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© dpa

Frauen-EM: Jung schlägt Alt

Bundestrainerin Neid gibt im EM-Viertelfinale gegen Italien am Freitag jungen Spielerinnen den Vorzug.

Das Triumphgeheul auf dem Trainingsplatz war riesig. Beim teaminternen Schuss-Wettbewerb hatte erstmals „Jung“ gegen „Alt“ gewonnen. Als Strafe mussten die Verliererinnen beim Umzug von Tampere nach Lahti das private Gepäck der jüngeren Kolleginnen mitschleppen. Es war nicht der erste Erfolg der nachrückenden Generation in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gegen die älteren Spielerinnen, die 2003 und 2007 Weltmeister wurden. Wenn die DFB-Frauen heute im EM-Viertelfinale (15 Uhr, live im ZDF) auf Italien treffen, wird sich wieder ein Stück eines leisen Wachwechsels vollziehen.

„Die Konkurrenz erhöht den Druck im Kader und das Leistungsniveau im Training“, sagt Silvia Neid, die im Hinblick auf die Heim-WM 2011 gezielt den Umbruch forciert. Deswegen erhalten bei ihr sogar jüngere Spielerinnen den Vorzug, obwohl sie noch nicht ganz die Reife besitzen. Bianca Schmidt (19), die erst im Februar ihr Debüt gab, ist ein Beispiel dafür. „Bianca hat sehr gut gestanden. Sie ist sehr schnell, robust und zweikampfstark“, beschrieb Silvia Neid die Qualitäten der Potsdamer Verteidigerin . Aber „sie hat klare technische und taktische Defizite. Da arbeiten wir noch dran.“ Leidtragende vom Neid-Programm „Jugend forsch“ war Kerstin Stegemann (31), die Doppelweltmeisterin, die zur Aushilfskraft degradiert nur noch eine von sechs Halbzeiten bei den drei Vorrundensiegen spielen durfte. „Ich möchte zu meiner Situation momentan nichts sagen“, teilte die Westfälin mit.

Birgit Prinz, 195 Länderspiele, vermisst ihre Kollegin, 191 Länderspiele, auf dem Spielfeld. „Sie ist mir ans Herz gewachsen. Wir haben das halbe Leben miteinander verbracht. Das ist nicht einfach für uns beide“, sagt die Kapitänin. Dass ihr noch kein Tor bei der EM gelungen ist, führt sie auch darauf zurück, dass ihr die weiten, präzisen Flanken von Kerstin Stegemann fehlen. „Es ist klar, dass Stege mir viele Bälle in der Vergangenheit aufgelegt hat.“ Eigentlich wollte sie wie Kerstin Stegemann nach der WM 2011 abtreten. Nun deutet vieles darauf hin, dass die Verteidigerin, die im Vorjahr wegen eines Knorpelschadens lange aussetzte, schon nach der EM aufhört. Und auch Birgit Prinz zweifelt, ob sie weitermachen soll. „Ich fühle mich so angegriffen, dass ich überhaupt nicht mehr sagen kann, mein Ziel ist die WM 2011“, erklärte die 31-Jährige zu Wochenbeginn in Bezug auf die Kritik an ihrer anhaltenden Torlosigkeit.

Brigit Prinz gehört wie Inka Grings (30), Ariane Hingst (30), Nadine Angerer (30) und Kerstin Garefrekes, die heute 30 Jahre alt wird, zu den Etablierten, die noch nicht durch die vielen Talente ersetzt werden können. Silvia Neid achtet auf die Mischung und besetzte nur drei Stellen neu. Neben Bianca Schmidt machte sie die linke Verteidigerin Babett Peter (21) und Kim Kulig (19), die neben Linda Bresonik (25) im defensiven Mittelfeld glänzt, zu Stammspielerinnen.

Spätestens mit dem Finale am Donnerstag bestreitet die DFB-Auswahl ihr letztes Pflichtspiel bis zur WM 2011. Bis dahin wird der WM-Gastgeber nur noch Testspiele bestreiten. Silvia Neid braucht die jungen Mädchen, um ihren älteren Damen Beine zu machen.

Gregor Derichs[Lahti]

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