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Sport: Frankfurts Präsident ebnet den Weg für einen "strategischen Partner"

Seit Montagabend hat die Eintracht keinen Heller mehr. Weder im Präsidium noch im Portemonnaie.

Seit Montagabend hat die Eintracht keinen Heller mehr. Weder im Präsidium noch im Portemonnaie. Auf einer über sechsstündigen emotionsgeladenen, manchmal karnevalistischen und doch so schicksalhaften Mitgliederversammlung im Frankfurter Palmengarten vollzog Rolf Heller seinen angekündigten Rücktritt und hinterließ einen auf bedrohliche 13,568 Millionen Mark aufgetürmten Schuldenberg. Und die Fußballmannschaft - schier hoffnungslos - auf einem Abstiegsplatz der Bundesliga. Dem Frankfurter Traditionsverein drohen Insolvenz und Lizenzentzug.

Dennoch ging der 56-jährige Verwaltungsdirektor a. D. der AOK Thüringen nach knapp dreieinhalbjähriger turbulenter Präsidentschaft nicht mit Schimpf und Schande, sondern mit Blumen und unter stehend dargebrachten Ovationen. Zermürbt von Anfeindungen in einer beispiellosen Schlammschlacht habe er nicht mehr die innere Kraft gehabt, weiter zu kämpfen. Wenn die für hohe Investitionen verpflichteten Spieler wie Stürmer Salou nicht einschlügen, "muss ich dafür die Verantwortung übernehmen".

Ehe Heller um 1.30 Uhr von der Mehrheit der 861 Mitglieder auch entlastet wurde, hatte er sich noch einmal einen Stoß gegeben. Heller plädierte für seinen Gegner im Präsidium: "Stimmen Sie dem Antrag und dem Konzept von Herrn Leben zu, damit es mit der Eintracht weitergeht." Minuten später erlaubten die Mitglieder mit kurzem Handheben, ruckzuck, den Verkauf des Vereins, wenn auch zunächst nur 25,1 Prozent davon, an einen noch nicht bekannten "strategischen Partner", wie Schatzmeister Rainer Leben den gesuchten Investor nennt.

Nicht nur Heller, sondern vor allem die streitbare Sportdezernentin der Stadt, Sylvia Schenk, hatte die auf Konfrontation eingestimmte Versammlung geradezu angefleht, "ihrer Verantwortung gerecht zu werden". Lebens Konzept stand und fiel mit dem Verwaltungsrat, dessen Abwahl - und die seines Vorsitzenden Bernd Ehinger - als Dringlichkeitsantrag auf die Tagesordnung gesetzt worden war. Es gehe "um die Handlungsfähigkeit des Vereins und um ein Stück Identität dieser Stadt", mahnte Frau Schenk.

Unter dem Damoklesschwert von Lizenzentzug und Insolvenz darf demnach Leben versuchen, der Eintracht mit dem Verkauf des Tafelsilbers das Leben retten. Der coole Schatzmeister mit dem süffisanten Lächeln hatte sie vor die Wahl einer "Zukunft zwischen Champions League oder Oberliga" gestellt. Es sei fraglich, drohte Leben, ob die Eintracht im März noch ihre Rechnungen bezahlen könne. Der Verein brauche zum Überleben dringend Kapital zwischen 18 und 25 Millionen Mark. Dieses Geld sei nur von einem "strategischen Partner" zu bekommen. Es soll sich dabei um die in Hamburg ansässige International Management Group (IMG) handeln, die als Betreiber und Vermarkter des geplanten neuen Waldstadions bereits mit der Stadt verhandelt.

Hartmut Scherzer

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