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Sport: Forsch an die letzte Hürde

Warum die Berliner Eisbären in den Play-offs so stark und Favorit im Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft sind

Berlin. Es war so gegen 23 Uhr. Da hätten sich am späten Dienstagabend die 22 Herren in den weißen Trikots im Sportforum überschwänglich freuen dürfen. Schließlich hatten die Eisbären das Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft erreicht. Und wie: Vier Siege in vier Spielen im Viertelfinale gegen Düsseldorf, drei Siege in drei Halbfinal-Spielen gegen Ingolstadt. Doch nach dem souveränen 5:0 im letzten Spiel gegen die Bayern reagierten die Hauptdarsteller eher zurückhaltend. Die Fans forderten Ehrenrunde um Ehrenrunde, doch ihre Lieblinge kamen nur zögerlich aufs Eis.

Die Zurückhaltung der Berliner Profis war verständlich. Play-offs sind wie ein Hürdenlauf. Zwei Hürden haben die Eisbären souverän genommen, die letzte, wichtigste steht noch bevor. Stolpern sie dort, würde sich auch bei ihren Fans die Euphorie in Grenzen halten. Schließlich könnten die Eisbären in der am Gründonnerstag beginnenden Endspielserie das erreichen, was sie noch nie geschafft haben: Den Meistertitel im Eishockey nach Berlin zu holen.

Noch ist es nicht so weit und noch steht nicht einmal die Hürde fest, welche die Eisbären im Endspurt nehmen müssen: Im zweiten Halbfinale führen die Hamburg Freezers gegen die Frankfurt Lions 2:1. Hamburg kann die Serie am Freitag mit einem Sieg in Frankfurt entscheiden. Freezers und Lions sind stärker einzuschätzen als Düsseldorf und Ingolstadt. Doch wer immer Berliner Gegner sein wird – die Eisbären werden in der nach dem Modus „Best of five“ gespielten Finalserie Favorit sein. Acht Gründe sprechen dafür:

Der Kader: 32 Spieler haben die Eisbären in dieser Saison eingesetzt, mehr als alle anderen Teams. Kein Konkurrent in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) konnte in jedem Spiel vier gut besetzte Sturmreihen aufbieten – die Berliner konnten dies auch, als mehrere ihrer Spieler verletzt waren.

Die Torhüter: Zuerst wurde Trainer Pierre Pagé kritisiert, weil er sich vor den Play-offs auf keinen Stammtorhüter festlegen wollte. Jetzt kritisiert keiner mehr: Oliver Jonas und Rich Parent wechseln sich von Spiel zu Spiel ab. Die Teilzeithüter sind ein Luxus, den die Konkurrenz nicht hat. Hält etwa in Frankfurt Torhüter Ian Gordon nicht gut, wechselt ihn sein Trainer trotzdem nicht aus, weil der junge Ersatzmann Marc Dillmann kaum DEL-Erfahrung hat.

Die Jugend. Mehr als die Konkurrenz hat Pagé auf junge deutsche Spieler gesetzt. Alexander Barta, Florian Busch und Jens Baxmann demonstrierten bisher, dass sie das Vertrauen des Trainers verdienen. Ihre Unbekümmertheit ist ein Plus in den Play-offs. „Ich denke nicht darüber nach, dass ich jetzt um den Titel spiele“, sagt der 18-jährige Busch. „Wenn ich das machen würde, dann würde es nicht so gut laufen.“

Die Neuen. Im Vergleich zur Vorsaison haben die Eisbären den Kader zwar kaum verändert, aber die Spieler, die kamen, sind Verstärkungen. Darryl Shannon kam vom Meister Krefeld. Der 35-jährige Kanadier bringt die Erfahrung von 573 Spielen in der nordamerikanischen Profiliga NHL mit und sorgt in der Abwehr dafür, dass wenig Aufregung aufkommt. Ähnlich solide agiert sein zwölf Jahre jüngerer Landsmann Micky Dupont.

Der Sturm: Mark Beaufait, David Roberts und Kelly Fairchild sind bei den Eisbären die auffälligste Angriffsreihe. 31 Scorerpunkte hat das Trio aus den USA in den Play-offs bisher gesammelt. Im Vorjahr waren es genau diese drei Spieler, die in den Play-offs enttäuschten.

Die Geschlossenheit: Die Stimmung im Team stimmt. Streitereien, persönliche Eitelkeiten, die den Eisbären im Vorjahr beim Aus im Halbfinale zum Verhängnis wurden, gibt es nicht mehr.

Die Gesundheit . Hatten die Eisbären in der Hauptrunde großes Verletzungspech, so bleiben sie davon in den Play-offs bisher verschont. Lediglich Verteidiger Rob Leask fällt aus (Adduktorenverletzung), wird wohl in der Finalserie nicht spielen können.

Die Konzentration. Im Vergleich zum Vorjahr wirken die Eisbären energischer. Sie haben in kritischen Momenten gute Nerven bewiesen, auch nach einem 0:2-Rückstand im ersten Play-off-Spiel gegen Düsseldorf. Die Berliner sind nicht zuletzt deswegen als einziges Team der DEL in den Play-offs noch ohne Niederlage.

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