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Hamilton

© dpa

Formel 1: Vorentscheidung in der Pfütze

Hamilton siegt im Regenchaos von Japan und steht nach dem Crash des Rivalen Alonso vorm Formel-1-Titel. Schon in Schanghai könnte er die Weltmeisterschaft klar machen.

Nach zwei Stunden in Regen und Gischt war Lewis Hamilton froh, wieder freie Sicht zu haben. „Ich habe im Spiegel nichts gesehen, das Visier war beschlagen; ich bin froh, ins Ziel gekommen zu sein“, meinte der Formel-1-Pilot. Der Ausblick, der ihn dort erwartete, war die Mühen allemal wert: Nach dem Sieg im Regenchaos von Fuji ist die Sicht des 22-Jährigen auf den WM-Titel frei. Der McLaren-Mercedes-Pilot steht nach seinem Erfolg in Japan kurz davor, vielleicht schon in einer Woche in Schanghai der jüngste Formel-1-Weltmeister aller Zeiten zu werden. Der Brite hat nach dem vorzeitigen Ausfall seines Teamkollegen Fernando Alonso in der WM jetzt 12 Punkte Vorsprung auf den Spanier, die Titelchancen des diesmal hinter seinem finnischen Landsmann Heikki Kovalainen (Renault) drittplatzierten Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen sind mit 17 Zählern Rückstand bei noch zwei ausstehenden Rennen fast nur theoretischer Natur. „Das war die Vorentscheidung – welch grandiose Fahrt von Lewis bei diesen Bedingungen“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

„Das gibt noch mal einen richtigen Schub Selbstvertrauen für mein Ziel, Weltmeister zu werden“, sagte Hamilton, auch wenn er sich in der Wassersuppe am Fuße des Fujiyama manchmal gewünscht habe: „Macht Schluss.“ Die größte Schrecksekunde erlebte der Brite, als ihm Robert Kubica seitlich ins Auto fuhr. Danach habe Hamilton starke Vibrationen am Auto gespürt, die bis zum Rennende nicht mehr aufhörten: „Ich hatte immer Angst, dass vielleicht doch noch was kaputt gehen könnte. Das war vom Gefühl her das längste Rennen meines Lebens.“

Fernando Alonso hatte sich anfangs mit gewissem Sicherheitsabstand hinter Hamilton gehalten, verlor bei seinem Boxenstopp aber einige Positionen: „Ich wollte mit den neuen, kalten Reifen und dem sehr schweren Auto besonders vorsichtig sein.“ Da hatte er allerdings die Rechnung ohne den Toro-Rosso-Piloten Sebastian Vettel gemacht, der ihn bei einem Überholversuch von der Strecke schubste. Alonsos Aufholjagd – und wohl auch seine Titelträume – fanden ihr jähes Ende in einer Wasserpfütze: In Runde 41 drehte er sich und krachte in die Mauer. „Das war Aquaplaning – ich konnte nichts mehr kontrollieren.“ Dass sein Auto bei der Berührung mit Vettel ein bisschen was abbekommen hatte, habe dabei keine Rolle gespielt: „Der Crash hatte damit nichts zu tun.“ Dem Spanier war klar, „dass ich jetzt ein kleines Wunder brauche, um den Titel noch zu verteidigen. Bei normalem Verlauf ist nichts mehr drin für mich. Ich muss auf jeden Fall auf einen Ausfall von Lewis hoffen. Aber ich gebe nicht auf.“ Er werde jetzt versuchen, die letzten beiden Rennen zu gewinnen. „In gewisser Weise habe ich sogar weniger Druck, da ich nichts mehr zu verlieren habe.“

Kimi Räikkönen klagte nach dem Rennen wie viele bei Ferrari über eine Entscheidung der Rennleitung, die sein Team angeblich nicht mitbekommen habe – nämlich einen vorgeschriebenen Start auf Regenreifen. Die Ferraris waren zur allgemeinen Verwunderung angesichts der Bedingungen auf Reifen für nur leichte Nässe gestartet und mussten gleich einmal zum Wechsel an die Box. „Das hat uns viel gekostet, aber wir haben immerhin noch etwas daraus gemacht.“

Einen schwarzen Tag erwischten die meisten deutschen Piloten – bis auf Adrian Sutil, der im Spyker als Achter sensationell den ersten WM-Punkt holte, weil Vitantonio Liuzzi wegen eines Überholmanövers zurückgesetzt wurde. „Es ist ein großartiges Gefühl, auch wenn wir den Punkt nicht auf der Strecke bekommen haben“, sagte Sutil. Ralf Schumacher schleppte seinen Toyota mit technischen Problemen als Letzter ins Ziel, Nico Rosberg (Williams) und Nick Heidfeld (BMW) schieden mit Defekten aus. Und Sebastian Vettel erlebte ein ganz besonderes Rennen (siehe Kasten).

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