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Sport: Formel für Ferrari?

In der Formel 1 bleibt es beim Verdacht, dass die Italiener bevorteilt werden

Monza. Alles soll plötzlich erledigt sein? Wochenlang stritten doch Ferrari und Michelin darum, ob die Michelin-Reifen regelkonform sind. Diese Reifen werden unter anderem von BMW-Williams und McLaren-Mercedes verwendet. Ferrari hatte beim Motorsport-Weltverband Fia beanstandet, dass die Michelin-Gummis bei den letzten WM-Läufen während und nach dem Rennen breiter gewesen seien, als die vorgeschriebenen, nur vor dem Start gemessenen 270 Millimeter. Der Reifenpartner Bridgestone hatte entsprechende Beweisfotos geliefert. Die Konkurrenz soll durch die Michelin-Reifen eine bessere Haftung ihrer Rennwagen und höhere Geschwindigkeiten erreicht haben.

Ferrari geriet in den Ruf eines Querulanten, der sich mit Niederlagen nicht abfinden könne und nun mit miesen Tricks versuche, wieder Boden zu gewinnen. Nun aber beschloss die Fia dennoch, dass die Michelin-Reifen, die beim Großen Preis von Italien in Monza (Sonntag, 14 Uhr, live in RTL und Premiere) eingesetzt werden, dem Reglement entsprechen. Dass diese Reifen allerdings plötzlich etwas schmaler sind als noch beim Rennen zuvor in Budapest, wurde als Nebensache abgetan.

Auch wenn der Fall seit Dienstag durch das überraschende Fia-Urteil abgeschlossen zu sein scheint, bleibt offen, um wie viel der neue Reifen schmaler ist als der bisherige. Warum aber gibt es keine Aussage dazu, ob die vorher verwendeten Reifen wirklich reglementwidrig waren? Wenn nicht, hätte Michelin ja keinen neuen, schmaleren Reifen konstruieren müssen.

Der Verdacht liegt nahe, dass möglicherweise ein neues Stück Sportpolitik aufgeführt wird – wie schon so oft in der Formel 1. Auch in der Vergangenheit ging es in ähnlichen Fällen nicht immer streng nach den Regeln, sondern auch nach übergeordneten, wirtschaftlichen Interessen. Auch im neuen Fall könnte wieder sehr schnell der Eindruck entstehen, dass die Fia zu Ferrari in einer besonders engen Verbindung steht. Wie zu jenen Zeiten, in denen der Verband dem italienischen Team entgegengekommen war. Vor allem in den Jahren 1997 bis 2000. So wurde Ferrari 1997 der bewegliche Flügel erlaubt, Die Fia hatte dagegen Williams einen ähnlichen Flügel verboten. In der Saison darauf untersagte die Fia dem McLaren-Mercedes-Team, dem damals größten Ferrari-Konkurrenten, ein neues Bremssystem, obwohl sie es zuvor genehmigt hatte. Oder 1999: Da nahm die Fia die Disqualifikation der Ferrari-Fahrer Eddie Irvine und Michael Schumacher wegen des Einsatzes illegaler Windabweiser zurück. Dieser Vorgang war umso verwunderlicher, da Ferrari-Verantwortliche selbst zugegeben hatten, dass diese Teile regelwidrig waren. Im Jahr 2000 wurde dann Beryllium als Material für die Motorenherstellung verboten. Die offizielle Begründung lautete: Gesundheitsgefährdung. Ferrari hatte damals Druck ausgeübt, weil das Team an das kostbare, schwer zu verarbeitende Material nur mit großer Mühe herankam, im Gegensatz zu McLaren-Mercedes.

Die Krönung aller Ferrari-Einsprüche sollte nun in dieser Saison folgen, nachdem Sportdirektor Jean Todt eine rückwirkende Disqualifikation aller Teams mit Michelin-Reifen gefordert hatte. Nahezu gleichzeitig äußerte sich der Fia-Präsident Max Mosley in englischen Zeitungsinterviews, dass man sich einige Ergebnisse der Saison noch einmal genauer anschauen solle. Dass die bisherige Auslegung des Reglements für Michelin sprach, ignorierte der Fia-Chef.

Die Fia versucht unterdessen, den Eindruck zu entkräften, sie habe sich von Ferrari benutzen lassen. „Nach einigen Presseberichten war der Eindruck aufgekommen, die Fia habe ihre Regeln neu interpretiert. Das ist nicht korrekt. Die Reifenbreite ist seit 1999 auf 270 mm festgelegt. Die Fia hat nie eingeräumt, dass die Breite während des Rennens unbegrenzt sei“, heißt es in dem offiziellen Statement. Trotz einiger Bedenken sei der Fall abgeschlossen. Es bleibt nur die Frage: Was passiert, wenn Ferrari beim Heim- Grand-Prix in Monza erneut verliert?

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