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Schmollecke? Der Australier Mark Webber leistete sich gerne eine eigene Meinung. Die wirkte oft durchdacht, aber nicht immer souverän.

© dpa

Saisonfinale in der Formel 1: Mark Webber, der hinter Vettel

Mark Webber, der langjährige Teamkollege von Sebastian Vettel, verlässt die Formel 1 im Frust und sucht sein Glück woanders. Am Sonntag bestreitet er in Brasilien aber noch sein letztes Rennen.

Ob es wenigstens ein versöhnliches Ende wird? An diesem Sonntag startet Mark Webber beim Großen Preis von Brasilien von Platz vier. Wenn er viel Glück hat, gelingt ihm noch ein Sieg. Es wäre sein zehnter in der Formel 1 – und sein letzter. Er verlässt den Rennzirkus nach zwölf Jahren. Und einigen Demütigungen im Duell mit seinem Teamkollegen Sebastian Vettel, der auch diesmal wieder von Platz eins startet.

Komplimente werden Webber trotzdem schon zugerufen, bevor er seine letzten Runden dreht. Mit ihm gehe einer der letzten echten Männer in der Formel 1, ist zu hören. Schon optisch erfüllt Webber das Klischee des echten Mannes. Er ist einer, der sich nicht scheut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, der eine eigene Meinung hat. Andere meinen, dass da nur einer geht, der erkennen musste, dass er nicht mehr in die erste Kategorie der Piloten gehört, und der von Sebastian Vettel entzaubert wurde.

Die Wahrheit über den 37-Jährigen, der 2014 mit Porsche in der Langstrecken-WM einen ganz neuen Abschnitt seiner Karriere beginnen will, liegt sicher irgendwo in der Mitte. Zumindest eines ist sicher: Glücklich war Webber in der letzten Zeit in der Formel 1 nicht mehr. Vielleicht fühlte er sich schon ein bisschen verloren zwischen seinen Konkurrenten, von denen über die Hälfte mehr als zehn Jahre jünger sind als er. Ganz sicher störte ihn das ganze Drumherum der Szene immer mehr. Die immer neuen Regeln, die für seine Begriffe die Formel 1 zu künstlich machen, wird er sicher nicht vermissen. Und die Medien wohl auch nicht, auch wenn er sagt, zumindest mit einigen doch immer gut ausgekommen zu sein. „Sie machen ihre Arbeit. Nur manchmal stellen sie dich halt auf die Probe.“

Manchmal allerdings stellt man sich auch selbst ein Bein, ob im Umgang mit den Medien oder auf der Strecke: Einen immerhin ehemaligen GP-Piloten wie den Sky-Experten Marc Surer schräg anzumachen, nur weil der es wagt, nach der offensichtlichen Startschwäche von Webber zu fragen, zeugt nicht von Souveränität. Und die Antwort, dabei handele es sich doch, wenn überhaupt, um ein Red-Bull-Problem, nicht von großer Einsicht. Tatsache ist: Sebastian Vettel verliert am Start in den seltensten Fällen Plätze, Webber dagegen führt in diesem Jahr die Liste der „Startverlierer“ an. Womit sich dann oft das gleiche Spiel wiederholte: In den Verkehr zurückgefallen, konnte Webber die Vorteile des Red Bull nicht richtig nutzen, verbrauchte zu viel Reifen – und konnte deswegen auch bei Weitem nicht die Ergebnisse erzielen wie sein Teamkollege.

Natürlich hat sich deswegen auch viel Frust angesammelt bei dem Australier. Schließlich war er 2009, als Sebastian Vettel neu zu Red Bull kam, noch der Teamleader, hatte sich wohl vorgestellt, derjenige zu sein, der vom kontinuierlichen Aufstieg des Teams am meisten profitieren würde. Und dann kam da dieser Jungspund aus Deutschland, stellte ihn von Anfang an fahrerisch in den Schatten, schaffte es sehr schnell, die Sympathien im gesamten Team hinter sich zu bringen, gewann vier WM-Titel in Serie, 2013 schon zwölf Rennen. Und er, Webber, noch kein einziges.

Fällt ihm der Abschied also leicht? Wehmut spüre er bis jetzt noch nicht. Vermissen werde er vor allem das Fahren am Limit auf bestimmten Kursen. Und noch etwas: „ Sicherlich das Adrenalin und die Arbeit mit Leuten wie Adrian Newey. Es kommt aber eine Zeit, da musst du einfach loslassen.“ Ein bisschen lässt er doch noch durchblicken, dass er sich nicht mehr auf dem Gipfel seiner Leistungsfähigkeit sieht: „Ich denke, ich fahre noch immer gut“, sagt er, „ich will aber nicht mehr dabei sein, wenn ich nicht mehr gut fahre.“

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