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Gut gepfiffen. Bibiana Steinhaus gilt als beste deutsche Schiedsrichterin. Foto: dpa

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Frauenfußball-WM: Bibiana Steinhaus: Für Recht und Ordnung

Seit 1995 ist Bibiana Steinhaus bereits Schiedsrichterin, seit der Spielzeit 2007/2008 pfeift sie in der zweiten Männerliga. Jetzt leitet sie als einzige deutsche Schiedsrichterin bei der Frauen-WM Spiele.

Auch Bibiana Steinhaus verbringt mittlerweile viel Zeit vor dem Laptop. Sie nutzt das Internet, um Fragen zu stellen und zu beantworten, um sich Videos anzusehen und ihre Meinung dazu abzugeben. Doch bei der 32-Jährigen handelt es sich nicht um eine junge Frau, die in Sozialen Netzwerken alltägliche Belanglosigkeiten austauscht, sondern sie nutzt ein neues Internetportal des Fußball-Weltverbandes Fifa, um sich auf die am 26. Juni beginnende Frauen-WM im eigenen Land vorzubereiten. „Das funktioniert ähnlich wie bei Facebook“, erzählt Bibiana Steinhaus. „Wir Schiedsrichterinnen stehen weltweit in Kontakt. Über dieses Netz bekommen wir Trainingspläne an die Hand und können Trainingsdaten einsehen.“ Sie ist die einzige Deutsche von 16 Schiedsrichterinnen bei dieser WM, und das erfüllt sie mit Stolz. „Das ist ein grandioser Moment für meine Karriere.“

Seit 1995 ist Steinhaus bereits Schiedsrichterin; seit der Spielzeit 2007/2008 pfeift sie in der zweiten Männerliga oder sitzt als Vierte Offizielle in der Bundesliga auf der Bank. Ihre Art der Spielleitung beschreibt sie so: „Ich habe eine berechenbare Art. Die Spieler wissen bei mir, woran sie sind.“ Dass Steinhaus irgendwann auch Bundesligaspiele leiten wird, gilt in der DFB-Schiedsrichterkommission als sicher. Der Verband hält viel von der jungen Schiedsrichterin, will aber „mit Augenmaß“ darüber entscheiden, ob eine beim DFB-Präsidium zu beantragende Beförderung zur nächsten Saison nicht noch zu früh kommt.

„Bibiana Steinhaus hat eine positive Ausstrahlung und ist keine Reizfigur“, sagt der DFB-Abteilungsleiter Lutz-Michael Fröhlich, und für Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel steht ohnehin fest: „Ob Frau oder Mann, alle haben die gleichen Chancen: Es zählen einzig und allein Leistung und Persönlichkeit.“

Die Persönlichkeitsentwicklung der kürzlich zum fünften Mal in Folge zur Schiedsrichterin des Jahres gewählten Bibiana Steinhaus hat ein Doppelleben gefördert. „Ich übe ja zwei Exekutivberufe aus“, sagt sie. Als Polizeibeamtin hat sie mindestens genauso viel erlebt wie auf dem Fußballplatz, weil sie früher bei der Bereitschaftspolizei den G8-Gipfel oder die Castor-Transporte abzusichern hatte. „In Beruf und Hobby habe ich zwei sehr artverwandte Tätigkeiten, weil man klare Regeln umsetzen und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn entwickeln muss.“ Fußballteams stellen für Bibiana Steinhaus einen repräsentativen Querschnitt „der gesellschaftlichen Gruppen“ dar; sich selbst sieht sie „als Manager von Persönlichkeiten“.

Überhaupt sei der Entschluss, sich auf diesem Terrain zu betätigen, eine „der besten Entscheidungen meines Lebens“ gewesen, „ich habe mir Fachwissen angeeignet, ich habe gelernt, Entscheidungen zu kommunizieren und Fehlentscheidungen zuzugeben“.

Hauptberuflich ist Steinhaus im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport tätig, ihr Terminkalender ist randvoll. „Mein Tagesablauf ist klar strukturiert.“ Sie produziert Überstunden, um für den WM-Zeitraum Urlaub zu nehmen. Und oft steht sie morgens um sechs Uhr auf, um in der Eilenriede, Hannovers Stadtwald, vor dem Polizeidienst ihre Laufrunden zu drehen. Wie sie das alles bewältigt? „Mit Leidenschaft. Man muss positiv verrückt sein. Aber ohne stabiles soziale Gefüge, ohne Familie und Freunde, die einen unterstützen, geht das nicht.“

Während des Turniers wird sich Bibiana Steinhaus in Frankfurt einquartieren und dann darauf hoffen, möglichst oft eingesetzt zu werden. Wie viele Spiele sie leiten darf, hängt allerdings nicht nur von ihr ab. Kommen die deutschen Fußballerinnen sehr weit, wäre das gleichbedeutend mit dem frühen Turnierende der besten deutschen Schiedsrichterin. Bibiana Steinhaus sagt: „Am 17. Juli beim Finale in Frankfurt will ich dabei sein – in welcher Form auch immer.“

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