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Sport: Formel 1: Setzen, eins!

Ein Glück, dass Michael Schumacher nicht mehr in der Schule ist. Da machen die Leute, die vor jeder Klassenarbeit mit einer schlechten Note kokettieren und dann trotzdem Einser schreiben, bisweilen unliebsame Erfahrungen mit ihren Mitschülern.

Ein Glück, dass Michael Schumacher nicht mehr in der Schule ist. Da machen die Leute, die vor jeder Klassenarbeit mit einer schlechten Note kokettieren und dann trotzdem Einser schreiben, bisweilen unliebsame Erfahrungen mit ihren Mitschülern. Vor dieser Saison übte sich auch der Weltmeister in dieser Art Untertreibung. Man wisse nicht, wo man stehe, und die Konkurrenten, speziell Williams-BMW, wären ja diesmal noch stärker als letzte Saison. Als dann auch noch bekannt wurde, dass Schumacher in den ersten Rennen mit dem Auto aus der Vorsaison antreten wird, durfte man sich berechtigte Hoffnungen auf ein spannenderes Rennjahr als 2001 machen. Und dann das: Beim ersten Rennen in Melbourne dominierte Ferrari das ganze Wochenende, hatte der Sieger Michael Schumacher am Ende fast 20 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Williams-Fahrer Juan Pablo Montoya. Das sind Welten in der Formel 1, im Klassenzimmer gäb es jetzt böse Blicke der Mitschüler. Gibt es also doch wieder eine langweilige Ein-Mann-Vorstellung, wird Schumacher zum fünften Titel spazieren fahren?

Eher nicht. Sicher, auf den ersten Blick hat sich nicht viel geändert an der Dominanz des Ferrari-Teams. Doch die Saison ist noch zu jung, um voreilige Schlüsse zu ziehen. Für eine Standortbestimmung der Teams war genau bis zur ersten Kurve Zeit, dann sorgte der Übereifer mancher Piloten dafür, dass die Hälfte der Autos von Streckenposten weiter gefahren wurden und die Faher zu Fuß an die Boxen zurückkehrten. Diese chaotischen Umstände sind ja zum Glück noch nicht der Regelfall. Michael Schumacher kam in diesem Durcheinander einfach seine große Erfahrung zugute. Während sich Konkurrenten wie sein Bruder Ralf und Rubens Barrichello gegenseitig von der Piste räumten, steuerte der Kerpener sein Auto zielsicher an den Wracks vorbei. In gewisser Weise erinnert diese Abstaubertaktik ein wenig an die kühle Siegermentalität des FC Bayern. Aber wenn McLaren-Mercedes die ersten Abstimmungsprobleme mit dem neuen Reifenpartner Michelin überwunden hat und es auf Strecken mit langen Geraden geht, die dem starken BMW-Motor der Williams entgegenkommen, wird es wieder enger an der Spitze. So gesehen hat Ferrari mit dem Einsatz des alten, zuverlässigen Wagens vielleicht sogar einen kleinen Vorteil beim ersten Rennen gehabt, bei dem die Teams mit neuen Autos naturgemäß mit technischen Defekten zu kämpfen haben. Davon wird man nicht das ganze Jahr zehren können. Genauso wenig wie vom Unvermögen der Konkurrenz. Das bekamen diese Saison sogar die Bayern zu spüren.

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