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Sandwich rot-silber. Mercedes hat in Ferrari einen mächtigen Verbündeten gefunden.

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Formel 1: Wie Mercedes und Ferrari paktieren

Auf der Strecke duellieren sich Mercedes und Ferrari – daneben machen sie gemeinsame Sache. _Hinter der Allianz der Großen steht die Freundschaft der Konzernbosse.

Wer war nun der große Sieger des Formel-1-Wochenendes von Bahrain? Mit Sicherheit einmal Lewis Hamilton, der das Rennen souverän kontrollierte und sich auch von einem Bremsdefekt in der letzten Runde nicht mehr aus dem Konzept bringen ließ. Zu den Gewinnern kann sich aber auch Nico Rosberg zählen. Der setzte im Duell mit seinem Mercedes-Teamkollegen endlich einmal ein paar Ausrufezeichen, obwohl er am Ende ebenfalls durch Bremsprobleme noch von Kimi Räikkönen im Ferrari abgefangen wurde.

Mit aggressiven Überholmanövern gegen die Ferrari-Piloten und guten Rundenzeiten zeigte der Deutsche, dass er sehr wohl kämpfen kann und sich noch lange nicht zur Nummer zwei abstempeln lässt. Doch das reicht nicht, um im WM-Titelkampf noch einmal echte Chancen zu bekommen, zumal Hamilton nun schon 27 WM-Punkte Vorsprung auf den Deutschen hat. Rosberg braucht endlich einmal wieder eine Poleposition und damit eine Ausgangsposition, aus der heraus er ein Rennen kontrollieren kann – wie zuletzt eben immer Hamilton.

Bei den Teams konnte sich auch Mercedes vorn behaupten und den Angriff von Ferrari abwehren. Nach den ersten Trainings galt Sebastian Vettel vielen bereits als der eigentliche Favorit in Bahrain. Doch er konnte seinem Sieg in Malaysia keinen weiteren folgen lassen – auch weil er sich ungewohnte Fahrfehler leistete. Aber auch, weil Mercedes im Rennen stärker war als erwartet. Die Silbernen machten aus einem Rückstand von 0,6 Sekunden pro Runde am Freitag bis Sonntag einen Vorteil. Das kann noch andere Gründe haben als bloße Veränderungen am Set-up der Autos. Hat Mercedes eventuell ein paar Leistungsreserven freigeben können, die sonst im Verborgenen schlummern und die man nur abruft, wenn sie unbedingt gebraucht werden? Vielleicht sogar auch im Notfall bei den Kundenteams. Vettel wunderte sich zumindest darüber, dass er selbst in den DRS-Überholzonen am Mercedes-getriebenen Williams einfach nicht vorbeikam.

Auf der Strecke werden Mercedes und Ferrari also immer mehr zu direkten Konkurrenten. Daneben zeigt sich, dass es derzeit offenbar eine gewisse Zusammenarbeit zwischen den beiden größten Namen der Formel 1 gibt. Da scheint man sich dann schon mal aus taktischen Gründen abzusprechen. Mercedes braucht in den auch von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone immer wieder geschürten Debatten um das derzeitige Hybridmotorenkonzept einen starken Verbündeten. Und hat ihn in Ferrari gefunden. Seit dem Winter war aus Italien in dieser Hinsicht kein kritisches Wort mehr zu hören. Dass die V6-Motoren und die Energie-Rückgewinnungssysteme auch über 2017 hinaus bleiben, scheint bereits gesichert – die Rückkehr zum V8-Saugmotor ist wohl endgültig vom Tisch. Lediglich an einigen Stellschrauben wie etwa der Benzinlimitierung könnte gearbeitet werden, um mehr Leistung und Sound zu gewährleisten.

Der Hintergrund der neuen Zweckgemeinschaft von Rot und Silber ist wohl der sehr gute persönliche Draht, den die Konzernchefs Dieter Zetsche und Sergio Marchionne schon seit Langem haben. Die Allianz regelt offenbar auch Details wie die Pilotenfrage. In Bahrain kam angesichts des immer noch nicht unterschriebenen neuen Hamilton-Vertrags bei Mercedes das Gerücht auf, der Brite würde auch einen Wechsel zu Ferrari ins Auge fassen. Mercedes-Boss Niki Lauda erklärte daraufhin, das sei Unsinn, Hamilton könne gar nicht zu Ferrari gehen, „ob er nun bei uns schon unterschrieben hat oder nicht, ist dabei völlig irrelevant“. Der Ferrari-Boss Marchionne soll gegenüber dem Daimler-Chef Zetsche eindeutig erklärt haben, er werde Hamilton nicht verpflichten.

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