zum Hauptinhalt
Sein Comeback sollte anders verlaufen. Kein einziger Sieg in den vergangenen drei Jahren. Nun beendet Schumacher seine Karriere erneut.

© dpa

Formel 1: Schumacher ist an sich selbst gescheitert

Aus sportlicher Sicht war Michael Schumachers Comeback völlig unnötig. Der Rekordweltmeister kannte das Risiko, seine eigene Legende zu zerlegen. Doch die Geschichte hat ihr Gutes.

Von Christian Hönicke

Michael Schumacher hätte der erste gesamtdeutsche Held werden können. Als er in die Formel 1 einstieg, war Deutschland gerade wieder eins geworden. Doch Schumacher schaffte es trotz seiner Erfolge, das Land wieder zu teilen: in Fans und Gegner. Gewinnen um jeden Preis, das war seine Maxime. Mit seiner kompromisslosen Fahrweise verprellte er irgendwann sogar seinen Bruder. Mit seinen nicht immer fairen Methoden und seiner wenig selbstkritischen Art heimste er Sieg um Sieg ein, doch er verpasste es, ein ganz Großer zu werden. Oder auch nur einer, auf den man in Deutschland stolz sein kann – nicht nur, weil er bald in die Schweiz zog. Michael Schumacher wurde zum Sinnbild des eiskalten, perfekten, des hässlichen Deutschen. Schuld daran war neben der Brutalität auf der Strecke auch die als Arroganz getarnte Unsicherheit des Mechanikers aus Kerpen, die ihn so oft herzlos wirken und das Falsche sagen ließ.

Aus sportlicher Sicht war Michael Schumachers Comeback wie das letzte Bier am frühen Morgen: Es hätte nicht sein müssen. Es hat seine Gegner bestätigt, die ihn schon immer für überschätzt hielten und seine sieben WM-Titel vor allem seinen überlegenen Autos und den fehlenden Gegnern zuschreiben. Aber es hat auch das Bild von der gefühlskalten Menschmaschine zumindest teilweise umgedeutet. Schon mit der Ankündigung seiner Wiederkehr bekam es Risse. Denn Schumacher kannte natürlich das Risiko, seine eigene Legende zu zerlegen. Doch die Emotionen siegten über die Vernunft.

Nun stehen 91 Siegen und sieben Weltmeistertiteln auch jede Menge verhuschte Fahrten und fast charmant vorgetragene Erklärungsversuche gegenüber. Als er am Ende von Mercedes abserviert wurde, empfanden sogar seine Gegner so etwas wie Mitleid mit ihm. Insofern haben die letzten drei Jahre durchaus ihr Gutes: Sie haben Michael Schumacher ein bisschen menschlicher gemacht.

Zur Startseite