowieso vor allem für eine politische Inszenierung, um einen inzwischen mehr als unzufriedenen Mitarbeiter loszuwerden, seinen direkten Abgang zur Konkurrenz aber zu verhindern. Außerdem ließ sich auf diese Weise der Fokus des öffentlichen Interesses von den sportlichen Ergebnissen ablenken.

Ein Grund für die Formschwäche ist aber mittlerweile an die Öffentlichkeit gedrungen, auch wenn Ferrari ihn um jeden Preis geheim halten wollte. Zwischen den Rennen in Spanien und in Monaco im Mai gab es in der Ferrari-Zentrale in Maranello wohl einen ziemlich heftigen Zwischenfall, der den hauseigenen Windkanal für Wochen lahmlegte. Ein Stahlband war regelrecht explodiert; wie Geschosse herumfliegende Metallteile beschädigten nicht nur das gerade getestete Auto, sondern vor allem auch wichtige Einrichtungen des Windkanals. Der Ausfall hatte massive Konsequenzen auf die Weiterentwicklung der Aerodynamik der Autos. Ferrari wich zwar später in den Windkanal eines anderen Unternehmens aus, doch der Rennstall konnte bei den letzten Rennen kaum noch mit neuen Teilen aufwarten und geriet gegenüber der Konkurrenz zwangsläufig in Rückstand.

Inzwischen soll der Windkanal wieder funktionieren. Zum letzten Test vor dem Rennen in Frankreich brachte Ferrari ein neues Aerodynamik-Paket mit. „Das Auto war wesentlich besser als zuletzt“, sagte Kimi Räikkönen, der auch hofft, dass die Qualifying-Schwäche des Autos nun endlich überwunden ist. „Denn wenn man heute nicht ganz vorne steht, dann hat man das Rennen unter normalen Umständen eigentlich schon verloren.“ Doch bei allem Optimismus gibt Räikkönen zu: „Auch wenn wir Fortschritte gemacht haben – wo wir im Vergleich zu unserer Konkurrenz wirklich stehen, das werden wir erst hier in Magny-Cours sehen.“

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