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Frauenplausch.

© dapd

FRAUENFUSSBALL GUCKEN Eine neue Erfahrung: Spiel doch ab, Mann!

Der Mann im Getränkekiosk verzieht gleich das Gesicht: „Du kaufst das Bier doch nicht etwa, weil Du die Tussis gucken willst?“ – Die Frauen?

Der Mann im Getränkekiosk verzieht gleich das Gesicht: „Du kaufst das Bier doch nicht etwa, weil Du die Tussis gucken willst?“ – Die Frauen? Ähh, ja, doch, schon. – „Ach nee, die spielen schlecht, und außerdem zeigen sie nichts.“ Er verkauft mir das Bier trotzdem, und ich mache mich schnell auf den Weg zurück nach Hause, schließlich kommen gleich noch ein paar nette Frauen aus der Nachbarschaft vorbei – wir wollen zusammen Fußball gucken. Ihren Fußball, denke ich irgendwie heimlich. Aber dann die nächste Enttäuschung: Die Frauen scheinen nicht gerade auf das Eröffnungsspiel der WM zu brennen – die Hälfte meiner Gäste kommt zu spät. „Wir haben noch Getränke geholt“, sagen sie und stellen Sekt und alkoholfreies Bier auf den Tisch. Stößchen!

Fußballgucken kann sich offenbar auch weich anfühlen, für mich eine neue Erfahrung.

Immerhin, die Bilder aus dem Olympiastadion sind schön, auch wenn die ARD schon Stunden vor dem Anpfiff eine „Gänsehautstimmung“ herbeisenden will und Schwimmstar Franziska van Almsick in ihren Fußballfloskeln ertrinkt. Aber nett ist es irgendwie doch. Das Spiel läuft flüssig dahin, und in meinem Wohnzimmer geht zwar nicht die Welle rum, aber immerhin ein Melonenteller. Die wenigen Männer in unserer Runde machen anfangs Witze: „Spiel doch ab, Mann! – äh, wie heißt das jetzt?“Aber als die deutschen Tore fallen, jubeln alle zusammen. Allerdings, auch das ist mir neu, im Sitzen.

Diese WM ist auf jeden Fall entspannt, denke ich und gleite noch ein Stück tiefer in meine weiche Couch. Auf dem Feld reklamieren die Spielerinnen, nachdem sie den Ball ins Aus geschossen haben, nicht den Einwurf für sich. Es gibt wenig harte Fouls. Nur abseits des Platzes muss man aufpassen. Als ich einmal rufe: „Das ist aber ein schlampiger Pass!“, werde ich sofort zurechtgewiesen: „Schlampe sagt man nicht.“

In der letzten halben Stunde steige ich von meinem Bier auf Sekt um. Ist besser so. Robert Ide

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