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Sport: Formel 1: Todesfalle am Streckenrand

Die Schatten, die schon Michael Schumachers Sieg in Monza 2000 begleiteten, kamen beim Saisonauftakt 2001 in Melbourne zurück: Wieder gab es eine Kollision, bei der durch die Luft fliegende Fahrzeugteile einen Streckenposten tödlich trafen und sieben andere Posten und Zuschauer verletzten. Jacques Villeneuve im BAR-Honda war in der fünften Runde bei über Tempo 300 vor der Kurve drei auf Ralf Schumachers BMW-Williams aufgefahren, hoch aufgestiegen und über 200 Meter weit geflogen, eher er mit seinem sich bereits in alle möglichen Einzelteile auflösenden Auto in eine Mauer einschlug.

Die Schatten, die schon Michael Schumachers Sieg in Monza 2000 begleiteten, kamen beim Saisonauftakt 2001 in Melbourne zurück: Wieder gab es eine Kollision, bei der durch die Luft fliegende Fahrzeugteile einen Streckenposten tödlich trafen und sieben andere Posten und Zuschauer verletzten. Jacques Villeneuve im BAR-Honda war in der fünften Runde bei über Tempo 300 vor der Kurve drei auf Ralf Schumachers BMW-Williams aufgefahren, hoch aufgestiegen und über 200 Meter weit geflogen, eher er mit seinem sich bereits in alle möglichen Einzelteile auflösenden Auto in eine Mauer einschlug. Mindestens ein Rad flog über oder durch den Zaun, und auch bis in die Zuschauer, die an dieser Stelle im Albert Park keine drei Meter von der Strecke entfernt standen

"Ich bin innen ein bisschen Kampflinie gefahren, habe aber genau zum gleichen Zeitpunkt gebremst wie in der Runde zuvor." So versuchte Ralf Schumacher später den Hergang zu rekonstruieren. Die Datenaufzeichnungen von BMW bestätigten seine Version. "Ich habe die Kurve angebremst und plötzlich im Heck einen gewaltigen Schlag gespürt", erzählte Schumacher. "Dann flog Jacques auch schon über mich hinweg. Ich habe mich gedreht und nur gehofft, dass ich nirgendwo anschlage." Jacques Villeneuve sagte, seiner Meinung nach habe Schumacher etwas früher als eigentlich üblich gebremst.

Ralf Schumacher lief sofort zur Unfallstelle, nachdem er mitbekommen hatte, dass mehrere Menschen am Boden lagen. Ein Arzt teilte ihm mit, dass es für den Streckenposten wohl keine Hoffnung mehr geben würde. "Es ist sehr schrecklich, dass ein Mann getötet wurde, der für unsere Sicherheit im Einsatz war", sagte Schumacher später.

Nicht weniger deprimiert war Villeneuve: "Ich habe nur die Mauer immer näher kommen sehen ..." Dass ein anderer das Opfer seines misslungenen Überholmanövers wurde, habe ihn mehr beschäftigt als der glückliche Ausgang des Unfalls für ihn selbst. Am Abend musste Villeneuve zu einem Check ins Krankenhaus. Zu seinem steifen Genick waren plötzlich Schwellungen im Brustbereich und Schluckbeschwerden hinzugekommen. Es wurden sogar innere Blutungen befürchtet, doch dieser Verdacht bestätigte sich nicht. Ein schweres Schleudertrauma und starke Prellungen an Hals und Brust wurden festgestellt. Als Villeneuve aus der Klinik kam, wartete schon die Polizei zu einer Anhörung auf ihn.

Unbeantwortet blieben viele Fragen, so jene, warum es nach dem Unglück keinen Rennabbruch gegeben habe. Dass auch mögliche finanzielle Verluste dagegen gesprochen hätten, sagte niemand laut. Immerhin zeigten die Organisatoren in Melbourne - im Gegensatz zu Monza - so viel Takt, die Fahrer vor dem Weg aufs Siegerpodest über die Tragödie zu informieren. Und noch eine - eher seltene - positive Aktion gab es: Lange Zeit wurde der Name des Toten nicht veröffentlicht, weil es noch nicht gelungen war, seine Familie zu erreichen und zu informieren. Organisationschef Ronald Walker sprach aber davon, einen Hilfsfonds für die Hinterbliebenen einzurichten.

"Natürlich müssen die Verantwortlichen, die Fia, die Sicherheitskommission, darüber nachdenken, was wir tun können, um solche tragischen Unfälle in Zukunft zu vermeiden", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug. "Aber niemand soll glauben, dass es dafür die große Patentlösung gibt." Dass die seit diesem Jahr vorgeschriebenen zwei Sicherungsseile für die Räder nicht die sichere Lösung sind, darauf verwies BMW-Motorsportchef Mario Theissen. "Also wird man jetzt in andere Richtungen überlegen müssen. Es ist natürlich auch im Interesse der Hersteller, die Formel 1 in allen Bereichen so sicher wie möglich zu machen."

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