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Formel 1: Vettels WM-Traum platzt, Glock wird Zweiter, Hamilton siegt

Sebastian Vettel wird in Singapur zwar vor Jenson Button Vierter, der Titel ist mit nun 25 Punkten Rückstand jedoch kaum noch möglich. Vettel vergab den zweiten Platz durch eine Durchfahrtsstrafe. Timo Glock profitierte davon und fuhr hinter Weltmeister Lewis Hamilton auf Rang zwei.

Für Temposünder Sebastian Vettel sind nach einem verhängnisvollen Patzer beim Nachtrennen in Singapur die Lichter im Formel-1-Titelrennen praktisch endgültig ausgegangen. Der Red-Bull-Pilot überschritt bei seinem zweiten Boxenstopp das Geschwindigkeitslimit und verschenkte wegen der Durchfahrtsstrafe den scheinbar sicheren zweiten Platz. Nach Rang vier kann Vettel den fünftplatzierten WM-Spitzenreiter Jenson Button angesichts von 25 Punkten Rückstand kaum noch einholen.

Strahlender Sieger des von 3000 Lux beleuchteten 14. Saisonlaufes am Sonntag war Weltmeister Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes. Toyota-Pilot Timo Glock sorgte als Zweiter vor Vorjahres-Skandalsieger Fernando Alonso für den einzigen Lichtblick aus deutscher Sicht. Nico Rosberg hatte im Übereifer regelwidrig eine weiße Linie überfahren und damit ebenfalls den greifbar nahen Podestplatz weggeschmissen. BMW-Sauber-Pilot Nick Heidfeld schied unverschuldet aus.

Großer Gewinner neben Hamilton und Glock auf dem von 1500 Scheinwerfern erhellten Marina Bay Street Circuit war Spitzenreiter Jenson Button. Der BrawnGP-Pilot belegte nach 308,950 Kilometern den fünften Platz. Der nur von Position elf gestartete Button profitierte bei seiner Aufholjagd von einer Safety-Car-Phase, durch die er den drohenden „Nuller“ verhindern konnte. Nach 14 von 17 Rennen führt Button die WM-Wertung mit 84 Punkten an. Sein brasilianischer Teamkollege Rubens Barrichello, der in Singapur Sechster wurde, bleibt Gesamtzweiter (69 Punkte) vor Vettel (59). Damit hat der Deutsche faktisch keine Titelchancen mehr: Button müsste mehrfach ausfallen und er im Prinzip alles gewinnen.

Hamilton feierte auf dem 5,067 Kilometer langen Stadtkurs bei schwülen 32 Grad in 1:56:06,337 Stunden einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. „Ein klasse Rennen von Lewis und unserem Team und sein zweiter Sieg in den letzten fünf Rennen - es geht voran“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert haug zufrieden. „Super Job von Timo Glock - Glückwunsch an ihn, das war Spitze.“

Glock lag nach 61 Runden 9,634 Sekunden zurück. Der 27 Jahre alte Hesse aus Wersau stellte damit seine bisher beste Platzierung ein: 2008 hatte der Toyota-Fahrer in Ungarn schon ein Mal den zweiten Rang belegt. In dieser Saison glückte ihm beim Abbruch-Grand-Prix in Malaysia als Dritter ein Podestplatz. Glock dürfte durch seinen Nachtschicht-Coup seine Chancen auf ein Cockpit für die kommende Saison stark verbessert haben.

Vettel verspielte gleich beim Start seine Chance auf den Sieg: Der 22-Jährige ließ sich trotz eines leichteren Autos wegen weniger Benzin an Bord im deutsch-deutschen Duell von Rosberg düpieren und fiel auf den dritten Platz zurück. Der von Position sechs auf Rang vier vorgestoßene Glock komplettierte das deutsche Verfolgertrio auf Hamilton. Der entthronte Titelverteidiger verteidigte nach der Pole-Position trotz zwischenzeitlicher Probleme mit dem Hybrid-System Kers die Führung. Allerdings ließ der wie entfesselt fahrende Rosberg den Briten nicht entscheidend davonziehen und hielt Vettel hinter sich. Der Red-Bull-Pilote tankte in der 18. Runde als Erster des Spitzentrios.

Rosberg kostete eine Unachtsamkeit nach dem Reifenwechsel einen greifbar nahe Podestplatz: Der 24-Jährige überfuhr regelwidrig die weiße Linie ausgangs der Boxengasse, was die Rennkommissare mit einer Durchfahrtsstrafe bestraften. Dadurch büßte der Wiesbadener zwölf Plätze ein. Am Ende wurde er enttäuschender Elfter.

Zweiter echter „Aufreger“ mit deutscher Beteiligung dann im 21. Umlauf. Adrian Sutil drehte sich nach einem übermütigen Angriff auf Jaime Alguersuari und torpedierte danach den anbrausenden Nick Heidfeld. Danach rückte das Safety Car auf die Strecke. „Ich musste es probieren. Er war so unglaublich langsam“, rechtfertigte Sutil seine Attacke. „Ich war extrem spät auf der Bremse, da ist das Heck ausgebrochen.“ In der 25. Runde musste der Force-India-Vertreter aus Gräfelfing dann sein Auto abstellen.

Ironischerweise passierte der Unfall in der 14. Kurve. An dieser Stelle hatte im Vorjahr Nelson Piquet Jr. auf Anweisung absichtlich seinen Renault in die Mauer prallen lassen und somit seinem Teamkollegen Fernando Alonso zum Sieg verholfen. Der vor kurzem bekanntgewordene „Singapur-Skandal“ führte vor kurzem zur lebenslangen Sperre für Teamchef Flavio Briatore und einer Bewährungsstrafe für den französischen Rennstall.

Während Sutil an die Box zurückfahren konnte, bedeutete für Heidfeld dieser unverschuldete Crash den ersten Ausfall seit 42 Grand Prix. Aber eigentlich war das Rennen für den Mönchengladbacher schon vor dem Start gelaufen: Der BMW-Sauber-Pilot musste aus der Boxengasse starten, weil er wegen nicht korrekt eingebauter Ballast-Gewichte in der Qualifikation am Samstag zu leicht unterwegs war. Da hatte Heidfeld Rang sieben belegt. dpa

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