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Sport: Frauensache Fußball

Ein Buch über weibliche Fans eines Männersports

Wie kommen Frauen zum Fußball? Was lieben sie an diesem Sport? Nehmen sie die Erlebniswelt Stadion anders wahr als Männer? Um diese Fragen geht es in dem Buch von Nicole Selmer. Die 34-Jährige ist die Autorin des ersten hiesigen Buchs über die Spezies „weibliche Fußballfans“. Selmer verteidigt ihre Geschlechtsgenossinnen gegen das Vorurteil, sie gingen nur zum Fußball, „um Ärsche anzugucken“. Das sei bestenfalls ein positiver Nebeneffekt, meint Selmer lakonisch.

Die Skandinavistin und Übersetzerin hat für ihre Untersuchung eine Reihe junger Frauen und Mädchen befragt. Dreißig Jahre alte Schwärmerinnen, die ihr Zimmer mit Jens-Lehmann- und Luis-Figo-Postern zupflastern, kommen in dem Werk ebenso zu Wort wie Nadja, die seit vielen Jahren Anhängerin des Hamburger SV ist und Veränderungen festgestellt hat: „Man hört nicht mehr so viele rechte Sprüche im Stadion.“ Auf humorvolle Weise beschreibt Selmer das feminine Befremden über den maskulinen Statistik-Kult und die Sammelleidenschaft für Fußballbildchen.

Selmer schildert anschaulich, dass Frauen am Rand des grünen Rasens etwas anders ticken als Männer. Ein typisches Beispiel für weibliche Fußball-Rezeption? „Frauen zeigen insgesamt mehr persönliches Mitleid nach Fouls“, schreibt Selmer. Den Satz „Das muss doch unheimlich weh tun“ würde jedenfalls kein Mann jemals sagen, meint die Feldforscherin nach ungezählten Exkursionen in diverse Stadien dieser Republik.

Überhaupt hätten Frauen häufig einen persönlicheren Bezug zu einzelnen Spielern, hat die Anhängerin von Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen herausgefunden. Selmers persönlicher Favorit ist der Leverkusener Nationalspieler Bernd Schneider. Zum Beweis ihrer Zuneigung pappt ein Hanuta-Klebebild von Schneider an ihrem Computer.

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