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Sport: Frauenfußball: Pfarrerstocher an der Seitenlinie

Der Fußweg war kurz, aber mühsam. Bundestrainerin Tina Theune-Meyer und die Frauenfußball-Nationalmannschaft wollten nach dem 1:0 im EM-Halbfinale gegen Olympiasieger Norwegen eigentlich nur vom Donaustadion zurück ins Hotel.

Der Fußweg war kurz, aber mühsam. Bundestrainerin Tina Theune-Meyer und die Frauenfußball-Nationalmannschaft wollten nach dem 1:0 im EM-Halbfinale gegen Olympiasieger Norwegen eigentlich nur vom Donaustadion zurück ins Hotel. "Es war ein bisschen schwierig, weil wir uns durch so viele Fans durchkämpfen mussten, die Autogramme wollten", erzählt Theune-Meyer, "wir sind dann durch Not- und Seiteneingänge reingekommen."

Sie genießt die neue Begeisterung der Fans für den Frauenfußball. Immer wieder während der Europameisterschaft hat die 47-Jährige wiederholt, dass die Zuschauer toll seien, für deren Auftreten "fehlen mir die Superlative". Die Worte stehen in seltsamem Gegensatz zu Gestik und Mimik. Theune-Meyer zeigt selten Emotionen. Sie redet davon, wie begeistert sie ist. Und wirkt in dem Moment nüchtern, fast unterkühlt. Vor dem Halbfinale "war ich sehr angespannt", sagt Theune-Meyer, "wenn das Spiel beginnt, sehe ich böse aus, das ist aber gar nicht so gemeint". Und selbst wenn sie sich ärgert, bleibt sie ruhig. Das Team würde staunen, wenn die Trainerin in der Pause plötzlich rumbrüllen würde. "Sie kritisiert immer sachlich und greift nie eine von uns persönlich an", sagt Abwehrspielerin Kerstin Stegemann.

Schon vor der EM hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Theune-Meyers Vertrag bis 2005 verlängert. Anerkennung für die Arbeit der 47-Jährigen, die zehn Jahre Assistentin von Gero Bisanz war, ehe sie 1996 seine Nachfolgerin wurde. Ein Jahr später führte sie Deutschland zum EM-Titel, im vergangenen Herbst zu Bronze bei den Olympischen Spielen in Sydney. Den Trainerschein musste sie sich hart erkämpfen. 1982 - in dem Jahr, in dem die deutschen Frauen ihr erstes Länderspiel bestritten und die Zuschauer zum Lästern, Trikottausch und Busengucken kamen - wollte sie als erste Frau die A-Lizenz erwerben. An der Sportschule Hennef riet man ihr, lieber vorerst nicht zu zahlen. Vielleicht habe ihre Anmeldung ja eh keinen Sinn, schließlich sei sie eine Frau. Theune-Meyer ließ sich nicht abschrecken, "ich habe denen einfach das Geld auf den Tisch gelegt".

Fußballfan war sie schon als kleines Mädchen: Da kickte die Pfarrerstochter Tina mit ihren vier Schwestern im Verein. Ihre Mutter ist immer noch in Sachen Fußball im Einsatz und backt schon mal Streuselkuchen für die Nationalmannschaft. Zum Halbfinale reiste die Frau Mama vom Niederrhein an und kam auch zur Pressekonferenz. Man muss ja gucken, was das Mädel so treibt.

Helen Ruwald

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