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Fredi Bobic: "Ich werde weiterhin meine Meinung sagen"

Vom Fußballplatz ins Wettbüro: Fredi Bobic will Wettfreunden sein Wissen vermitteln, damit sie mehr gewinnen. Der Ex-Nationalspieler über seinen neuen Job, Hertha BSC und eine mögliche Rückkehr in die Bundesliga.

Herr Bobic, wer wird Deutscher Meister?

Na sicher Bremen, Schalke oder der VfB als lachender Dritter. Aber sich so richtig festzulegen ist schwer: Da kann sich schnell etwas ändern. Es liegt an Schalke, die knappe Führung nicht mehr zu verspielen. Da hat der Verein in der Vergangenheit ja schon schmerzhafte Erfahrungen gemacht.

Wie richtig liegen Sie mit Ihren Tipps, die Sie bei expekt.com geben?

Unterschiedlich. Ab und zu wette ich das exakte Ergebnis, die Tendenz stimmt oft. Doch manchmal liege ich völlig daneben. Andere Tipper wissen, wie schwierig das ist.

Woran machen Sie dann Ihre Empfehlungen fest?

Ich habe das nötige Fachwissen, weil ich lange in der Bundesliga gespielt habe, mich immer noch mit ihr beschäftige und die Mannschaften gut kenne. Allerdings gebe ich zu, dass ich mich manchmal vom Herz leiten lasse - etwa, wenn meine früheren Vereine Stuttgart oder Dortmund spielen. Da bleibt die Objektivität natürlich auf der Strecke (lacht).

Die Wettbranche genießt seit den Skandalen mit Robert Hoyzer und der Wettmafia nicht den besten Ruf. Und Sie arbeiten ausgerechnet dort.

Mir macht das Wetten Spaß, ich finde es interessant - vor allem, es einmal selbst auszuprobieren. Als aktiver Fußballer habe ich das nie gemacht. Die Branche hat in jüngster Zeit viel Negatives erlebt. Einige Menschen haben sich kaufen lassen. Aber das wird es dauernd geben, wo Geld im Spiel ist. Die Menschheit hat schon immer gewettet. Deshalb sehe ich da nichts Verwerfliches. Mit expekt.com unterstütze ich einen seriösen Wettanbieter und hoffe, dass andere von meinem Wissen profitieren.

Sie sind seit Juli 2006 kein aktiver Spieler mehr und beobachten das Geschehen von Außen. Sehen Sie den Fußball und die Deutsche Bundesliga seither anders?

Es ergeben sich interessante Betrachtungsweisen. Ich bin oft im Stadion und erlebe die Spiele wie alle anderen auch - als Zuschauer. Gleichzeitig kenne ich viele Spieler und viele Trainer. Da besteht schon noch eine gewisse Nähe. Alles in allem bin ich viel relaxter, weil ich selbst nicht mehr unter Druck stehe.

Können Sie sich eine Rückkehr in die Bundesliga vorstellen - als Trainer oder Manager?

Ja, das ist auch mein Plan. Derzeit mache ich ein Fernstudium zum Manager, um die wirtschaftlichen Zusammenhänge des Fußballs zu verstehen. Das Studium dauert noch 16 Monate. Ich werde in der Sommerpause viel lernen, aber auch Urlaub machen. Durch meine Verpflichtungen für Premiere bin ich ständig unterwegs, vergangene Woche war ich in Manchester beim Champions-League-Spiel. Es gibt immer etwas zu tun.

Gibt es für später schon ein konkretes Angebot aus der Bundesliga?

Nein. Damit lasse ich mir Zeit. Zuerst beende ich das Studium. Dann finden sich bestimmt Mittel und Wege, für einen Verein zu arbeiten.

Bei der Hertha ging es in den vergangenen Wochen rund: Karsten Heine hat Falko Götz als Trainer abgelöst. Manager Dieter Hoeneß stand wegen seines Führungsstils mal wieder in der Kritik. War das alles gerechtfertigt?

Dazu ist schon alles gesagt. Für mich war es offensichtlich, dass die Probleme des Vereins tiefer liegen, an der gesamten Struktur. Da musste sich etwas ändern. Viele wollten das aber nicht hören und fühlten sich von meiner Kritik angegriffen.

Weil sie wussten, dass Sie Recht haben?

Ihnen passt es generell nicht, wenn ich meine Meinung sage. Aber das habe ich schon immer und werde es weiterhin tun, ohne Groll und Hintergedanken. Ich musste früher zu meiner aktiven Zeit auch viel Kritik einstecken und muss es vielleicht bald wieder, falls ich eines Tages als Manager arbeiten sollte.

Positive Kritik für seine Arbeit bekommt vor allem Bundestrainer Jogi Löw. Er setzt in der Nationalmannschaft verstärkt auf den Nachwuchs. Das ist gleichzeitig eine Herausforderung für die Vereine. Halten Sie die Jugendarbeit in Deutschland für ausreichend?

Die Jugendarbeit ist noch entwicklungsfähig, man darf da nie aufhören. Matthias Sammer hat als DFB-Sportdirektor schon viel angestoßen. Jogi Löw unterstützt die jungen Nationalmannschaften, man achte auf die sensationellen Ergebnisse der Juniorennationalteams. Ich bin überzeugt, dass wir auf dem Vormarsch sind. Bald ist es wieder soweit, dass andere Teams sagen: Wir haben Angst vor deutschen Fußballern.

Ihre frühere Mannschaft Borussia Dortmund scheint nach dem 2:0-Sieg gegen Frankfurt den Klassenerhalt geschafft zu haben&

Das hoffe ich sehr& es wäre auch eine Katastrophe, wenn ein Club wie der BVB absteigt. Solche Fans und so ein tolles Stadion gehören nicht in die zweite Liga!

Das Interview führte Alexander Jungert.

Fredi Bobic, 1971 in Slowenien geboren, stürmte 37 Mal für die deutsche Nationalmannschaft. In der Bundesliga brachte er es auf 285 Einsätze, unter anderem beim VfB Stuttgart und bei Hertha BSC Berlin. Seine internationale Karriere führte den gelernten Einzelhandelskaufmann in die englische Premier League (Bolton Wanderers) und in die kroatische Nationalliga (NK Rijeka). Zu Bobics größten Erfolgen zählt der Europameister-Titel 1996. Seit seinem Karriere-Ende im vergangenen Sommer schreibt er regelmäßig für verschiedene Zeitungen, analysiert für den Pay-TV-Sender Premiere Bundesliga- und Champions-League-Spiele und arbeitet für das schwedische Wettportal expekt.com. Weitere Informationen auf www.fredibobic.de ()

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