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Volle Offensive. Trainer Norbert Meier hat mit Fortuna Düsseldorf seit Februar nicht mehr gewonnen. Noch aber kann das Team den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen.

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Fortuna Düsseldorf: Klassenerhalt oder Trainer Meier muss gehen

Verpasst Norbert Meier mit Düsseldorf in Hannover den direkten Klassenerhalt, muss der Trainer der Fortuna wohl gehen. Angeblich steht auch schon ein Nachfolger in den Startlöchern.

Etwas Gutes hatte ihre anhaltende Schaffenskrise bei der Rasenarbeit für Düsseldorfs Fußballer immerhin. Am Mittwochnachmittag ging es für Fortunas Profis fort von den gewohnten Übungsplätzen, über die immer die dicken Jumbo-Jets vom nahe gelegenen Düsseldorfer Flughafen hinwegdonnern – in ein deutlich idyllischeres Ambiente. Das Hotel Klosterpforte im ostwestfälischen Marienfeld diente den arg mitgenommenen Düsseldorfer Aufsteigern vor dem entscheidenden Spiel bei Hannover 96 zweieinhalb Tage lang als letzte Zufluchtsstätte. Wobei der kribbeligen Partie zwei noch viel kribbeligere folgen könnten: die Relegationsspiele gegen den Zweitligadritten 1. FC Kaiserslautern.

„Wir wollen die Dinge aufarbeiten, die zu dem Absturz in der Rückrunde geführt haben“, gab Präsident Peter Frymuth das Thema für die innere Einkehr vor den Toren eines ehemaligen Zisterzienserklosters aus. Eine Notfallmaßnahme, an deren Ende gleich die nächste stehen könnte. Denn sollte das Team von Norbert Meier bei 96 wieder als derart mutloser und charakterschwacher Haufen auftreten wie zuletzt beim 1:2 daheim gegen den 1. FC Nürnberg, scheint der zügige Wechsel auf dem Cheftrainerposten beschlossene Sache. Das erste Relegationsspiel findet schließlich schon am nächsten Donnerstag statt.

Noch habe man das Ziel, Platz 15 zu halten, mit mehr befasse man sich nicht, macht Frymuth einen großen Bogen um alle Spekulationen und gibt die offizielle Sprachregelung der Klubspitze bekannt: „Wir arbeiten stufenweise.“ Wobei die Stufe von Rang 15 auf 16 – selbst der direkte Abstieg ist theoretisch noch möglich – wohl jene wäre, über die der 54-jährige Meier, vor einem Jahr in der Skandal-Relegation gegen Hertha BSC noch erfolgreich, stolpern würde. „Unser Fokus liegt auf Samstag. Danach muss man neu bewerten“, erklärt Manager Wolf Werner vielsagend.

Mike Büskens, der Ex-Coach von Mitaufsteiger Fürth, soll jedenfalls schon in den Startlöchern stehen. Für Norbert Meier, der sein Team in Hannover offenkundig so offensiv wie noch nie in dieser Saison aufstellen will, wäre ein Rauswurf in Düsseldorf ein emotionaler Tiefschlag der besonderen Art. Wegen seines Kopfstoßes gegen den damaligen Kölner Spieler Albert Streit, nach dem er sich selbst zu Boden fallen ließ, wurde Meier vor sieben Jahren erst in Duisburg entlassen und dann vom DFB für drei Monate gesperrt. Und so betrachtet er die schwer geprüfte Fortuna, die in den letzten 20 Jahren so wild wie kein anderer deutscher Klub zwischen erster und vierter Liga hin und her turnte und mit der er zwei Aufstiege schaffte, als eine Art Schicksalsgenossin.

„Da haben sich zwei Gestrandete getroffen“, sagt der frühere Mittelfeldakteur, über den nun Geschichten kursieren, denen zufolge er zuletzt schon mal zu spät zum Training erschien. Am Donnerstagvormittag in Marienfeld fing Meier nun zehn Minuten früher an als geplant. Als Chef einer Mannschaft, die in den vergangenen Wochen mehrfach durch Disziplinlosigkeiten und Raufereien untereinander negativ auffiel. Und Präsident Frymuth spricht im Fall der Spieler Andrej Woronin und Nando Rafael, die Meier Anfang letzter Woche aus seinem Kader verbannte, offen davon, dass „diese Reaktion vielleicht vier Wochen zu spät kam“.

Wirklich zum Verhängnis werden könnte Norbert Meier aber, dass es ihm nach der beachtlichen Vorrunde der spielerisch limitierten Düsseldorfer in der zweiten Halbserie nicht gelang, ein neues Mittel gegen die nun besser auf Fortunas Defensivspiel eingestellten Gegner zu kreieren. Seit dem 16. Februar hat seine Mannschaft nicht mehr gewonnen, aus den letzten elf Partien nur drei Punkte geholt. Düsseldorf ist das schlechteste Rückrundenteam der Liga – und ginge mit diesem Handicap auch in die nervenaufreibenden Spiele gegen Kaiserslautern. Kein schöner Ausblick, deshalb wird bei Fortuna gerade stufenweise gearbeitet – und gedacht.

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