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Wohin geht er? Mit Red Bull hat Sebastian Vettel vier WM-Titel in Folge gewonnen. Doch derzeit lässt ihm sein Auto praktisch keine Chance, um Siege zu kämpfen. Und in naher Zukunft ist kaum mit Besserung zu rechnen.

© Reuters

Formel 1: Wechselt Sebastian Vettel zu Mercedes?

Die Wechselgerüchte um Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel werden konkreter. Mercedes will den Deutschen in sein Team holen. Doch öffentlich schwört Vettel seinem aktuellen Arbeitgeber Red Bull die Treue - noch.

Es gibt in der sich ewig ändernden Formel 1 wenige Konstanten, aber eine Regel ist unumstößlich: Wenn der Spätsommer kommt, kommt die „Silly Season“. Transfergerüchte beherrschen dann die kleine Welt des Fahrerlagers, und meist bleibt es bei eben diesen Gerüchten. Im Zentrum des diesjährigen Tratschs steht Sebastian Vettel, der bei Red Bull zunehmend unglücklich wirkt. Das Mercedes-Team will den viermaligen Weltmeister offenbar ab 2016 verpflichten. Und das ist ein bisschen mehr als eine der üblichen Spätsommerfantasien. Es gibt offenbar eine konkrete Mercedes-Anfrage beim Heppenheimer – was Vettel auf Nachfrage am Donnerstag vor dem Rennen auf dem Hungaroring zumindest nicht dementierte.

Gerade im Zuge des Deutschland-Booms nach dem Gewinn der Fußball-WM gibt es in Stuttgart offenbar Überlegungen, auch in der Formel 1 wieder ganz auf die deutsche Schiene zu setzen. Schon beim Wiedereinstieg in die Formel 1 2010 pries Vorstandschef Dieter Zetsche die Truppe um Michael Schumacher und Nico Rosberg als das „deutsche Nationalteam“ der Formel 1 an. Jetzt überlegt der deutsche Autobauer offensichtlich auf höchster Ebene, ob man das Thema nicht künftig mit zwei deutschen Piloten wieder aufnehmen könnte. Dazu beitragen mag auch die Überlegung, dass Lewis Hamilton, sollte er im WM-Kampf gegen Rosberg unterliegen, sowieso nicht leicht zu halten und auch im weiteren Umgang möglicherweise etwas schwierig wäre. Der Vertrag des Briten bei Mercedes läuft Ende 2015 aus.

Ein Angebot von Mercedes würde bei Vettel auf Interesse stoßen

Teamchef Toto Wolff antwortete zuletzt auf Fragen nach dem Interesse an Vettel mit der verräterischen Standardantwort „kein Kommentar“. Er mochte dazu wohl auch deshalb nichts sagen, um nicht zusätzliche Unruhe im Team zu schaffen. Hamilton wäre wohl nicht begeistert, wenn man im Team schon jetzt offiziell über potenzielle Nachfolger nachdenkt.

Ein Angebot der Silberpfeile würde bei Sebastian Vettel wohl durchaus auf Interesse stoßen. Öffentlichen schwört der Heppenheimer seinem Rennstall Red Bull zwar immer wieder die Treue. Doch er sieht mit Sicherheit auch, dass es für sein Weltmeisterteam der letzten vier Jahre sehr schwer werden wird, den Vorsprung von Mercedes auf dem Motorensektor in absehbarer Zeit aufzuholen. Sein Vertrag läuft bis Ende 2015, und den wird er wohl auch erfüllen, schon allein, um seinem Team noch eine Chance zu geben, wieder konkurrenzfähig zu werden. Es wäre aber fast schon fahrlässig, andere Optionen für die Zeit danach nicht zumindest in Erwägung zu ziehen.

Red-Bull-Motorsportkoordinator Helmut Marko bestätigt jedenfalls, dass die Konkurrenz teils mit „unverschämt“ hohen Angeboten an Vettel herantritt. „Natürlich machen die Attacke“, sagte er der „Sport-Bild“. Marko weiß, dass der viermalige Weltmeister für jedes Team wertvoll ist, auch wenn er sich im Moment durch eine schwierige Phase kämpfen muss. „Aber wir werden auf jeden Fall um ihn kämpfen.“

Es gibt noch weitere Angebote für Vettel aus der Formel 1

Auch McLaren-Honda hat Vettel wohl ein sehr hohes Angebot gemacht und möchte den Deutschen sogar schon für 2015 aus seinem Vertrag herauskaufen. Die treibende Kraft in diesem Fall ist Honda. Die Japaner, ab 2015 Motorenlieferant von McLaren, wollen bei ihrem Wiedereinstieg unbedingt einen Starfahrer. Doch das Auto bei McLaren war weder in den letzten Jahren noch in dieser Saison überzeugend, und wie gut der Honda-Motor auf Anhieb sein wird, ist auch noch die Frage. Informationen, die aus japanischen Kreisen durchsickern, klingen nicht allzu vielversprechend. Außerdem müsste er, da es hier schon um 2015 geht, auch gegenüber Red Bull vertragsbrüchig werden – was nicht sein Stil ist.

Als drittes Team, das sich für Sebastian Vettel interessiert, steht Ferrari in den Startlöchern. Vor allem für den Fall, dass dort irgendwann Fernando Alonso doch die Lust verliert und eventuell den Verlockungen von Honda erliegt, die auch bei ihm angefragt haben. Denn so lange der Spanier bei Ferrari ist, der dort seit Jahren eine interne Hausmacht aufgebaut hat und ja auch im Gegensatz zu Vettel als sehr politischer und manchmal auch intriganter Fahrer gilt, würde der viermalige Weltmeister dort nie hingehen. Das hat er schon öfters zumindest intern klargemacht. Die Option Mercedes erscheint also als die wahrscheinlichste. Ob daraus mehr als ein Spätsommerflirt wird?

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