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Sport: Fortlaufendes Unrecht

Wie der Deutsche Leichtathletik-Verband auch immer über dopingverdächtige deutsche Rekorde entschieden hätte, er hätte jemandem Unrecht getan. Einfach alle Bestmarken zu streichen und eine neue Liste zu beginnen, wäre unfair gegenüber den ehrlichen Rekordhaltern gewesen.

Wie der Deutsche Leichtathletik-Verband auch immer über dopingverdächtige deutsche Rekorde entschieden hätte, er hätte jemandem Unrecht getan. Einfach alle Bestmarken zu streichen und eine neue Liste zu beginnen, wäre unfair gegenüber den ehrlichen Rekordhaltern gewesen. Und jetzt, da die Rekordliste beibehalten wird, bleiben diejenigen benachteiligt, die nie in ihr aufgetaucht sind – obwohl sie ihre Leistung mit sauberen Mitteln erbracht haben. Die Aufforderung an den neuen Deutschen Olympischen Sportbund, eine Lösung für den gesamten Sport zu finden, zeigt daher auch die Hilflosigkeit des Leichtathletik-Verbandes.

Wenn auch das grundsätzliche Problem nicht gelöst werden konnte, hat der DLV wenigstens eine kleine Korrektur vorgenommen. Ines Geipel wird auf eigenen Wunsch aus der Liste gestrichen. Es war ihr ehrenwertes Anliegen, als Beteiligte des DDR-Zwangsdopings nicht mehr als Rekordhalterin zu gelten. Gleichwohl sieht es komisch aus, dass ihr Rekord mit der 4-xl-100-Meter-Staffel nicht ganz annulliert wurde. In der Leichtathletik gilt schließlich eine Staffelleistung als nichtig, wenn ein Athlet aus dem Quartett gedopt war.

Ein gutes Zeichen ist es, der deutschen Rekordliste eine Präambel voranzustellen, die auf mögliche Dopingbelastungen hinweist. In der zahlensüchtigen Leichtathletik werden Rekordlisten schließlich meist ebenso ehrfürchtig behandelt wie mathematische Formelsammlungen und die Rekordhalter wie Adelige in Stammtafeln. Die Präambel schafft nun Distanz. Sie führt den Zweifel schriftlich in die Leichtathletik ein. Allein dafür hat sich Geipels Einsatz schon gelohnt.

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