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Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton.

© REUTERS

Formel-1-Rennen in Baku: Lewis Hamilton hat Lenkradfieber

Der Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton zeigt ungewohnte Schwächen und ist deutlich fehleranfälliger – auch weil Nico Rosberg den Druck auf ihn erhöht.

Eine Erkenntnis des ersten Formel-1-Rennens in Baku ist folgende: Lewis Hamilton scheint in dieser Saison generell fehleranfälliger zu sein als in den beiden vorangegangenen. Das liegt wohl auch daran, dass ihn Nico Rosberg stärker unter Druck setzt. Der deutsche Mercedes-Pilot schlug in Baku im Titelkampf mit seinem Stallrivalen nach zwei schwächeren Rennen souverän zurück.

Am Freitag in Baku sah es noch so aus, als würde Hamilton wie zuletzt in Monaco und Kanada triumphieren. Schließlich war der Brite auf der neuen Strecke erst einmal deutlich schneller als Rosberg, und das mit nur acht Runden im Simulator und ohne Streckenbesichtigung, „weil das alles eh nichts bringt“, wie der Instinktfahrer Hamilton gerne mit leichten Seitenhieben auf die akribische Arbeitsweise seines deutschen Widersachers betonte.

"Das schlechteste Qualifying meines Lebens"

Doch am Samstag bekam das System Hamilton einen Knacks. Der Weltmeister beging einen Fehler nach dem anderen, nach seinem Crash im Qualifying startete er nur von Rang zehn. „Ich habe den ganzen Tag keinen Rhythmus gefunden, das war wohl das schlechteste Qualifying meines Lebens“, gab er zu. So geriet er schon vor dem Rennen in eine schlechte Position, während Rosberg von Platz eins aus ungefährdet zum Sieg fuhr.

Am Start konnte Hamilton angesichts des erhöhten Crash-Risikos auf diesem schnellen Kurs nicht allzu viel riskieren. Und als dann auf seiner Aufholjagd die Technik nicht wie gewünscht mitspielte, da zeigte Hamilton Nerven. Der Weltmeister flippte am Boxenfunk fast aus, weil ihm aufgrund einer falschen Motor-Einstellung Leistung fehlte. Verzweifelt versuchte er, von seinem Renningenieur Informationen darüber zu bekommen, was die „Warnhinweise, die ich alle fünf Sekunden auf meinem verdammten Armaturenbrett erhalte“, zu bedeuten hätten. Nur, um immer wieder hören zu müssen, dass solche Hinweise per Reglement verboten sind.

Rosberg punktet mit Detailarbeit

Der Unterschied zwischen Hamilton und Rosberg wurde da deutlich sichtbar. Der Brite ist ein begnadeter Fahrer, die technische Seite überlässt er aber weitgehend den Ingenieuren. Wenn die ihm wie in Baku nicht helfen dürfen oder können, ist er ziemlich verloren. Rosberg dagegen versucht, mit Fleiß und Detailarbeit zu punkten. Der WM-Führende lieferte in Baku ein fehlerfreies Rennen ab und baute den Vorsprung in der WM wieder auf 24 Zähler aus. Er blieb das gesamte Wochenende über ruhig, kühl und effizient – das kann zum WM-Titel führen. Zumindest dann, wenn Lewis Hamilton noch öfter den Kopf verliert.

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