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Vettel

© AFP

Formel-1-Sieger Vettel: "Das ist der schönste Tag in meinem Leben"

Mit einer sensationellen Fahrt im Regen von Monza gewinnt Sebastian Vettel als jüngster Pilot überhaupt ein Formel-1-Rennen. Der Toro-Rosso-Pilot aus Heppenheim setzt sich beim 14. Weltmeisterschaftslauf vor McLaren-Mercedes-Fahrer Heikki Kovalainen und Robert Kubica im BMW-Sauber durch.

Die Hymnenkombination kam den meisten langjährigen Besuchern im Königlichen Park von Monza bekannt vor. Erst die deutsche für den Fahrer, dann die italienische für das Team – das hatte es hier in der Vergangenheit öfter gegeben. Doch nicht Michael Schumacher, nicht Ferrari waren die Sieger des Großen Preises von Italien – Sebastian Vettel von der Scuderia Toro Rosso stand auf dem Podest ganz oben. Mit einer sensationellen Fahrt durch den Regen von Monza hatte der 21 Jahre alte Heppenheimer die komplette Formel-1-Prominenz hinter sich gelassen und als erster Deutscher seit Schumacher 2006 und als jüngster Pilot überhaupt einen Grand Prix gewonnen. „Es ist unglaublich, das ist wirklich der schönste Tag in meinem Leben, den werde ich nie mehr vergessen“, sagte Vettel und schüttelte ungläubig und überglücklich den Kopf. „Was für ein Wochenende.“ Auch Vettels Chef Gerhard Berger, der 1988 ähnlich sensationell an gleicher Stelle gewonnen hatte, war völlig fassungslos. „Das ist das Beste, was ich seit 20 Jahren auf der Strecke gesehen habe“, hauchte er mit zittriger Stimme, während der eigens eingeflogene Geldgeber, Red-Bull-Mäzen Dietrich Mateschitz, mit Tränen in den Augen seinen Arm um ihn legte. „Das war kein Glück oder Zufall, das war eine superstarke Leistung von Team und Fahrer.“

Vor dieser superstarken Leistung gingen die Fahrten der anderen Deutschen ein wenig unter – Nick Heidfeld wurde im BMW Fünfter, Timo Glock im Toyota Elfter. Williams-Pilot Nico Rosberg wurde durch verpatzte Boxenstopps um eine besser Platzierung als Rang 14 gebracht, Adrian Sutil brachte seinen Force India als 19. und Letzter ins Ziel. Im WM-Kampf rückte Ferrari-Pilot Felipe Massa durch seinen sechsten Rang bis auf einen Punkt an den Führenden McLaren-Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton heran, der Siebter wurde. McLaren-Teamchef Ron Dennis konnte dennoch etwas Positives entdecken: „Es freut mich, dass Vettel gewonnen hat und kein Ferrari.“

Vettel hatte schon im verregneten Abschlusstraining am Samstag die Favoriten düpiert und war auf die Poleposition gefahren. Am Tag darauf verteidigte er sie am Start ohne Probleme, was allerdings nicht nur an ihm lag. Weil es auch am Sonntag in Monza schüttete, erfolgte der Start hinter dem Safetycar, um die Unfallgefahr zu minimieren. Nach zwei Runden hinter dem Sicherheitsfahrzeug kamen tatsächlich alle Piloten crashfrei durch die enge erste Schikane. Vettel fuhr voran und setzte sich sofort mit schnellen Runden vom Rest des Feldes ab. „Das Safetycar war ein Vorteil, ich hatte freie Sicht und konnte gleich sechs bis sieben Sekunden herausfahren“, sagte Vettel. „Ich habe so gepusht, dass ich ein paarmal fast das Auto verloren hätte.“ Berger erklärte: „Wir wussten, dass einige auf einer Ein-Stopp-Strategie sind, deswegen musste er am Limit fahren.“

Während Vettel das Auto vorn über die Strecke trieb, kämpften weiter hinten die Favoriten darum, ihre verpatzten Trainingsleistungen zu korrigieren. Am besten gelang dies dem McLaren-Piloten Lewis Hamilton, der als 15. gestartet war: Nachdem er sich an Weltmeister Kimi Räikkönen (Ferrari) vorbeigekämpft hatte, pflügte er fast unaufhaltsam durch das Feld. Nach etwas mehr als 20 Runden hatte sich Hamilton bereits auf die zweite Position hinter Vettel vorgearbeitet. Als er den Deutschen schon in Sichtweite hatte, musste der Brite allerdings zu seinem einzigen geplanten Boxenstopp herausfahren.

Hamilton hätte das Rennen mit seiner Ein-Stopp-Strategie vermutlich sogar noch gewonnen, wenn die Strecke nicht mit fortlaufender Renndauer immer weiter abgetrocknet wäre. 17 Runden vor Schluss musste Hamilton kurz nach Vettels zweitem Stopp ebenfalls noch einmal in die Box abbiegen, um auf Mischreifen (Intermediates) zu wechseln. So fiel er noch hinter seinen WM-Rivalen Felipe Massa auf Rang sieben zurück, an dessen Ferrari er nicht mehr vorbei kam – und Sebastian Vettel blieb vorn. „Manchmal habe ich gedacht: Hey, ich bin immer noch Erster, wie geht denn das?“, sagte er.

Es ging auch deshalb, weil Vettel im erst 22. Grand Prix seiner Karriere ähnlich nervenstark lenkte wie einst ein anderer deutscher Pilot. Selbst wenn der anwesende Michael Schumacher davor warnte, „irgendwelche Vergleiche zu bemühen“, war doch schwer zu übersehen, dass sein Nachfolger eine Souveränität an den Tag gelegt hatte, die an seine eigenen Siegesfahrten erinnerte. Gerhard Berger immerhin traut Vettel zu, auch das ganz große Ziel zu erreichen. „Sebastian hat gezeigt, dass er Rennen gewinnen kann“, sagte der Österreicher, noch immer mit brüchiger Stimme, „und wenn er so weitermacht, auch Weltmeisterschaften.“

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