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Ende einer Ära! Beginn einer Ära?! Beim letzten Rennen von Rekordchampion Michael Schumacher (r.) steigt Sebastian Vettel (l.) mit seinem dritten WM-Titel in die Ruhmeshalle der ganz großen Formel-1-Fahrer auf.

© dpa

Dritter Formel-1-Sieg: Sebastian Vettel jagt sein Vorbild

Nach dem dritten WM-Titel für Sebastian Vettel zieht Christian Hönicke einen Vergleich zwischen Dreifachweltmeister Vettel und dem Rekordtitelträger Michael Schumacher - auch, wenn Vettel der Vergleich mit seinem Kindheitsidol unangenehm ist.

Von Christian Hönicke

Er mag den Vergleich nicht, doch natürlich müssen wir ihn heranziehen. Nach seinem dritten Titel stellt sich ganz automatisch die Frage: Ist Sebastian Vettel dabei, sein Kindheitsidol Michael Schumacher zu überholen? Zunächst einmal ist Sebastian Vettel rein statistisch gesehen mit seinem dritten Titel in die Ruhmeshalle seines Sports aufgestiegen zu den Großen, den Sennas, Laudas und Stewarts. Im Alter von 25 Jahren, als Schumacher gerade den ersten Titel gewann, hat Vettel bereits eine kleine Ära geprägt. Vor ihm liegen nur noch die Lenkradlegenden Alain Prost (vier Titel), Juan Manuel Fangio (fünf) und eben Schumacher (sieben). Seine dritte Weltmeisterschaft gewann der Kerpener erst mit 31. Im Zeitsprungduell durchs Zahlenwerk liegt Vettel also derzeit deutlich vor dem Rekordweltmeister.

Für weitere Vettel-Erfolge spricht außerdem, dass er in seinem Team eine ähnliche Konstanz vorfindet wie einst Schumacher bei Ferrari. Wichtige Personen wie das Designgenie Adrian Newey sind langfristig an Red Bull gebunden, Vettel selbst steht noch zwei weitere Jahre dort unter Vertrag. So kann er im Idealfall noch zwei weitere Triumphe erringen, bis er sich 2014 wohl eine neue Herausforderung suchen wird. Er hat schon mehrfach klar gesagt, dass Ferrari sein Ziel ist, jener Rennstall, bei dem auch Schumacher seinen Erfolgen einst Glanz verleihen wollte.

In der Formel 1 hängt viel vom Auto ab, doch andererseits wird das Auto vom Fahrer entscheidend mitentwickelt. Die Großen im Rennsport arbeiten unermüdlich daran, es schneller zu machen. Und im Commitment, der Hingabe für den Sport, liegt Vettel gleichauf mit Schumacher. Beide gelten nicht nur als schnelle Piloten, sondern als treibende Kräfte in ihren Teams. Vettels größte Stärken sind sein Wissensdurst, sein ewiger Optimismus und die Mitarbeitermotivation. Nach dem Tankpatzer von Abu Dhabi richtete er sein Team auf, nicht umgekehrt. Auch die Unersättlichkeit, die Lust aufs Gewinnen scheint ähnlich ausgeprägt wie bei Schumacher, der bis ins hohe Rennsportalter nicht genug davon kriegen konnte.

In Sachen Selbstvertrauen und Kampfgeist liegen beide ebenfalls auf einer Höhe. 44 Punkte lag Vettel in diesem Jahr zeitweise in der WM-Wertung hinter Fernando Alonso zurück, doch Vettel dachte nicht im Entferntesten ans Aufgeben. Er kämpfte, bis er wieder vorn lag. Aber, und das ist der Unterschied, nicht um jeden Preis. Vettel ist nicht weniger konsequent, aber sehr viel weniger rüpelhaft als Schumacher. Wo Schumacher sich viele Feinde machte, macht sich Vettel mit seiner fairen und angenehm bescheidenen Art sogar unter den Feinden Freunde. Dass er, auch wenn es eng wird, seine natürliche Leichtigkeit nie ganz verliert, bringt ihm schon jetzt mehr Respekt in der Szene ein, als ihn Schumacher je erfuhr. Wenn er so weitermacht, ist es am Ende fast egal, ob er auch noch so viele Siege einsammelt wie sein Vorbild.

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