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Frankfurt - Mainz: Maik Franz: Bösewicht für anderthalb Stunden

Maik Franz prägt als Streitfigur das Rhein-Main-Derby zwischen Eintracht Frankfurt und dem FSV Mainz 05. Sein Gegenspieler Aristide Bancé verliert die Contenance - Franz soll ihn als "Neger" beschimpft haben.

Als Maik Franz mit dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Felix Brych die Faust ballte, Triumphgeheul anstimmte und seine ganze Freude nach außen kehrte, war es für Aristide Bancé unmöglich, die Contenance zu wahren. Der Mittelstürmer aus Burkina Faso streckte also sichtbar den Mittelfinger in die Luft, immer und immer wieder fuchtelte der Familienvater damit herum. Unzweideutig, wen der schwarze Mann meinte: Maik Franz, Provokateur und Profiteur des hitzigen Rhein-Main-Derbys, das Eintracht Frankfurt am Samstagabend gegen den FSV Mainz 05 etwas glücklich mit 2:0 (1:0) gewann. Eben auch wegen Franz, der nicht nur den Ball nach 29 Minuten mit einem Grätschschritt zum 1:0 ins Tor bugsierte, sondern mit seinen zahllosen Mätzchen den Mainzer Spielverderber mimte. „Es gibt einen Spieler, über den in der Bundesliga viel geredet wird: Nun habe ich gesehen, warum“, lästerte FSV-Manager Christian Heidel. „Er muss sich nicht wundern, dass sein Ruf so schlecht ist.“

Inzwischen hat  Aristide Bancé seinem Frankfurter Gegenspieler vorgeworfen, er habe ihn rassistisch beleidigt. „Er hat mich das ganze Spiel über provoziert, hat mich übelst beschimpft, meinen Vater, meine Mutter beleidigt. Er hat mich als ,dreckigen Neger’ bezeichnet“, sagte er im „SWR“. Eintracht-Abwehrspieler Franz sagt nach Vereinsangaben: „Ich weise das ganz klar von mir, das entspricht nicht meinen ethischen und moralischen Vorstellungen.“

Franz bleibt genau wie in seiner Zeit beim VfL Wolfsburg oder Karlsruher SC ein Grenzgänger. Ständig provozierend und ewig lamentierend, hier ein Schubser und dort ein Check, dazu viel Palaver und versteckte Fouls – da schlüpft einer bewusst für anderthalb Stunden in die Rolle des Bösewichtes. „Grenzwertiges Niveau“, bescheinigte ihm Heidel, der die in der Mainzer Kabine gefallenen Worte nicht veröffentlichen wollte. „Nur so viel: Da sitzen elf Spieler und regen sich nur über einen auf.“ Franz, von Mario Gomez einmal als „Arschloch“ gebrandmarkt, bemühte sich hinterher um eine versöhnliche Tonart: „Das war ja kein Freundschaftsspiel. Es geht um Punkte und Prämien. Die Menschen wollen doch Emotionen sehen und nicht 22 Roboter.“ Nicht mal den ausgestreckten Mittelfinger von Bancé nahm er dem Widerpart krumm, versicherte das Raubein mit Unschuldsmiene, „nach dem Spiel ist das vergessen“. Das DFB-Sportgericht wird das vermutlich anders sehen.

Doch stellt sich die Frage, warum einer wie Franz mit seiner Haltung meist straffrei davon kommt – vielleicht, weil er trotz aller Regelverletzungen immer überlegt agiert. Während sich der Mainzer Trainer Thomas Tuchel nicht zu unüberlegten Aussagen hinreißen lassen wollte („Ich rede grundsätzlich nicht über gegnerische Spieler“), fand es Kollege Michael Skibbe „beileibe nicht so schlimm“. Doch es hat schon seine Gründe, warum die neue Frankfurter Streitfigur nur die rechte Seite absichern darf: Fußballerisch ist Franz schlicht zu limitiert, um den verantwortungsvollen Job in der Abwehrzentrale auszuüben. So oder so: Auch dank der vier Franz-Tore steht Eintracht Frankfurt mit 22 Punkten wieder ganz gut da – nur bei 23 und mehr Zählern bekommen die Profis von Skibbe übrigens bis zum 2. Januar frei. Ansonsten wäre schon am 28. Dezember wieder Trainingsauftakt.

„Wir wollen natürlich länger Urlaub haben“, erzählte der mit dem Frankfurter Nachtleben gut vertraute Franz am Samstagabend und grinste. Doch wenn die Eintracht nächsten Samstag in Hoffenheim antritt, wird der 28-Jährige seinen streitbaren Beitrag nicht leisten können. Er hatte sich gegen Mainz nach 79 Minuten mit einem rüden Rempler die längst überfällige fünfte Gelbe Karte erbettelt. Und klagte: „Jetzt treffe ich nicht meinen alten Kumpel Christian Eichner wieder.“ Vielleicht ist der ehemalige KSC-Teamkollege aber auch ganz froh darüber.

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