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Sport: Frankreich ohne WM-

Frankreichs Gescheiterte dürfen nicht spielen

Spielfreude. Teamgeist. Unbekümmertheit. Tore. Ein begeistertes Publikum. Wann hat man das zuletzt bei einer französischen Fußballnationalelf gesehen? Lange nicht mehr. Bis zum vergangenen Sonntag – da schlugen die Weltmeister von 1998 in einem Benefizspiel zugunsten französischer Unwetter-Opfer eine europäische Auswahl 4:2. Mittendrin war Laurent Blanc, einstiger Abwehrchef der „Équipe tricolore“ und heute im Testspiel in Oslo gegen Norwegen (21 Uhr) erstmals als deren Trainer verantwortlich.

In Person von Laurent Blanc hat die „Generation 98“ endgültig die Macht in der Nationalmannschaft erobert. Daran hatte sie jahrelang mit teils heftiger öffentlicher Kritik an Ex-Trainer Raymond Domenech gearbeitet. Sie sah sich bestätigt durch den desaströsen Auftritt der Blauen bei der Weltmeisterschaft in Südafrika, der in einem Trainingsstreik der Spieler kulminierte. In dieser Affäre sollen Domenech sowie der Ex-Verbandspräsident, der Delegationsleiter in Südafrika und Domenechs Kotrainer als Zeugen vor der Disziplinarkommission des französischen Fußballverbandes aussagen. In der Sitzung am 17. August sollen fünf Spieler wegen „objektiver Verantwortung“ als Angeklagte erscheinen, darunter Patrice Evra und Franck Ribéry in ihrer Funktion als damaliger Kapitän beziehungsweise Stellvertreter. Der FC Bayern München teilte jedoch bereits mit, dass er Ribéry drei Tage vor Beginn der Bundesliga-Saison nicht freigeben werde.

Laurent Blanc hat keine offizielle Meinung zur Art, wie der Verband seine Vergangenheit bewältigt. „Was mich interessiert, ist das Spiel gegen Norwegen. Alles, was in den Kulissen passiert, regelt der Verband“, erklärte er. Jedoch hat Blanc keinen der 23 WM-Fahrer zu seinem ersten Spiel mitgenommen. In seinem 22 Mann starken Kader stehen nur wenige Spieler mit einer gewissen Erfahrung in der Nationalelf, wie Lassana Diarra und Karim Benzema von Real Madrid oder Samir Nasri vom FC Arsenal. Hinzu kommen sage und schreibe 13 Debütanten. Allerdings steht den WM-Spielern im ersten EM-Qualifikationsspiel gegen Weißrussland am 3. September die Tür wieder offen.

Doch künftig fordert Blanc von seinen Spielern gegenseitigen Respekt und „Verbundenheit mit dem Nationaltrikot“ ein. Auch taktisch deutet sich ein Bruch mit der Ära Domenech an: Wie schon als Trainer in Bordeaux will Blanc offensiv spielen lassen. Vielleicht sieht man bei Spielen der „Équipe tricolore“ dann wieder Teamgeist und Tore.

Matthias Sander

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